NORDBÖHMISCHE KUNSTINDUSTRIEN.
faltete in dieser Gegend bald eine rührige Thätig-
keit. „Seine Thätigkeit, wie er mit kühnem Mute
der Schrecknisse der Waldeinseinsamkeit Herr wird,
den Boden mit den alten Stätten menschlicher Ge-
sittung in Verbindung bringt, ihm kirchliche Weihe
und politische Abgrenzung verleiht, ist ein sprechen-
des Bild der Verbreitung deutscher Kolonisten in
diesen Grenzlanden." Ihm wird auch die erste An-
regung zu den Glashütten des Böhmerwaldes zuge-
schrieben. (Schlesinger, Geschichte Böhmens. Prag,
Böhmische Glasflasche.
1870, S. 92.) Ob aber hier nur Rohglas oder auch
schon Hohlglas gemacht wurde, ist nicht festzu-
stellen. Aus den folgenden Jahrhunderten liegen
keine Nachrichten über die böhmische Glasindustrie
vor, auch sind aus der Zeit Karls des IV. (1346—
1378) oder aus der vor ihm liegenden Zeit Glasge-
fässe nicht erhalten, wenn es nicht gelingt, die weiter
unten erwähnten sogen. „Hedwigsgläser" auf böh-
mische Provenienz zurückzuführen. Erst aus dem
Ende des 14. Jahrhunderts wird von der böhmischen
Hohlglasindustrie berichtet, dass sie schon ziemlich im
Schwung gewesen zu sein scheine, da sich die „Glaser"
(der damalige Begriff „Glaser" deckt sich nicht mit
unserem gleichlautenden heutigen Begriffe, sondern
umfasste die Glasgraveure, Glasschneider, Glas-
schleifer u. s. w.), sowie die Goldschmiede mehr als
Künstler denn als Handwerker betrachteten. (Schle-
singer, 1. c. S. 289.) Diese Angabe dürfte auch mit
dem Berichte des Aeneas Sylvius (f 1464) überein-
stimmen, der erzählt, dass zur Zeit seines Aufent-
haltes in Böhmen dieses Land mit Glas gleichsam
überschwemmt gewesen sei. Nichtsdestoweniger je-
doch ragte auch während dem folgenden Jahrhun-
dert die böhmische Glasindustrie noch nicht hervor,
denn im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts werden
nur drei Gewerbe, und zwar die Waffenfabrikation,
Böhmischer Glaspokal.
das Brauwesen und die Lein- und Tuchweberei als
in grossartigem Massstabe gepflegt geschildert. Das
in einer Verordnung des Wiener Stadtbuches vom
Jahre 1354 erwähnte „Waldglas", das zum Unter-
schied von dem „Venedischen oder sonstigen" Glas,
welches lediglich am hohen Markte verkauft werden
dürfe, an beliebigen Orten feilgehalten werden könne,
welches von manchen für böhmisches Glas gehalten
wird, möchte ich mit Hg (Glasindustrie und ihre
Geschichte, Stuttg. 1874, S. 82) auch eher für ein-
heimisches, im Wienerwalde erzeugtes gewöhnliches
Glas im Gegensatz zu dem kostbaren italienischen
halten. Dass aber im übrigen böhmisches Glas schon
frühe eine weite Verbreitung fand, beweist das im
16. Jahrhundert für die Niederlande erlassene Ver-
bot des Erzherzogs Albrecht und der Isabella, Imi-
faltete in dieser Gegend bald eine rührige Thätig-
keit. „Seine Thätigkeit, wie er mit kühnem Mute
der Schrecknisse der Waldeinseinsamkeit Herr wird,
den Boden mit den alten Stätten menschlicher Ge-
sittung in Verbindung bringt, ihm kirchliche Weihe
und politische Abgrenzung verleiht, ist ein sprechen-
des Bild der Verbreitung deutscher Kolonisten in
diesen Grenzlanden." Ihm wird auch die erste An-
regung zu den Glashütten des Böhmerwaldes zuge-
schrieben. (Schlesinger, Geschichte Böhmens. Prag,
Böhmische Glasflasche.
1870, S. 92.) Ob aber hier nur Rohglas oder auch
schon Hohlglas gemacht wurde, ist nicht festzu-
stellen. Aus den folgenden Jahrhunderten liegen
keine Nachrichten über die böhmische Glasindustrie
vor, auch sind aus der Zeit Karls des IV. (1346—
1378) oder aus der vor ihm liegenden Zeit Glasge-
fässe nicht erhalten, wenn es nicht gelingt, die weiter
unten erwähnten sogen. „Hedwigsgläser" auf böh-
mische Provenienz zurückzuführen. Erst aus dem
Ende des 14. Jahrhunderts wird von der böhmischen
Hohlglasindustrie berichtet, dass sie schon ziemlich im
Schwung gewesen zu sein scheine, da sich die „Glaser"
(der damalige Begriff „Glaser" deckt sich nicht mit
unserem gleichlautenden heutigen Begriffe, sondern
umfasste die Glasgraveure, Glasschneider, Glas-
schleifer u. s. w.), sowie die Goldschmiede mehr als
Künstler denn als Handwerker betrachteten. (Schle-
singer, 1. c. S. 289.) Diese Angabe dürfte auch mit
dem Berichte des Aeneas Sylvius (f 1464) überein-
stimmen, der erzählt, dass zur Zeit seines Aufent-
haltes in Böhmen dieses Land mit Glas gleichsam
überschwemmt gewesen sei. Nichtsdestoweniger je-
doch ragte auch während dem folgenden Jahrhun-
dert die böhmische Glasindustrie noch nicht hervor,
denn im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts werden
nur drei Gewerbe, und zwar die Waffenfabrikation,
Böhmischer Glaspokal.
das Brauwesen und die Lein- und Tuchweberei als
in grossartigem Massstabe gepflegt geschildert. Das
in einer Verordnung des Wiener Stadtbuches vom
Jahre 1354 erwähnte „Waldglas", das zum Unter-
schied von dem „Venedischen oder sonstigen" Glas,
welches lediglich am hohen Markte verkauft werden
dürfe, an beliebigen Orten feilgehalten werden könne,
welches von manchen für böhmisches Glas gehalten
wird, möchte ich mit Hg (Glasindustrie und ihre
Geschichte, Stuttg. 1874, S. 82) auch eher für ein-
heimisches, im Wienerwalde erzeugtes gewöhnliches
Glas im Gegensatz zu dem kostbaren italienischen
halten. Dass aber im übrigen böhmisches Glas schon
frühe eine weite Verbreitung fand, beweist das im
16. Jahrhundert für die Niederlande erlassene Ver-
bot des Erzherzogs Albrecht und der Isabella, Imi-