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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Schmiedearbeiten in Halle a.S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0188

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Schmiedearbeiten in Halle a.

k. — Nur verhciÜnismäßig wenig hat
sich in Halle aus den gläuzenden Tagen er-
halten, als es die Hauptstadt des Erzbistums
Magdeburg und die Residenz des prachtlie-
bendsten deutschen Fürsten der Renaissance, des
Kardinals Albrecht von Brandenburg, war.
Das Andenken an jene große Zeit ist in der
Stadt völlig verblaßt wie der Glanz ihrer
Denkmäler, und die Erinnerung an den unver-
gleichlichen Schatz, welchen der Kardinal in
seiner Lieblingsstiftung, der heutigen Domkirche,
zusammengebracht hatte, bewahrt uns nur das
Halle'sche Heiligtumsbnch, und der prachtvolle
Kodex zu Aschaffenburg: der Schatz selbst ist zer-
streut, verkommeu, für immer verloren.

Fig. 1. Gitterspitze in Halle a. S. Nm 1740.

Die Stadt Halle selbst hat seit den Stür-
men der Reformation erst nach den Freiheits-
kriegen Ruhe gefunden: der dreißigjührige, die
Friedericianischen und die Freiheits-Kriege sind
furchtbar über Sachsen dahingezogen; das
wenige, was in jenen Zeiten gebaut ist, trägt
den Charakter einfacher Nutzbauten. Um so
mehr treten die Bauten der erzbischöflichen Zeit,
vor allem die, welche der Kardinal, nicht immer
mit allzu großer Pietät gegen das Borhandene
aufgeführt hat, aus den späteren trostlosen Ge-
bäuden heraus: die Kirchen, das Rathaus, vor
allem der sog. alte Gottesacker. Seit der
Zerstörung des alten Leipziger Johanniskirch-

hofs steht diese Friedhofsanlage einzig dies-
seits der Alpen da; verwandt ist ihr am
nächsten der durch seine Lage ungleich schönere
alte Leichenhof von S. Peter zu Salzburg.
Einen unregelmäßig viereckigen Platz umgeben 95
flache Bogenhallen, zur Aufnahme der (früher
freistehenden) Särge um 5 m unter das Niveau
des Bodens geführt und ausgemauert. Diese
Bogen sind sämtlich durch Gitter geschlossen,
von denen kein einziges mehr aus der Zeit der
Anlage des Ganzen— zwischen 1557 und 1574
— stammt. Die eisernen Gitter haben später
hölzernen weichen müssen, nur einzelne wohl-
habende Familien haben im vorigen Jahr-
hundert die ihnen gehörenden Bogen durch

Eisengitter schließen lassen. Zu diesen gehört das
unter Fig. 3 mitgeteilte Gitter. Der Bogen ist
hier durch zwei Pilasterpfeiler gestützt: der einzige
Bogen, an dem dies vorkommt, alle übrigen wöl-
ben sich frei. Es scheint, daß die Pfeiler erst ge-
legentlich der Neuvergitterung eingezogen sind;
die Schmiedearbeit trägt das Datum 1731.
Man gewann dadurch eine Thür, die Seiten-
gitter dienen lediglich als Abschlüsse. Die Arbeit
zeigt durchaus den ornamentalen Charakter der
Eisenarbeiten der Barockzeit, einer Zeit, in wel-
cher die Schmiedekunst auf hoher Stufe stand.

I) Vergl. Deutsche Renaissance. Merseburg und
Halle a. d. S., Taf. II—2v.
 
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