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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Vom 2. Delegirtentag der deutschen Kunstgewerbevereine zu Dresden
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Vom 2. Delegirtentag der deutschen Kunstgewerbevereine zu Dresden.

Schaffen einer in sich geschlosfenen Künstler-
schnle, sondern um einen handwerklichen Kunst-
betrieb, dessen Ausübung naturgemäß zumeist
von untergeordneten Kräften ansgeht. — Wie
sehr in diesen Erzeugnissen die vielfachen Be-
rührungspunkte mit Vorbildern der Antike,
des Mittelalters, des Orients nnd der Renais-
sance zu erkennen sind, weist Jacobsthal an
einzelnen treffenden Beispielen nach. Als Vor-
bilder der Antike kommen namentlich die von

Fig, S. Gemalte Fliese, Pal, Pitti, Florenz,

Ponipeji aus fortdauernd einwirkenden Reste
in Betracht. Die antikcn Mosaikfußböden
haben, wie an Beispielen aus Palermo und
Neapel erläutert wird, selbst zur Nachahmung
der Umrißlinien der Mosaiksteinchen geführt.
Da bei den füditalienischen Fliesen jede einzelne
ohne Anwendnng der Matrize zur Herstellung
des Musters mit der Hand bemalt wird, so hat
sich hieraus das leichter mit dem Pinsel zu
zeichnende Schnppenmuster entwickelt. Direkte
Wiederholungen von Vorbildern für komplizir-

tere Mnster hat der Verfasser ferner in einem
Mosaikfußboden der Villa Tiburtina des Ha-
drian und in einer Deckendekoration der Ther-
men von Pompeji gefunden, Ein ähnlicher
Nachweis ist für viele der mitgeteilten Muster
durchgeführt. Die bei den Fliesen verwendeten
Farben sind im wesentlichen dunkelblau, hellblau,
dunkelorangegelb, hellgelb, schwarz und braun,
sowie einige Nüancen von grün und rot. Die
süditalienische Faiencemalerei verzichtet daher
bei der Herstellung der Fliesen auf die reiche
Farbenskala, die ihr zum Beispiel für die Aus-
führung von Kopien nach Gemälden zur Ver-
fügung steht. Eine Probe dieser letzteren Art
ist die bekannte Kopie des antiken Mosaik-
gemäldes der Alexanderschlacht für die römi-
schen Bäder von Charlottenhof bei Potsdam.
Jn den einfacheren Zusammenstellungen der
Farben erreicht die süditalienische Fliesenmalerei
ihre glücklichsten Resultate. Bei reicherer Farben-
gebung treten zuweilen herbe Dissonanzen auf,
die eben nur unter dem Lichte des südlichen
Himmels ihre Härten verlieren. — Einen eigen-
artigen Reiz erhalten alle diese Arbeiten da-
durch, daß jede einzelne Fliese freihändig be-
malt wird. Ein illustrirter Anfsatz von
Knochenhauer über die Herstellung der Flie-
sen vom Bereiten des Thones bis zum Brand
beschließt die stattliche Publikation. Die dreißig
Farbendrncktafeln des Werkes sind in dem litho-
graphischen Jnstitut von W. Greve in Berlin
mit großer Sorgfalt hergestellt. Die beistehen-
den Figuren 1 — 3 geben einige Proben der
Fliesen, ohne den besonderen Reiz der farbigen
Wirkung auch nur andeuten zu können.

Vom 2. Delegirtentag der deutschen Kunstgewerbevereine

zu Dresden.

R6. — Der derzeitige Vorort des Ver-
bandes der deutschen Kunstgewerbevereine Dres-
den hatte für den 18.—19. April einen zweiten
Delegirtentag einbernfen. Derselbe war von
15 Vereinen mit 5762 Mitgliedern beschickt
(nur Braunschweig war nicht durch Delegirte
vertreten), die Stimmenzahl betrng 28. Die auf
der Tagesordnung stehenden Punkte waren

durchweg nicht von großer Bedeutung, so daß
sich auch die Verhandlungen schnell und glatt
abwickelten, Nach Erledigung der rein ge-
schäftlichen Angelegenheiten wurden die Kunst-
gewerbevereine zu Quedlinburg (mit 150
Mitgliedern) und zu Hannover (neubegründet
mit 250 Mitgliedern) in den Verband aufge-
nommen. Die auf dem 1. Delegirtentag ange-
 
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