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Kleine Mitteilungsn.
bis zum Ende des Jahrhunderts Johann und sein
gleichnamiger Sohn folgten. Ein bemerksnswerter
Teppichfries mit der Darstellung der Gesängs Sälo-
mo's rvar vielleicht ein Werk dieser alten Meister und
eine Taufe Christi dürfte kaum späteren Datums sein.
Einer gleichen Stilgattung gehörten wahrscheinlich die
„sxaliors, äs, ousso" an, welche in einem Jnventar
Lorenzo's von Medici erwähnt werden und wovon
ein Stück eine Jagd, das andere ein Turnier dar-
stellte. Die hervorragendsten Schätze des Museums
sind jedoch erst zur Zeit Cosimo's I. angesertigt
worden, der im Jahre 1S45 mehrere flandrische Weber
nach Florenz zog und eine Schuls begründete. Noch
sind die Urkunden vorhanden, welche das Überein-
kommen zwischen dem Vertreter des Herzogs und den
beiden namhaftesten Werkleuten Zoh. Rost und Nikol.
Karcher enthalten, die beids vorher in Ferrara ge-
arbeitet hatten. Das Abkommen mit Joh. Rost vom
September 1548 verpflichtet ihn, mindestens 24 Web-
stühle zu halten und allen jungen Florentinern, die
in seine Lehre gegeben würden, die Kunst zu lehren,
Tapeten zu weben, Wolls und Seide zu särben und
diese Materialien sowie Gold rc. zu spinnen. Der
Unterricht war unentgeltlich, doch mußten die Schüler
sich selbst unterhalten. Der Herzog verpflichtete sich,
die Stühle nebst Zubehör zu beschaffen und Rost
ein Jahrgehalt von bltl) Scudi in Gold zu zahlen.
Der Kontrakt mit Karcher vom November 1550
ist dem Jnhalte nach gleich, doch war er nur zum
Halten von 18 Stühlen verpslichtet und erhielt
200 Scudi Gehalt. Beide Urkunden sind nur Er-
neuerungen von etwa drei bis vier Jahre älteren
Kontrakten und durch die Zunahme der Geschüfte
sowie die wachsende Schülerzahl bedingt. Wie es sich
voraussehen ließ, nahmen die Jtaliener nicht auf
längere Zeit die Art der flandrischen Weber für ihre
Tapeten an; sie erlernten von ihnen nur das rein
Handwerksmäßige, während sie übrigens sehr bald
nach ihrem eigenen künstlerischen Geschmack verfuhren.
Binnen kurzem wurden hervorragende Künstler der
Akadsmie von S. Lukas Zeichner für die Weber der
Arazzi. Salviati, der Freund Vasari's, entwarf die
Kartons sür sine im Museum bsfindliche Kreuzab-
nahme, welche Rost im Jahre 1552 fertigte, fowie für
einen Eccehomo und eine Auferstehung Karchers aus
dem Jahre 1553. Die Arbeit scheint ziemlich gleich-
mäßig unter die beiden Werkstätten vertsilt worden
zu sein — von zwanzig Tapeten, weiche die Geschichte
Josefs darstellen und die zwischen 1547 und 1550
entstanden, waren neun von Rost, elf von Karcher;
von Bachiacca's vier Kartons der Monate drei
von Rost, einer von Karcher, der gleichzeitig eine
andere Tapete mit Grotesken desselben Meisters aus-
sührte. Die MarkeRostswar einStückFleisch amSpieß,
Karcher zeichnete mit einem Monogramm. Um 1553
arbeitete Nost an den schönen im Museum befindlichen
Tapeten: „Die Gerechtigkeit besreit die Unschuld" und
„Flora"; zwei etwa gleichzeitige Tapeten mit Szensn
aus dem Leben Cäsars entstammen einer Werkstätte
in Bologna, wo der Herzog sie kaufte. Neben der
Vervollkommnung des künstlerischen Wertes der flan-
drischen Tapeten gestalteten dis Jtaliener dieselben
auch reicher und prächtiger im Material. Die flandrische
Arbeit wurde fast ausschließlich in Wolle und Zwirn
hergestellt, die Venezianer und Florentiner Tapeten
zeigen vielfach leuchtends Farbe in Seide und schillern-
dem Golddraht. Die Technik sämtlicher Meister des
sechzehnten Und siebzehnten Jahrhunderts war die
Hauts-Iisss-Arbeit. Karcher hörte im Jahrs 1553
auf zu arbeiten und Rost starb im Jahre 1563.
