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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Bach, Max: Das Musterbuch eines Harnischätzers
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0090

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Runstgewerbeblatt, 2. Iahrgang,

Nr. 5,

Friesmotiv aus Polisch. Neue Dekorationsmotive. (S. S. 101.)

Das Musterbuch eines Harnischätzers.

von Nax B a ch.

Mit Illustration.

Jn der Handschriftensammlung der königl.
ösfentlichen Bibliothek zu Stuttgart befindet
sich snb Nilitaria Nr. 24 ein klein Folio Band,
ohne nähere Bezeichnung und Aufschrift, welcher
sich sofort als das Musterbuch eines Harnisch-
ätzers aus der Mitte dcs 16. Jahrhunderts zu
erkennen giebt. Der einfache Pappband, dem
noch ein weiteres nicht dazu gehöriges Manu-
skript übcr Biichsenmeisterei beigebunden ist,
enthält 45 signirte Blätter mit Handzeichnungen
von Rüstungen, welche ohne Zweifel ein
Augsburger Künstler in den Jahren 1548—
1563 für verschiedene Waffenschmiede geätzt hat.
Es sind flüchtig, aber sicher gezeichnete kolorirte
Federzeichnungen und stellen im Profil ge-
zeichnete gewappnete Ritter dar, die gewöhn-
lich einen in den betreffenden Wappenfarben
kolorirten Kommandostab in der rechten Hand
halten. Andere sind mit der Turnierlanze, dem
Landsknechtspieß oder mit dem Schwert darge-
stellt; bei einigen ist noch der Schild einzeln
beigefügt oder auch sonstige Details und Aus-
stattungsstücke der Rüstnng, ferner ist bei vielen
das schön heraldisch stilisirte Wappen des Be-
sitzers beigegeben.

Die beiderseits bemalten Blätter sind hand-
schriftlich bezeichnet mit den Namen der Waffen-
schmiede und der Herren, für welche sie ge-
fertigt wurden. Wir lernen daraus folgende
Waffenschnliede kennen: Desiderins Helmschmidt,
Mattheus Frauenpreiß, Hans Lützenberger,
Conrad Richter, Wolf Ncymar, Antou Pfesfcr-

Kunstgewerbeblatt. II.

haußer, Wilhelm Frisenhofer, Wilhelm Seissen-
hofer und Pangraz Weiß.

Die Namen der Herren sind nicht immer
ganz sicher lesbar, zumal viele spanische Adclige
ans dem Gefolge Kaiser Karls V. dabei
fignriren. 11m einen Begriff von der naiven
Schreibweise des Künstlers zu erhalten, geben
wir den Wortlaut der ersten 25 Blätter.

Seite 1 und 2. „Disen stech küryß hab ich
dem Disederius Helmschmidt gheetz 1548.

3—4. Disen stech zeug hab ich dem Desi-
derius Helmschmidt gheez 1549 gehert dem Don
Diego de schwaderano (?) item disen fuß küriß
hab ich dem mathens frawenbreys gheez gehertt
dem Donn kaspar de qninerath (?) 1549.

5—6. item disen stech kiriß hab ich dem
matheus frawenbreiß geez gehert auch dem
kaspar de qninerach 1549.

7. disen Kampff kyriß hab ich dem Mntthcus
frawenbreyß gheez gehertt dem durchlauchtigsten
Herrn maximilianus erzhertzog zn Österreich
1549. (Unten das Wappen mit der Kette des
goldenen Vließes.)

8. disen feldkiriß hab ich dem . . . (abge-
schnitten) bernaldinus mauricius de lara 1549.

9—10. item disen stech kiriß hab ich dem
matheus frawenbreiß gheez gehert dem Herrn
vrattila von Bruschstain zu Helfenstain (?) 1549.

11. item disen fuß kiriß hab ich dem
mattheus frawenpreiß geezt gehert auch dem
Herrn vratilan von Brustthstain (?) zn Helfen-
stain 1549.

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