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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 2.1886

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Schneider, Friedrich: Die Brendelschen Chorstühle im Dom zu Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4121#0230

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Aimstgewerbeblatt. 2. Jahrgang.

Nr. u-

Fricsstück aus gebranntem Thon. Jtalien. Anfang 16. Jahrh.

Die Vrendelschen (Lhorstühle iin Donr zu Alainz.

Von Friedrich chchneider.

Mit 2 Abbildungcn.

So verdienen, im Nnterschiede von dem
mcichtigen Barockgestühl des Westchores im
Mmnzer Dom, nnch dcm Namen dcs knnstsinnigen
Fürsten, in desscn Anftrag sie cntstanden nnd
mit dessen Wappen sie an mehreren Stellen
geschmückt sind — des Kurfürsten Brendel von
Homburg — jene drei Stuhlreihen genannt zu
werden, welche zur Zeit in der Nikolauskapelle
des Domes sich bcfinden nnd sicher zu den
wertvollsten knnsthandwerklichen Leistnngen der
zweiten Halfte des 16. Jahrhundcrts anf deut-
schem Boden zählen.

Bereits im Jahre 1853 wies W. Lübke
im Dentschen Kunstblatte darauf hin und be-
zeichnete diese Arbeiten als das Reichste nnd
Schönste, was er von derartigen Werken in
Dentschland gcsehen. Jn der Einleitung, >vo-
mit er dann die Aufnahmen von Nohl nnd
Bogler (Glogau, 1863) begleitete, fügte er hinzu,
daß anch die prachtigstcn Chorstühlc Jtaliens
an Kunstwert die Mainzer kanm übertreffen
und daß diese überhaupt zu den edelsten
Leistungen der goldenen Zeit der Renaissance
zu zählen sind. Diesem Urteile bleibt er
nencstens in sciner Geschichte der deutschen
Renaissance treu, wo er unserer Chorstühle
wiederholt gedenl't. Gern hebe ich dieses Ur-
teil hier hervor, weil damit frühe schon die
richtige Würdigung dieses einzigen Werkes be-

Kunstgewerbeblatt 11.

gründct nnd ihm die gebührendc Stclle nnter
dcn übrigcn und namcntlich den verwandten
Denkmalen eingeränmt wnrde. Das allcs ge-
schah anf das Ansehen eines »rteilsfähigen
Zengcn nnd auf die siir ihre Zeit ganz ver-
dienstlichen Aufnahmen von Nohl und Bogler.
Es wäre unbillig, dcn Wert ihrer Darstellungcn
zn verkennen; sie sind mit gntem Verstündnis
aufgefaßt nnd von tüchtiger Hand wiederge-
geben. Bei den beschränkten Mitteln der Wieder-
gabe lassen sie die Schönheit dcr Vorbilder
zwnr ahncn, ein genügendes Bild vermochten
sie nicht zu gcben. Dazu kam noch, daß bis in
die jüngste Zeit cin häßlicher Anstrich das ganze
Stuhlwerk überzog; nicht nnr die eigentümliche
Wirknng des Holzes nnd die mit künstlerischer
Freiheit dnrchgeführte Behandlnng im einzelnen
ging vollständig vcrlorcn, svndcrn auch dic Ver-
schiedenheit der Holzarten mit ihren eigentüm-
lichen Masernngen und die farbigen Einlagen
warcn völlig verdeckt.

An einzelnen Stellen waren die Einlagen
anfgequollen und führten sv zu dem Versuch,
das Holzwerk von dem hnßlichen Ölfarbenan-
strich zn befreicn. Die Farbe saß in mehreren
Schichten über einander nnd war derart ver-
härtet, daß sie den znr Reinigung angewandten
Mitteln die grvßtcn Hindernisse cntgegensehte.
Vorsichtige Versnche führtcn endlich doch zum

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