Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

DOI Artikel:
Graul, Richard: Kunstgewerbliche Streifzüge, [2]: über amerikanische Papiertapeten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0032

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Runstgewerbeblatt. 2. Iahrgang.

Nr. 2.

Fig. 1. Amerikanischer PapiertapeicnfrieS <60 em hoch>.

Kunstgewerbliche ^treifzüge.

von Nichard Graul.

II. IIber a iu er i k a u i s ch e P a p i e r 1 a p e t eu.
Mit Abbildungen und 2 Tafeln.

Die Entwickelunc; der mnerikanischen Kunst-
industric erscheint nn dem Maßstab enropäischer
Znstände gcmessen im allgemeinen als eine
anorniale. Die Bedingungen, unter denen sie
in den letzten Jahren mit großer Schnelligteit
nuf mehrercn Gebieten eine beachtenswerte Hohe
erreicht hat, wurzeln in ganz besonderen wirt-
schaftlichen Verhältnisscn der Union — Ver-
hältnisse, anf die im Anschluß an eine Studie
im ^rt .lonruaterst letzthin in diesen
Blättern (Bd. I. 217 f.) knrz hingewiesen wnrde.
Als Anlaß sür diese gewerbliche Entwickelung
mag die Lagc der Dinge uach dem Seccssions-
krieg bestimmend gewesen sein: erst nm die
Mitte der sechziger Jahrc cntstand in den
Vereinigten Staaten eine nberans rege indnstrielle
Bewegnng, und es darf dabei nicht berschwiegen
werden, daß die Schutzzollpolitik der Union
der einheimischen Betriebsamkeit in hohem Grade
fvrdertich war.

Die erstcn dauerndcn Erfolge erwarb sich
die anfstrebendc Jndnstrie mit zahlreichen Ver-
besserungen nnd Erfindnngen ans rein tcchnischem
Gebiete. Dort hingegen, wo knnstlerischerSchmuck
die Hervorbringungen der Hand nnd der
Maschine adeln sollte, da lag sie danieder
unter dem Frvn auständischen Einflnsses.
Noch vor einem Jahrzehnt gab die knnstge-

l) Tbs proKN88S ot amsriemi llseorative art,,
Uurx 0. Ilnmplirezls. Uevr ssries, dlo. Z7, 39,
47 (1884).

Kunstgewerhcblatt. ii.

werbliche Produktion Frankreichs nnd Englands
den iiordameriknnischen Bestrebnngen Ziel und
Richtnng, nnr ganz vereinzelt tanchten Ver-
snche auf, dieAbhängigkeit vvn Enropa in Fragen
des Geschniacks abznschütteln. Man kann sagen,
daß es in crster Linie die hervorragenden
technischen Vervollkommnnngen ivaren, welche
mchr und mehr begnnnen, den Bann modischer
Beeinflussungen zu brechen: sie stclltcn deni
dekorativen Künstler neue Aufgabe», drängten
ihn a»s nene, ungewohnte Bahnen nnd er-
möglichten dergestalt cine selbständige Lösung.
Die Ansstcllnngsberichte bis znm Jahre 1873
schweigen noch über die Ansätze zn solchen ge-
werblichen Wandlnngen. Jn Wien war Nord
amerika so schwach vertreten, daß I. Falke sich
zu dem Schluß bcrechtigt glanbte, „die Knnst-
indnstrieNordamerikas existire überhauptnicht"').
Erst die kritischen „Briese aus Philadelphia" Vvn
F. Renleaux (1876) warfen nns Dentschen ins
besondcre die „Unterschätzung der amerikanischen
Jndiistric nnd des amcriknnischcn Marktes" Vvr
und brachten Kunde von maunigfcichen Fort-
schritten in gewissen Zwcigen des Knnstgewerbes.
Bestätigten sich auch diese Wahrnehmungen anf
der Pariser Weltansstellnng (1878) noch nicht in
dem Maße, wie man es allgemein erwartete,
so unterließ I. Lessing doch nicht den Hinweis
nnf bestimmte Merkmale einer eigenartigen

1) S. „die Kunstindustrie auf der Wiener Wslt-
ausstellung" (Gerolds Sohn 1873) S. lüli.
 
Annotationen