Hiernach hört man nichts mehr von Flamländern.
Die von ihnen herangebildeten Schüler waren Meister
geworden und Benedetto Squilli übernahm die eine
Werkstätts, Giovanni Sconditi die andere. Etwas
später vereinigte Guaspari Papini beide und ließ seine
Kartons von Künstlern hsrstellen. Alessandro Allori
entwarf die Zeichnungen zu drei im Museum befind-
lichenTapeten mit Szenen aus dem Leben Christi, eben-
so zu sechs prächtigen Stücken mit der Geschichte des
Phaeton, welchePapini zwischen 1587 und 1621 fertigte.
Cigoli lieferte die Zeichnungen zu Christus vor Herodes
und anderen, während Bernardino Pocetti dauernd
für das Znstitut beschäftigt war. Während der Re-
gierung Ferdinands I. und Cosimo's II. ging die Flo-
rentiner Manufaktur etwas zurück, wohingegen die von
ihr beeinflußten sranzösischen Fabriken ungemeine
Fortschritte machten. Um dieselbe Zeit, zu der die
Jtaliener die Technik der Bildwebsrei aus Flandern
einführten, holten die Franzossn ihre künstlsrischen
Anschauungen aus Jtalien. Primaticcio zeichnete
für die Weber Franz' I. und Raffael verschmähte es
nicht, für diese Zwecke zu arbeiten, wie die Kartons
von Hampton Court bezeugen. Ein Gleiches that
Giulio Romano. Auf derartige italienische Ein-
flüsse ist die Entstehung der Gobelinmanufaktur in
Paris zurückzusühren, welche das Mutterinstitut so weit
überflügelte, datz der Großherzog Ferdinand II. von
Toskana hoffen konnte, durch die Anstellung eines
Franzosen Pierre Sevsre die Florentiner Manu-
saktur wieder auf ihre alte Höhe zu bringen. Von
diesem Meister rühren eine große Anzahl der Bild-
teppiche im neuen Mujeum her, dersn originellste die
allegorischen Darstellungen von Tag und Nacht, Winter
und Sommer sind. Ob es aus Sparsamkeitsrücksichten
geschah oder durch die Schwierigkeit bedingt war, im
Anfange des siebzehnten Zahrhunderts bei der niedrigen
Stufe der derzeitigenFlorentinerKunst tüchtigeKünstler
zu finden —, jsdenfalls scheint Sevsre mshr nach
Kopien älterer Meister als nach Originalen gearbeitet
zu haben. Es finden sich unter seinen Arbeiten Ta-
peten nach Michelangelo, Del Sarto, Cigoli und
anderen Künstlsrn, sogar das Kopiren einer älteren
Tapete nach Karcher wurde nicht verschmäht. So
geschickt auch Papini sowohl als Sevsre waren, so ist
doch wohl vorzugswsise auf sis der Rückgang der
Bildweberei nach Art der Arrastapeten zurückzuführen.
Sie imitirten Ölgemälde derartig genau, daß ihre
Tapeten gleich Bildern eingerahmt wurden —, dsr
alte Gebrauch der Tapeten zur Wandbeklsidung hatts
aufgehört und die Tapetenweberei verfiel, indsm sie
nicht mehr ein Zweig der dekorativen Kunst blieb,
sondern malerische Wirkungen anstrebte. Nach Sevsre
Kleine Mitteilungsn.
bis zum Ende des Jahrhunderts Johann und sein
gleichnamiger Sohn folgten. Ein bemerksnswerter
Teppichfries mit der Darstellung der Gesängs Sälo-
mo's rvar vielleicht ein Werk dieser alten Meister und
eine Taufe Christi dürfte kaum späteren Datums sein.
