BÜCHERSCHAU.
wenn sie hoch hinaus wollen; sie malen ihrer Phantasie
Gebilde in Öl und in Wasser. Wenn sie bescheidener
sind, kopiren sie' die Natur und die Kunst anderer.
Oder sie bleiben mehr beim Handwerk und verzieren
Schalen und Töpfe, Kasten und Schachteln, Teppiche
und Tischtücher; sie sägen und schneiden im Holz
herum, kneten in Le-
der und Kautschuk,
säuren die Metalle
und Steine an oder,
wenn sie der eigenen
Kraft noch weniger
vertrauen, pressen
sie Blumen, ziehen
Bilder ab und trei-
ben ähnliche Scherze.
Vornehmlich sind es
die Frauen, welche
diesen kleinen Kün-
sten huldigen, sei es,
weil sie mehr Sinn,
sei es, weil sie mehr
Zeit für dieselben
haben als der Mann.
Wer dieses geschäf-
tige Wirken ohne
Vorurteil betrachtet,
der wird es als zu
Recht bestehend gel-
ten lassen. Spinnen
und Stricken lohnen
sich heute nicht
mehr. Kochen und
Nähen kann man
auch nicht den gan-
zen Tag, und wer
keine Haushaltung
hat, kann sie auch
nicht führen. Jeden-
falls sind die Lieb-
haberkünste eine
bessere Beschäftigung und Erholung, als das Schlagen
der Kaffeeschlachten und das Verschlingen ungezählter
und ungewählter Romane. Es mutet uns wohl an, wenn
wir auf dem Fensterbrett der Landleute den beliebten
Flor von Fuchsien, Geranien und schön frisirten Meer-
zwiebeln finden, weil sie einen Rückschluss ziehen
lassen auf das Gemüt ihrer Pfleger. Und so wird es
uns auch wohl anmuten müssen, wo wir das Blümlein
Kunst in sorglicher Pflege finden. Nicht jeder kann
Palmen im Gewächshaus pflanzen, darum soll man auch
dessen achten, was der Kleine im Kleinen erreicht oder
wenigstens zu erreichen sucht.
Für solche Liebhaber der Kunst ist dieses Buch
geschrieben, also in erster Linie für die Frauen. Das
Albumdeckel in Kerb- und Flachschnitt von F. Dörr.
Buch will nicht etwa die Kunst lehren; das kann man
mit Büchern kaum, und wenn man es kann, so wäre
dieser Weg jedenfalls der umständlichste. Es setzt das
nötige Stück angeborenen Talentes und durch die Er-
ziehung gewonnenen künstlerischen Empfindens voraus.
Es will nicht einmal die Handfertigkeiten des Zeichnens
und Malens lehren,
denn diese lernen
sich in einer ordent-
lichen Schule und an
der Hand eines ent-
sprechenden Lehrers
ebenfalls viel leich-
ter, als es an der
Hand eines Buches
möglich wäre. Das
Handbuch setzt also
im allgemeinen auch
eine gewisse Geläu-
figkeit im Zeichnen
und im Malen vor-
aus. Vielleicht fragt
nun die geneigte
Leserin oder der ge-
neigte Leser: Ja, was
will denn das Buch
eigentlich?
Es will zeigen,
dass man die Kennt-
nisse des Zeichnens
und Malens praktisch
verwerten kann in
Anwendung auf
allerlei Techniken,
vermittelst deren
man die mannigfach-
sten Gegenstände
seines Heims, das
Gerät und den Zierat
der Wohnung zu
schmücken und
künstlerisch anzuhauchen vermag. Es will aufmerksam
machen auf jene kleinen Kniffe und Praktilcen, auf die man
schliesslich selber verfällt, die man aber leichter findet,
wenn man sie nicht erst zu suchen braucht. Es soll die
nötigen Winke geben in Bezug auf die Werkzeuge und
das Material. Es soll verschiedene Ifozepte anführen zu
Dingen, die man bequem und billig selber anfertigen
kann, wenn man nicht vorzieht, sie zu kaufen. Das
Buch wird ferner eine Anzahl von Illustrationen auf-
nehmen, welche teils zur Erläuterung und bessern Ver-
anschaulichung des geschriebenen Wortes bestimmt sind,
teils auch als Vorbilder dienen können oder als Motive
für die Ausübung der einzelnen Techniken. Da die Zahl
dieser Vorbilder eine verhältnismässig beschränkte bleiben
wenn sie hoch hinaus wollen; sie malen ihrer Phantasie
Gebilde in Öl und in Wasser. Wenn sie bescheidener
sind, kopiren sie' die Natur und die Kunst anderer.
