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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Bücherschau
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Kleine Mitteilungen
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Kleine Mittsilunflen,

101

scheidet sich zu der Rolle eines praktischen Führers
im Bereiche ornamentaler Kunst,

Jst anch die Gliedernng des ersten Teiles
— In tlmorio -— nicht in allen Teilen zu
billigen, so daß beispielsweise die Dreiheit der
„sonross äs I'ornsinsnt: 1s. nstnrs, I'invsntion
st 1s ^soinLtris" streng logischer Dednk'tion
nicht standhält — so hat der Verfasser doch
den nberreichen Stoff in leicht übersichtlicher
Weise zu ordnen gewußt, Jm zweiten Teil —
Is prstigns — untersucht er auf Grund der
abstrahirten Gesetze den Stoff in seiner Be-
arbeitung (Is institzrs sn osnvrs), behandelt
daS Wichtigste hervorhebend und nach den ange-
wandten Materialien ordnend, die einzelnen Ge-
werbzweige, schildert kurz die technischen Pro-
zeduren nnd flicht an geeigneter Stelle historische
Notizen ein, allerdings mit vorwiegender Berück-
sichtigung Frankreichs. Den gewerblichen Be-
strebungen der Gegenwart wie billig sein vor-
nehmstes Jnteresse zuwendend, kritisirt der Ver-
fasser herrschende Schäden und wendet sich in
einem besonderen Kapitel — äs l'sxpsrsnss
äsns Is instibrs olloisis — gegen den leidigen
Surrogatkultus unserer Jndustriellen, Eine
große Anzahl eigenhändiger Skizzen in meist
kleinem Maßstab erhöhen noch den Wert des
Buches. Vier von diesen Zeichnungen legen
wir unseren Lesern vor. An Fig. 1 (Kopf-
leiste S. 98) zeigt Mayeux, wie Felder von
ungleicher Größe im Charakter eines gegebenen
Motivs (Nr. 2) geschmückt werden können;
Fig, 2 stellt das herrliche japanische Bronze-
Räucherbecken mit lebensgroßem Pfau im South
Kensington-Museum dar, Fig. 3 eine grotesken-
geschmückte Majolikaplatte italienischer Arbeit
nnd Fig. 4 einen Faienceteller aus Rouen.

Wir können diese Ooniposition äöoorstivs
als das Werk eines von sicherem Geschmack ge-
leiteten Fachmannes Lehrenden wie Lernenden
nur empfehlen und sähen es gern in einer für
deutsche Leserkreise berechneten Bearbeitung.

XVII.

L. polisch, Neue Dekorationsmotive. I. Serie.

2. Anfl. Folio. Berlin, Ch. Claesen L Co.

R, 6. Polisch' Name als der eines tüch-
tigen Ornamentisten bedarf in den Kreisen aller,
denen neue Anregung in ihrem künstgewerblichen
Schaffen ein Bedürfnis ist, kaum der Empfeh-
lung. Von früheren Pnblikationen her ist der
Autor vorteilhaft bekannt. Auch diese neue
Serie von 25 Lichtdrucktafeln, welche in zweiter
Auflage vorliegt, verdient offene Anerkennung.
Sie wendet sich besonders an Dekorations-
maler, Bildhauer, Holzschnitzer, Glasätzer, Gra-
veure und Ciselenre.

Die Blätter enthalten in sauberer und
präziser Ausführung füllende und säumende
Dekorationsteile, namentlich Deckenteile, Pen-
dentifs, dann Thürfiillungen und Panneaux
(für Tapisserien gedacht), endlich eine reiche
Auswahl von Friesen nnd Bordüren. Der
Typus des Ornaments bewegt sich auf der
Spur italienischer nnd französischer Renaissance.
Die Erfindnng ist dem Künstler leicht gewor-
den, er weiß mit dem überkommenen orna-
mentalen Apparat frei zu schalten. Besonders
glücklich ist die Behandlung des Blätterwerks,
sie zeugt von genauer Naturbeobachtung, gerät
allerdings zuweilen — bei dem Knicken und
Ilmbrechen der Blattränder — in naturalistisches
Spielen. Die Verteilung der Kompositionen
in den gewählten Rahmen ist durchweg zu
loben; die Zeichnung ist von elegantem Linien-
fluß und die Modellirung — nur wenige
Motive sind flach behandelt — bleibt bei aller
herzhaften Bestimmtheit maßvoll.

Zwei der hübschesten Friesmotive zieren
in verkleinertem Maßstabe als Kopfleisten S. 81
und 105; sie geben dem Leser die beste Vor-
stellnng von dem Inhalt des Werkes.

Rleine Mitteilun g e n.

Drnamentcile Naturstudien.

Der geschätzts Verfasser eines in erster Nummer
des laufenden Jahrgangs dieses Blattes erschienenen
Aufsatzes greift unserem deutschen Kunstgewerbe höchst
snergisch an den Puls und diagnostizirt ein gefähr-

liches inneres Leiden, gegen welches er nur ein Heil-
mittel zu kennen glaubt — die Naturheilmethode
oder, weniger bildlich ausaesprochen, die Rückkehr
zum Studium der Natur auch auf dem Gebiete des
Kunsthandwsrks sowie des kunstgewerblichen Unter-
richtes.
 
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