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Aus Paükert, die Zimmergotik (S. S. 36.)
MALEREIEN IM SCHLOSS ZU ENGERS.
ach dem „ Auuuairede.schateaux"be-
sitzt Frankreich heute noch etwa
40000 Schlösser, wobei allerdings
wohl eine erhebliche Anzahl Bau-
werke als „Schlösser" mitgezählt
sind, die auf diese stolze Bezeich-
nung keinen eigentlichen Anspruch haben. Mit einer
auch nur annähernd ähnlichen Zahl können wir in
Deutschland zwar nicht ins Feld rücken, jedoch
zählen auch wir noch einige Tausend. Dicht gesät
sind Schlösser und Schlösschen in jenen Gegenden,
wo früher die kleinen und kleinsten Fürsten sassen,
so in Sachsen, Thüringen, vor allem am Rhein, wo
die geistlichen Fürsten des 18. Jahrhunderts einen
besonderen Baueifer entfalteten.
Freilich, was ist aus den meisten dieser Schlosser
geworden! Die wenigsten haben noch den alten
Glanz aufzuweisen und werden noch von Fürsten
und hohen Herren bewohnt. Viele stehen leer und
nur von Zeit zu Zeit entfaltet sich dort auf kurze
Zeit Leben und Pracht. Durch Umbau und Unver-
stand sind andere ruinirt, und wieder andere dienen
heute Bestimmungen, welche mit den Absichten
der Erbauer recht wenig zu thun haben. Letztere
sind meist am besten weggekommen, die Wahl für
die neue Bestimmung erfolgte gewöhnlich mit Rück-
sicht auf die baulichen Verhältnisse, so dass nicht
allzu gefährliche Umbauten nötig wurden. Auch
pflegte man unter einer verständigen Regierung
die Prunkräume wenigstens unberührt zu lassen.
Noch längst nicht sind alle derartigen Schloss-
bauten so bekannt, wie sie es wohl verdienten; es
ist eines der mannigfachen Verdienste von Cornelius
Gurlitt in seiner Geschichte des Barock und Rokoko
die wichtigsten derselben in die Baugeschichte ein-
geführt und so das Studium derselben erschlossen
zu haben.
Zu diesen wenig bekannten Schlossbauten gehört
Schloss Engers am Rhein, jetzt kgl. preussische
Kriegsschule. Es ist erbaut 1753—1762 von Kur-
fürst Johann Philipp von Trier als Jagdschloss mit
einem Aufwand von 50,000 Gulden, weiter ausgebaut
von dem Fürsten Friedrich Wilhelm von Nassau-
Weilburg, der es zu einer Sommerresidenz umge-
staltete. Das Schloss in den Formen des späteren
Barock erbaut, macht von aussen einen schweren,
massigen Eindruck. Dagegen ist das Innere überaus
prachtvoll geziert. Herrn Hofphotograph A. Schmitz
in Köln verdanken wir eine grössere Anzahl Auf-
nahmen aus dem Jnnern, namen lieh der prachtvollen
Stuckarbeiten an Decken und Wänden. Dieselben
umziehen in rahmenartiger Weise die Wand, in den
Vouten und Fensternischen grössere und kleinere
Felder. In letzteren sind in Rot und Blau meister-
hafte kleine Skizzen auf Gipsmarmor ausgeführt,
von denen wir in den Abbildungen (nach Schmitz-
schen Photographien) einige wiedergeben.
. Die Ausmalung des Schlosses besorgte Januar
Zieh, der auch sonst für den Kurfürsten in Koblenz
mehrfach thätig gewesen ist. Sein Hauptwerk in
Engers ist das Deckengemälde im Hauptsaal, 1704
gemalt: eine grosse allegorische Darstellung mit Diana,
Bacchus und zahlreichem Gefolge allerlei Getier etc.
unten umgeben von zwölf auf die Jahreszeiten bezüg-
lichen kleineren Bildern. Sehr wahrscheinlich ist es,
dass auch die kleineren Bilder nach Skizzen von
Zick gemalt sind: ob auch erfunden, vermag ich hier
nicht festzustellen. .i. p.