Oder sie bleiben mehr beim Handwerk und verzieren
Schalen und Töpfe, Kasten und Schachteln, Teppiche
und Tischtücher; sie sägen und schneiden im Holz
herum, kneten in Le-
der und Kautschuk,
säuren die Metalle
und Steine an oder,
wenn sie der eigenen
Kraft noch weniger
vertrauen, pressen
sie Blumen, ziehen
Bilder ab und trei-
ben ähnliche Scherze.
Vornehmlich sind es
die Frauen, welche
diesen kleinen Kün-
sten huldigen, sei es,
weil sie mehr Sinn,
sei es, weil sie mehr
Zeit für dieselben
haben als der Mann.
Wer dieses geschäf-
tige Wirken ohne
Vorurteil betrachtet,
der wird es als zu
Recht bestehend gel-
ten lassen. Spinnen
und Stricken lohnen
sich heute nicht
mehr. Kochen und
Nähen kann man
auch nicht den gan-
zen Tag, und wer
keine Haushaltung
hat, kann sie auch
nicht führen. Jeden-
falls sind die Lieb-
haberkünste eine
bessere Beschäftigung und Erholung, als das Schlagen
der Kaffeeschlachten und das Verschlingen ungezählter
und ungewählter Romane. Es mutet uns wohl an, wenn
wir auf dem Fensterbrett der Landleute den beliebten
Flor von Fuchsien, Geranien und schön frisirten Meer-
zwiebeln finden, weil sie einen Rückschluss ziehen
lassen auf das Gemüt ihrer Pfleger. Und so wird es
uns auch wohl anmuten müssen, wo wir das Blümlein
Kunst in sorglicher Pflege finden. Nicht jeder kann
Palmen im Gewächshaus pflanzen, darum soll man auch
dessen achten, was der Kleine im Kleinen erreicht oder
wenigstens zu erreichen sucht.
Für solche Liebhaber der Kunst ist dieses Buch
geschrieben, also in erster Linie für die Frauen. Das
Albumdeckel in Kerb- und Flachschnitt von F. Dörr.
Buch will nicht etwa die Kunst lehren; das kann man
mit Büchern kaum, und wenn man es kann, so wäre
dieser Weg jedenfalls der umständlichste. Es setzt das
nötige Stück angeborenen Talentes und durch die Er-
ziehung gewonnenen künstlerischen Empfindens voraus.
Es will nicht einmal die Handfertigkeiten des Zeichnens
und Malens lehren,
denn diese lernen
sich in einer ordent-
lichen Schule und an
der Hand eines ent-
sprechenden Lehrers
ebenfalls viel leich-
ter, als es an der
Hand eines Buches
möglich wäre. Das
Handbuch setzt also
im allgemeinen auch
eine gewisse Geläu-
figkeit im Zeichnen
und im Malen vor-
aus. Vielleicht fragt
nun die geneigte
Leserin oder der ge-
neigte Leser: Ja, was
will denn das Buch
eigentlich?
Es will zeigen,
dass man die Kennt-
nisse des Zeichnens
und Malens praktisch
verwerten kann in
Anwendung auf
allerlei Techniken,
vermittelst deren
man die mannigfach-
sten Gegenstände
seines Heims, das
Gerät und den Zierat
der Wohnung zu
schmücken und
künstlerisch anzuhauchen vermag. Es will aufmerksam
machen auf jene kleinen Kniffe und Praktilcen, auf die man
schliesslich selber verfällt, die man aber leichter findet,
wenn man sie nicht erst zu suchen braucht. Es soll die
nötigen Winke geben in Bezug auf die Werkzeuge und
das Material. Es soll verschiedene Ifozepte anführen zu
Dingen, die man bequem und billig selber anfertigen
kann, wenn man nicht vorzieht, sie zu kaufen. Das
Buch wird ferner eine Anzahl von Illustrationen auf-
nehmen, welche teils zur Erläuterung und bessern Ver-
anschaulichung des geschriebenen Wortes bestimmt sind,
teils auch als Vorbilder dienen können oder als Motive
für die Ausübung der einzelnen Techniken. Da die Zahl
dieser Vorbilder eine verhältnismässig beschränkte bleiben