Einer gleichen Stilgattung gehörten wahrscheinlich die
„sxaliors, äs, ousso" an, welche in einem Jnventar
Lorenzo's von Medici erwähnt werden und wovon
ein Stück eine Jagd, das andere ein Turnier dar-
stellte. Die hervorragendsten Schätze des Museums
sind jedoch erst zur Zeit Cosimo's I. angesertigt
worden, der im Jahre 1S45 mehrere flandrische Weber
nach Florenz zog und eine Schuls begründete. Noch
sind die Urkunden vorhanden, welche das Überein-
kommen zwischen dem Vertreter des Herzogs und den
beiden namhaftesten Werkleuten Zoh. Rost und Nikol.
Karcher enthalten, die beids vorher in Ferrara ge-
arbeitet hatten. Das Abkommen mit Joh. Rost vom
September 1548 verpflichtet ihn, mindestens 24 Web-
stühle zu halten und allen jungen Florentinern, die
in seine Lehre gegeben würden, die Kunst zu lehren,
Tapeten zu weben, Wolls und Seide zu särben und
diese Materialien sowie Gold rc. zu spinnen. Der
Unterricht war unentgeltlich, doch mußten die Schüler
sich selbst unterhalten. Der Herzog verpflichtete sich,
die Stühle nebst Zubehör zu beschaffen und Rost
ein Jahrgehalt von bltl) Scudi in Gold zu zahlen.
Der Kontrakt mit Karcher vom November 1550
ist dem Jnhalte nach gleich, doch war er nur zum
Halten von 18 Stühlen verpslichtet und erhielt
200 Scudi Gehalt. Beide Urkunden sind nur Er-
neuerungen von etwa drei bis vier Jahre älteren
Kontrakten und durch die Zunahme der Geschüfte
sowie die wachsende Schülerzahl bedingt. Wie es sich
voraussehen ließ, nahmen die Jtaliener nicht auf
längere Zeit die Art der flandrischen Weber für ihre
Tapeten an; sie erlernten von ihnen nur das rein
Handwerksmäßige, während sie übrigens sehr bald
nach ihrem eigenen künstlerischen Geschmack verfuhren.
Binnen kurzem wurden hervorragende Künstler der
Akadsmie von S. Lukas Zeichner für die Weber der
Arazzi. Salviati, der Freund Vasari's, entwarf die
Kartons sür sine im Museum bsfindliche Kreuzab-
nahme, welche Rost im Jahre 1552 fertigte, fowie für
einen Eccehomo und eine Auferstehung Karchers aus
dem Jahre 1553. Die Arbeit scheint ziemlich gleich-
mäßig unter die beiden Werkstätten vertsilt worden
zu sein — von zwanzig Tapeten, weiche die Geschichte
Josefs darstellen und die zwischen 1547 und 1550
entstanden, waren neun von Rost, elf von Karcher;
von Bachiacca's vier Kartons der Monate drei
von Rost, einer von Karcher, der gleichzeitig eine
andere Tapete mit Grotesken desselben Meisters aus-
sührte. Die MarkeRostswar einStückFleisch amSpieß,
Karcher zeichnete mit einem Monogramm. Um 1553
arbeitete Nost an den schönen im Museum befindlichen
Tapeten: „Die Gerechtigkeit besreit die Unschuld" und
„Flora"; zwei etwa gleichzeitige Tapeten mit Szensn
aus dem Leben Cäsars entstammen einer Werkstätte
in Bologna, wo der Herzog sie kaufte. Neben der
Vervollkommnung des künstlerischen Wertes der flan-
drischen Tapeten gestalteten dis Jtaliener dieselben
auch reicher und prächtiger im Material. Die flandrische
Arbeit wurde fast ausschließlich in Wolle und Zwirn
hergestellt, die Venezianer und Florentiner Tapeten
zeigen vielfach leuchtends Farbe in Seide und schillern-
dem Golddraht. Die Technik sämtlicher Meister des
sechzehnten Und siebzehnten Jahrhunderts war die
Hauts-Iisss-Arbeit. Karcher hörte im Jahrs 1553
auf zu arbeiten und Rost starb im Jahre 1563.
