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GLASGEMÄLDE IN DER MARIENKIRCHE ZU LUXEMBURG.
Glasgemälde in der Marienkirche zu Luxemburg.
Geiste früherer Zeit versöhnen und verschmelzen, aber
nicht unterdrücken soll, gelangt allmählich zum Durch-
bruch. — Das Herz soll ja mit Wohlgefallen am
Einzelnen hängen und vom Gesamteindruck mächtig
ergriffen werden. Deshalb geht auch das Streben
dahin, was schon M. A. Lessert in den dreissiger
Jahren erwünschte: „das Erhabene mit lieblicher
Naivetät und Milde, ideale Auffassung mit naturge-
treuer Ausführung der Formen zart zu verschmelzen
und so allen Werken den Stempel geläuterter Schön-
heit aufzudrücken."
Wir geben heute in Abbildung ein Fenster wie-
der, welches auf der Trierer Kunstgewerbe- und
Industrieausstellung berechtigtes Aufsehen erregt und
allseitige Anerkennimg gefunden hat. Dasselbe ist
von dem kunstsinnigen Grafen de Largogne gestiftet
und bestimmt, oberhalb des Grabmales des Erzbi-
schofes Adames von Luxemburg eingefügt zu wer-
den. Im Charakter des 13. Jahrhunderts in der trieri-
schen Glasmalereianstalt von Binsfeld und Jansen
komponirt und ausgeführt, ruft es ganz den beab-
sichtigten Eindruck eines Teppichs hervor. Die
Einteilung der ungünstigen Fläche — sehr schmal
und sehr hoch — durch Sockel, Mittelbild, Bekrö-
nungsspitze und Fries ist gewiss eine glückliche
zu nennen. Das Figurale ist ganz vorzüglich mit
dem Ornamentalen in Einklang gebracht, die Hand-
lung einfach und leichtverständlich dargestellt. Die
alten Motive der klagenden und weinenden Engel,
sowie der verfinsterten Sonne und Mond haben eine
gute Verwendung gefunden und sämtliche Köpfe
den richtigen, sinnbezüglichen Ausdruck. Das sym-
bolische Ornament besteht aus Passionsblumen, Disteln,
Rosen und Kronen; schade, dass einzelnes: Blätter etc.
durch die mangelhafte photographische Aufnahme
schwarz geworden und deshalb in ihrer Zeichnung
nicht zur Geltung gelangt sind. In koloristischer
Beziehung war ein grosser Effekt durch das Ab-
tönen des Hintergrundes vom tiefsten bis zum hell-
sten Blau, sowie durch das sich vom Grunde treff-
lich abhebende blaue Gewand der Maria erzielt. Das
ausschliesslich zur Verwendung gelangte leuchtende
Antikglas, sowie die eigene Mal- und Radirtechnik
verhalfen dem Fenster zu grosser Wirkung. Es ist
nunmehr am Bestimmungsorte in der schönen früh-
gotischen Marienkirche auf dem Limpertsberge zu
Luxemburg, oberhalb des nach einem Entwürfe von
Staatsarchitekt Arendt ausgeführten Monumentes ein-
gesetzt.
/''. B.
GLASGEMÄLDE IN DER MARIENKIRCHE ZU LUXEMBURG.
Glasgemälde in der Marienkirche zu Luxemburg.
Geiste früherer Zeit versöhnen und verschmelzen, aber
nicht unterdrücken soll, gelangt allmählich zum Durch-
bruch. — Das Herz soll ja mit Wohlgefallen am
Einzelnen hängen und vom Gesamteindruck mächtig
ergriffen werden. Deshalb geht auch das Streben
dahin, was schon M. A. Lessert in den dreissiger
Jahren erwünschte: „das Erhabene mit lieblicher
Naivetät und Milde, ideale Auffassung mit naturge-
treuer Ausführung der Formen zart zu verschmelzen
und so allen Werken den Stempel geläuterter Schön-
heit aufzudrücken."
Wir geben heute in Abbildung ein Fenster wie-
der, welches auf der Trierer Kunstgewerbe- und
Industrieausstellung berechtigtes Aufsehen erregt und
allseitige Anerkennimg gefunden hat. Dasselbe ist
von dem kunstsinnigen Grafen de Largogne gestiftet
und bestimmt, oberhalb des Grabmales des Erzbi-
schofes Adames von Luxemburg eingefügt zu wer-
den. Im Charakter des 13. Jahrhunderts in der trieri-
schen Glasmalereianstalt von Binsfeld und Jansen
komponirt und ausgeführt, ruft es ganz den beab-
sichtigten Eindruck eines Teppichs hervor. Die
Einteilung der ungünstigen Fläche — sehr schmal
und sehr hoch — durch Sockel, Mittelbild, Bekrö-
nungsspitze und Fries ist gewiss eine glückliche
zu nennen. Das Figurale ist ganz vorzüglich mit
dem Ornamentalen in Einklang gebracht, die Hand-
lung einfach und leichtverständlich dargestellt. Die
alten Motive der klagenden und weinenden Engel,
sowie der verfinsterten Sonne und Mond haben eine
gute Verwendung gefunden und sämtliche Köpfe
den richtigen, sinnbezüglichen Ausdruck. Das sym-
bolische Ornament besteht aus Passionsblumen, Disteln,
Rosen und Kronen; schade, dass einzelnes: Blätter etc.
durch die mangelhafte photographische Aufnahme
schwarz geworden und deshalb in ihrer Zeichnung
nicht zur Geltung gelangt sind. In koloristischer
Beziehung war ein grosser Effekt durch das Ab-
tönen des Hintergrundes vom tiefsten bis zum hell-
sten Blau, sowie durch das sich vom Grunde treff-
lich abhebende blaue Gewand der Maria erzielt. Das
ausschliesslich zur Verwendung gelangte leuchtende
Antikglas, sowie die eigene Mal- und Radirtechnik
verhalfen dem Fenster zu grosser Wirkung. Es ist
nunmehr am Bestimmungsorte in der schönen früh-
gotischen Marienkirche auf dem Limpertsberge zu
Luxemburg, oberhalb des nach einem Entwürfe von
Staatsarchitekt Arendt ausgeführten Monumentes ein-
gesetzt.
/''. B.