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Aus Paükert, die Zimmergotik (S. S. 36.)
MALEREIEN IM SCHLOSS ZU ENGERS.
ach dem „ Auuuairede.schateaux"be-
sitzt Frankreich heute noch etwa
40000 Schlösser, wobei allerdings
wohl eine erhebliche Anzahl Bau-
werke als „Schlösser" mitgezählt
sind, die auf diese stolze Bezeich-
nung keinen eigentlichen Anspruch haben. Mit einer
auch nur annähernd ähnlichen Zahl können wir in
Deutschland zwar nicht ins Feld rücken, jedoch
zählen auch wir noch einige Tausend. Dicht gesät
sind Schlösser und Schlösschen in jenen Gegenden,
wo früher die kleinen und kleinsten Fürsten sassen,
so in Sachsen, Thüringen, vor allem am Rhein, wo
die geistlichen Fürsten des 18. Jahrhunderts einen
besonderen Baueifer entfalteten.
Freilich, was ist aus den meisten dieser Schlosser
geworden! Die wenigsten haben noch den alten
Glanz aufzuweisen und werden noch von Fürsten
und hohen Herren bewohnt. Viele stehen leer und
nur von Zeit zu Zeit entfaltet sich dort auf kurze
Zeit Leben und Pracht. Durch Umbau und Unver-
stand sind andere ruinirt, und wieder andere dienen
heute Bestimmungen, welche mit den Absichten
der Erbauer recht wenig zu thun haben. Letztere
sind meist am besten weggekommen, die Wahl für
die neue Bestimmung erfolgte gewöhnlich mit Rück-
sicht auf die baulichen Verhältnisse, so dass nicht
allzu gefährliche Umbauten nötig wurden. Auch
pflegte man unter einer verständigen Regierung
die Prunkräume wenigstens unberührt zu lassen.
Noch längst nicht sind alle derartigen Schloss-
bauten so bekannt, wie sie es wohl verdienten; es
ist eines der mannigfachen Verdienste von Cornelius
Gurlitt in seiner Geschichte des Barock und Rokoko
die wichtigsten derselben in die Baugeschichte ein-
geführt und so das Studium derselben erschlossen
zu haben.
Zu diesen wenig bekannten Schlossbauten gehört
Schloss Engers am Rhein, jetzt kgl. preussische
Kriegsschule. Es ist erbaut 1753—1762 von Kur-
fürst Johann Philipp von Trier als Jagdschloss mit
einem Aufwand von 50,000 Gulden, weiter ausgebaut
von dem Fürsten Friedrich Wilhelm von Nassau-
Weilburg, der es zu einer Sommerresidenz umge-
staltete. Das Schloss in den Formen des späteren
Barock erbaut, macht von aussen einen schweren,
massigen Eindruck. Dagegen ist das Innere überaus
prachtvoll geziert. Herrn Hofphotograph A. Schmitz
in Köln verdanken wir eine grössere Anzahl Auf-
nahmen aus dem Jnnern, namen lieh der prachtvollen
Stuckarbeiten an Decken und Wänden. Dieselben
umziehen in rahmenartiger Weise die Wand, in den
Vouten und Fensternischen grössere und kleinere
Felder. In letzteren sind in Rot und Blau meister-
hafte kleine Skizzen auf Gipsmarmor ausgeführt,
von denen wir in den Abbildungen (nach Schmitz-
schen Photographien) einige wiedergeben.
. Die Ausmalung des Schlosses besorgte Januar
Zieh, der auch sonst für den Kurfürsten in Koblenz
mehrfach thätig gewesen ist. Sein Hauptwerk in
Engers ist das Deckengemälde im Hauptsaal, 1704
gemalt: eine grosse allegorische Darstellung mit Diana,
Bacchus und zahlreichem Gefolge allerlei Getier etc.
unten umgeben von zwölf auf die Jahreszeiten bezüg-
lichen kleineren Bildern. Sehr wahrscheinlich ist es,
dass auch die kleineren Bilder nach Skizzen von
Zick gemalt sind: ob auch erfunden, vermag ich hier
nicht festzustellen. .i. p.