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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Grosch, H.: Norwegische Volksindustrie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0159

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Von H. Grosch.

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genden, und in diesem Falle, an welche sie ge-
knüpft ist, läßt sich znr Zeit wohl kanm be-
stimmen. Nach dem zu urteilen, was sich jetzt
noch findet, muß die Kunst im nvrdlichen Teil
von Gudbrandsdalen, woher das Kunstindustrie-
museum zu Christiania seine schönsten Teppiche
hat, sehr hoch gestanden haben. Znr Zeit ist
es, soweit bekannt, hauptsächlich nur Har-
danger nnd umliegende Distrikte, wo noch
künstlerische Arbeiten verfertigt werden.

Von allen Arbeiten nnseres nationalen
Kunstfleißes ist wahrscheinlich die Stickerei im
größten Umfang geübt worden, aber an die Aus-
schmückung der Kleidnng geknüpft, hat auch diese
sich mehr nnd mehr nach den mehr abseits
liegenden Gebirgs- und Fjorddistrikten, wo
der Bauer noch seine alten Nationaltrachten
hat, zurückgezogen. Jm besonderen zeichnet
Thelemarken mit umliegenden Bezirken, wie
anch Hardanger und einzclne der andercn
Fjorddistrikte sich dnrch geschmackvolle Anord-
nung der Muster, harmonische Farbenwahl und
eine besonders sorgfältige Ausführung aus.

Was endlich die Schmuckarbeit betrifft, so
wird sie, wenn nicht ausschließlich, so doch ganz
überwiegend in den Distrikten gepflegt, in denen
oder in deren Nähe das edle Metall am häu-
figsten vorkommt nnd gewonncn wordcn ist; so
hanptsächlich in Thelemarkcn und Numcdalcn.
Es crgiebt sich bei näherer Untersuchung, daß
die Schmnckgegenstände, die man znm Beispiel
in Hardanger findet, fast ansschließlich Stadt-
arbeit oder nach solcher ansgeführt sind.

Übrigens beruhen dieseBemerkungen über die
Verbreitung der verschiedenen Zweige des Haus-
fleißes im Lande lediglich auf Vermutungen, die
sich darauf stützen, daß dic genanntcn Distrikte

sich am reichsten an derartigen Arbeiten gezeigt
haben. Mangel an notwendigem Material hat ein
tiefer gehendes Studium unserer Hausindustrie
und der damit in Verbindnng stehenden Fragen
bis jetzt leider wesentlich gehindert. Bei der
Errichtung des Kunstindustriemuseums in Chri-
stiania 1876 war darum eines der wesentlichsten
Zwecke, hier die Erzeugnisse eines nationalen
Kunstfleißes, die sich noch in den verschiedcnen
Distrikten fanden, zu sammeln und für das Land
wieder nutzbar zu machen. Es war die höchste
Zeit, daß es geschah. Spnren des Verfalls und
Rückgangs zeigtcn sich in allen Richtungen.
Das eigene Jnteresse der Bauern für diese
Arbeiten war schon lange gering, und was
ältere Zeiten uns hinterlassen hatten, war zum
großen Teil schon von in- und ausländischen
Museen und Sammlern angekaust.

Leider standen dem Museuin nur sehr geringe
Geldmittel zur Verfügung, und es war darum
außerstande, die Sache mit der wünschenswerten
Energie anzufassen. Obgleich man sich des-
halb darin finden mnßte, langsam vorwärts zn
gehen, nnd sich gezwungen sah, manchen inter-
essanten Gegenstand aus den Händen gleiten zn
lassen, ist es doch gelungen, nach nnd nach in den
folgenden Jahren eine Sammlung von Arbeiten
norwegischen Hausfleißes zustande zn bringen,
die sowohl durch ihre verhältnismäßige Voll-
ständigkeit als auch dnrch den künstlerischen und
technischen Wert der einzelnen Gegenstände von
großer wissenschaftlicher und praktischer Bedeu-
tung ist.

Gestützt auf diese Sammlungen des Mu-
seums soll in einigen späteren Artikeln eine
eingehende Schilderung der einzelnen Zweige
norwegischer Hansindustrie gegeben werden.

Fub cincs Kelches der Nikolaikirche zu llkostock.

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