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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

DOI Artikel:
Alten, Friedrich von: Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei, [7,1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0192

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Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei.

vn.

Urkundliche Geschichte der „Porzelluin Fabrique" in Iever und Zacharias von Lappelinanns.

Von Lriedrich von Alten.

I. Geschichte dcr F a b r i k.

Vor vielen Jahren brachte die Ausräu-
mung des Hausbodens in der Wohnung eines
Althändlers eine Faiencesuppenschale in den
Besip deS Schreibers dieser Zeilen, welche an
der inneren Seite des Deckels die Jnschrift

L-0

in blauer Farbe trug.

Zeigte nun auch die Form in ihren dick
aufgelegten Blumen, geschwungenen Linien und
gewundenen Griffen, daß diese Schale in der 2.
Hälfte des 18. Jahrhunderts gearbeitet sein
mußte, so war damit doch nicht ausgeschlossen,
daß schon früher iu Jever ein derartiges Hand-
werk getrieben sei. Auch gab ein Stück keinen
Anhalt zu der Annahme, daß diese Fabrikation
über Versuche hinaus gegangen sei. Weitere
Forschungen an Ort und Stelle hatten indes
nur den Erfolg, daß ein zweites kleineres, übri-
gens gleiches Stück aufgefunden wurde: es
ist das unten abgebildete. Unter dem Deckel
und Fuß trngt sie statt des vollausgcschriebeueu
Namens Jever nur den Anfangsbuchstaben

1 c r

Weitere emsigere Nachforschungen im Archiv zu
Oldenburg und Zerbst nach der Zeit oder dem
Meister der Errichtung einer Faiencefabrik
blieben lange völlig erfolglos, selbst die Tra-
dition davon war fast erloschen, nur in einer
Familie hatten sich sehr unbestimmte Über-
lieferungen erhalten, welche vermuten ließen,

Kmistgewcrbeblatt. 11.

daß es sich hier nicht etwa um eine Fabrik
sondern nur um Versuche eines uach Höherem
strebenden Töpfers handele.

Erst vor etwa zwei Jahren kamen im
Lauf der Arbeiten die bez. Akten im hiesigen
Archiv, freilich recht lückenhafter Art, wieder
zutage. Aus diesen ging u. a. hervor, daß
die erforderliche Erdart in Jeverland vorhau-
den und von altersher nach Holland ausge-
führt sei. Den Fundort derselben ausfindig zu
machen, sowie die Dauer der Ausfuhr dieses
Rohmateriales zu ermitteln, war das nächste
Bemühen. Es gelang, festzustellen, daß diese
Erde auf den Gründen des Gutes Barkel etwa
1 Meile südlich von Jever vorkommt. Dieser
Punkt liegt aus einem Vorsprunge des Geest-
rückens in das angeschwemmte Marschland. Er
ist eine altgermanische Kulturstätte, wie ich
anderweit (s. Berichte des Oldenburger Landes-
vereins für Altertumsknnde Heft IV) das
Nähere nachgewiesen habe.

Diese als Regal angesehene Erde wurde
durch Holländer gegen eine Abgabe von 9 Schil-
lingen für das Fuder ausgebeutet. So wurden
1633 für diese Potterde 136 Thlr., 1634
183 Thlr., 1635 75 Thlr. verrechnet. 1695
wurde Klein Barkel au Popkeu Datters verkauft,
doch ohne das Regal, für welches er sich erbot,
4 Schaf. 10 Witt das Fnder zu bezahlen.
Beim Verkauf von Gr. Barkel vergaß man dies
Regal vorzubehalten. Erst 1701 wurde das
Graben nach Potterde als Regal untersagt.
Auch im Kirchspiel Schortens und Sillenstede

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