Hiernach hört man nichts mehr von Flamländern.
Die von ihnen herangebildeten Schüler waren Meister
geworden und Benedetto Squilli übernahm die eine
Werkstätts, Giovanni Sconditi die andere. Etwas
später vereinigte Guaspari Papini beide und ließ seine
Kartons von Künstlern hsrstellen. Alessandro Allori
entwarf die Zeichnungen zu drei im Museum befind-
lichenTapeten mit Szenen aus dem Leben Christi, eben-
so zu sechs prächtigen Stücken mit der Geschichte des
Phaeton, welchePapini zwischen 1587 und 1621 fertigte.
Cigoli lieferte die Zeichnungen zu Christus vor Herodes
und anderen, während Bernardino Pocetti dauernd
für das Znstitut beschäftigt war. Während der Re-
gierung Ferdinands I. und Cosimo's II. ging die Flo-
rentiner Manufaktur etwas zurück, wohingegen die von
ihr beeinflußten sranzösischen Fabriken ungemeine
Fortschritte machten. Um dieselbe Zeit, zu der die
Jtaliener die Technik der Bildwebsrei aus Flandern
einführten, holten die Franzossn ihre künstlsrischen
Anschauungen aus Jtalien. Primaticcio zeichnete
für die Weber Franz' I. und Raffael verschmähte es
nicht, für diese Zwecke zu arbeiten, wie die Kartons
von Hampton Court bezeugen. Ein Gleiches that
Giulio Romano. Auf derartige italienische Ein-
flüsse ist die Entstehung der Gobelinmanufaktur in
Paris zurückzusühren, welche das Mutterinstitut so weit
überflügelte, datz der Großherzog Ferdinand II. von
Toskana hoffen konnte, durch die Anstellung eines
Franzosen Pierre Sevsre die Florentiner Manu-
saktur wieder auf ihre alte Höhe zu bringen. Von
diesem Meister rühren eine große Anzahl der Bild-
teppiche im neuen Mujeum her, dersn originellste die
allegorischen Darstellungen von Tag und Nacht, Winter
und Sommer sind. Ob es aus Sparsamkeitsrücksichten
geschah oder durch die Schwierigkeit bedingt war, im
Anfange des siebzehnten Zahrhunderts bei der niedrigen
Stufe der derzeitigenFlorentinerKunst tüchtigeKünstler
zu finden —, jsdenfalls scheint Sevsre mshr nach
Kopien älterer Meister als nach Originalen gearbeitet
zu haben. Es finden sich unter seinen Arbeiten Ta-
peten nach Michelangelo, Del Sarto, Cigoli und
anderen Künstlsrn, sogar das Kopiren einer älteren
Tapete nach Karcher wurde nicht verschmäht. So
geschickt auch Papini sowohl als Sevsre waren, so ist
doch wohl vorzugswsise auf sis der Rückgang der
Bildweberei nach Art der Arrastapeten zurückzuführen.
Sie imitirten Ölgemälde derartig genau, daß ihre
Tapeten gleich Bildern eingerahmt wurden —, dsr
alte Gebrauch der Tapeten zur Wandbeklsidung hatts
aufgehört und die Tapetenweberei verfiel, indsm sie
nicht mehr ein Zweig der dekorativen Kunst blieb,
sondern malerische Wirkungen anstrebte. Nach Sevsre