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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Drach, Karl Alhard von: Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [7,1,1]: die Faience- und Porzellanfabrik zu Kelsterbach a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0037

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Amerüanische Tapetenborte. (Vergl. S. 27.)

Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei.

VII.

Die Faience- und porzellanfabrik zu Aelsterbach a M.

Von L. A. v. Drach.

I. Geschichte.

Nach im großberzogl. k)of- und Ltaatsarchiv zu Darmstadt befindlichen Akten.

Auf eine am 24. März 1758 gemachte
Eingabe erhielten der fürstl. Hofjäger Wilhelm
Crvn zn Rnsselsheim nnd dessen Schwager
Joh. Christian Frede, ein gelernter Faiencier
oder Porzellanfabrikant, welcher am Mönch-
bruch im Triburer Gemeindewald eine zur
Herstellung von Faience vorzüglich geeignete
Erde entdeckt hatte, seitens des Landgrafen
Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt ein
Privileg 6. 6. 15. September 1758) zur An-
lage einer Faiencesabrik; sie begannen sofort mit
Aufrichtung derselben zu Königstetten, einem
Dorfe bei Rüsselsheim. Zunächst nur in kleinem
Maßstab betrieben, lieferte sie sehr geringen
Ertrag, so daß sich Cron bald mit Drangabe
des hineingesteckten Vermögens aus dem Unter-
nehmen herauszog; Frede ließ indessen die
Sache nicht fallen und erhielt in seinem andern
Schwager Kaspar Maintz, kurmainzischem
Wegeinspektor zn Straß-Bessenbach, der auch
cine Cron zur Frau hatte, einen Kompangon,
welcher, nachdem ihm die Niederlassung im
Darmstädtischen gestattet war, mit seinen Mitteln
die Anlage einer neuen größeren Fabrik in
Kelsterbach a. M. möglich machte, die unter
dem 25. Januar 1760 ein neues Privilegium
erhielt, wonach Kaspar Maiutz als der vor-
nehmste und Hauptfabrikant benannt und an-
geführt werden soll. Es wäre möglich, daß mit
I( bezeichnete, gerade nicht häufig vorkommeude

Faiencen den Fabriken zu Königstetten und
Kelsterbach entstammten.

Über den Erfolg und weiteren Verlaus
des Maintzschen Unternehmens fehlen Nach-
richten, da Akten erst wieder aus dem Jahre
1772 vorliegen. Aus denselben geht zunächst
hervor, daß die Fabrik, in welcher nun auch
feines Porzellan Z hergestellt wurde, inzwischen
in herrschaftlichen Besitz übergegangen war und
in dem herrschaftlichen Vorwerke zu Kelster-
bach unter Oberaufsicht des Kammerdirektors
Pfaff betriebeu ward. Das finanzielle Resultat
war aber auch hierbei unbefriedigend und be-
treffen die vorhandenen Akten zunächst das
Projekt eines Berkaufs der Fabrik oder der
Überlassung derselben an eine Gesellschaft, um
durch Aufwendung größerer Mittel zu einem
besseren Ertrag zu kommen; lmbei wird auch
die Anlage einer Pfeifenfabrik nach 'dem Muster
der zu Offenbach, welches damals unter fürstl.
isenburgischer Hoheit stand, ins Auge gefaßt.
Zur Feststelluug des Wertes des Objektes findeu
sich Jnventare und Rechnungen der „Fürstl.
feinen Porzellan-und Faiencefabrik zu
Kelsterbach" aus der betreffenden Zeit; Ende
des Jahres 1772 geht dieselbe an eine Ge-

1) Die von Jacquemart gegebene Notiz, daß eiu
sächsischer Arbeiter, Namens Busch während des
siebenjährigen Krieges eine Porzellanfabrik zu Kelster-
bach angelegt habe, stimmt hierzu sehr gnt.
 
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