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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

DOI article:
Gurlitt, Cornelius: Die Dresdner Ausstellung alter Zinnarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0047

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DIE DRESDNER AUSSTELLUNG ALTER ZINNARBEITEN.

Ausgezeichnet ist die Dresdner Ausstellung durch
die stattliche Menge älterer Erzeugnisse des Zinn-
gusses. Zu den bemerkenswertesten unter diesen ge-
hören einige jener grossen, fast geradrandigen Hum-
pen, welche ihren Zweck, das Aufsetzen des Bieres
auf den Tisch zum Teil durch die von ihrem Boden
ausgehenden Ablasshähne bekunden. Sie sind also
nicht als Trinkgefässe zu betrachten, sondern Giess-

stalteten Füssen. Ein Wappenschild zeigt durch ein
in Messing eingelegtes Hufeisen, dass der Humpen
einer — wahrscheinlich schlesischen — Innung
diente. Aus ähnlicher Gegend stammt eine etwas
kleinere, formverwandte Kanne, welche gleichfalls
noch in gotischen Minuskeln den von den Protestan-
ten viel angewendeten Spruch „verbum domini ma-
net in aeternum" auf dem Bauch und in lateinischer

Getriebene Schale

kannen, wie man verwandte Gelasse auch heute noch
hier und da nennt. Die älteste Kanne stammt aus
dem Besitz Richard Zschille's in Grossenhain und lässt
an der Gravirung deutlich die Entstehung wohl noch
vor 1500 erkennen. In einer von Mass werk und
Wimpergen bekrönten gotischen Arkade stehen in
schlichten grossen Linien gezeichnete Heiligenfiguren
um die Jungfrau geschart. Der gewaltige, 52 cm
hohe Bauch ruht auf drei als sitzende Löwen ge-

(Dr. Demiani, Leipzig.)

Schrift doch deutscher Übersetzung auf dem viel-
leicht etwas jüngeren Deckel trägt. Die Jahreszahl
1549 verkündet die Entstehungszeit des dem königl.
Kunstgewerbemuseum angehörenden Stückes. Die
Beschaumarke zeigt einen eiuköpfigen nach links
schauenden Adler mit offenen Fängen, das Meister-
zeichen ein LEL.

Eine dritte Kanne, anderen oberem Rand eine Reihe
von Innungswappen eingravirt ist, zeigt auch noch
 
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