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KUNST UND KUNSTTECHNIK IM WAFFENSCHMIEDEWESEN.
land und in die anderen oberitalienisehen Städte.
dann auch nach Pistoja und Rom.
Betrachten wir den Gang der Entwicklung der
Waffenindustrie Italiens, so müssen wir vor allem
der Massenerzeugung gedenken und da ist Brescia,
das schon im Mittelalter bezeichnend „l'armata" ge-
nannt wurde, vorerst hervorzuheben. Die Industrie
Degengriff mit Ortband. Verkleinerte Kopie aus der Serie von Stichen des
Piebke Wocikiot de Buzev, bez. 1555.
bezog ihre Rohmateriale aus den nächstgelegenen
eisenreichen Bergen des Monte Prealba und Conche
bis Gardone und Caino hinauf. Bis ins 16. Jahr-
hundert fertigte man dort nur Klingen und 8]
eisen, von da an auch vorzügliche Feuerwaffen; in
ersteren hat Pietro Caino, in letzteren haben Gio-
vanni Francini und Lazarino Cominazzo Vater und
Sohn grosse Verdienste sich erworben.
Vergessen ist heute die einst so grossartige
Stätte der Waffenerzeugung von Belluno und Sera-
valle in Friaul, von wo die Republik Venedig vom
Aufstreben an bis ins 16. Jahrhundert ihre sämt-
lichen Waffen bezog. Kaiser Friedrich III., die Erz-
herzöge Friedrich mit der leeren Tasche und Sig-
mund von Tirol und nicht minder Maximilian I.
bewaffneten ihre Söldner aus jenen Werkstätten.
An sie erinnert noch heute der Friauler
Spiess, das Spetum. Aus Belluno stam-
men die unerklärlich leichten Klingen,
die von heutigen Kennern mit Recht
so geschätzt werden. Das war eine Er-
findung des Meisters Vittore Camelio,
dem der Senat von Venedig 1509 da-
rauf ein Patent erteilte. Von den vielen
ausgezeichneten Meistern haben beson-
ders die Brüder Andrea und Giaudonato
(Zandona) Ferrara aus Fonzaso bei Bel-
luno ihre Namen rühmlich auf die Nach-
welt gebracht.
Florenz war, gleich wie Venedig,
nicht eine Stätte der Massenproduktion
wie etwa Brescia, aber eine erste für
Pruukwaffen. Auf die Entwürfe hatten
schon die Bildhauer des Cinquecento
wie Donatello, Benedetto da Majano u. a.
Einfluss gewonnen. Benvenuto Cellini
ist direkt nie im Waffenfache beteiligt
gewesen, sein Stil, seine Technik aber
beherrschen ersichtlich die Arbeiten der
späteren Dezennien des Jahrhunderts.
Doch die Kunst Cellinis im Hinblicke
auf das Dekorationsgebiet im Fache isl
doch nur im kleinen und speziell auf
die Kunsttechnik hin hier in Betracht
zu ziehen. Das gesamte dekorative
Wesen stand doch im grossen und
ganzen vollkommen unter dem Einflüsse
Raffaels und der grossen Ornamentisten.
Vermittelt wurden die phantasievollen
Arabesken und Grotesken durcli zahllose
Stiche von zumeist römischen Kunst-
händlern, so des Lafreri, des Rossi (Rubeis) n. a.
Florenz hat im 16. Jahrhundert hochbedeutende
Kunstmeister in unserem Fache aufzuweisen, so
Gasparo Mola, Pifanio Piripu genannt Tacito, der
Franzose Gugliehuo Lemaitre. Aluigi Lani und viele
andere. Petrini') gedenkt auch eines gewissen Repa
1) Petrini Antonio. Arie fobrile etc. Marjmkripi von
1642 in der Bibl. Magliabecch. (Cl. XIX.. L6.) Mitget, in
K. Plön. B. Cellini.
KUNST UND KUNSTTECHNIK IM WAFFENSCHMIEDEWESEN.
land und in die anderen oberitalienisehen Städte.
dann auch nach Pistoja und Rom.
Betrachten wir den Gang der Entwicklung der
Waffenindustrie Italiens, so müssen wir vor allem
der Massenerzeugung gedenken und da ist Brescia,
das schon im Mittelalter bezeichnend „l'armata" ge-
nannt wurde, vorerst hervorzuheben. Die Industrie
Degengriff mit Ortband. Verkleinerte Kopie aus der Serie von Stichen des
Piebke Wocikiot de Buzev, bez. 1555.
bezog ihre Rohmateriale aus den nächstgelegenen
eisenreichen Bergen des Monte Prealba und Conche
bis Gardone und Caino hinauf. Bis ins 16. Jahr-
hundert fertigte man dort nur Klingen und 8]
eisen, von da an auch vorzügliche Feuerwaffen; in
ersteren hat Pietro Caino, in letzteren haben Gio-
vanni Francini und Lazarino Cominazzo Vater und
Sohn grosse Verdienste sich erworben.
Vergessen ist heute die einst so grossartige
Stätte der Waffenerzeugung von Belluno und Sera-
valle in Friaul, von wo die Republik Venedig vom
Aufstreben an bis ins 16. Jahrhundert ihre sämt-
lichen Waffen bezog. Kaiser Friedrich III., die Erz-
herzöge Friedrich mit der leeren Tasche und Sig-
mund von Tirol und nicht minder Maximilian I.
bewaffneten ihre Söldner aus jenen Werkstätten.
An sie erinnert noch heute der Friauler
Spiess, das Spetum. Aus Belluno stam-
men die unerklärlich leichten Klingen,
die von heutigen Kennern mit Recht
so geschätzt werden. Das war eine Er-
findung des Meisters Vittore Camelio,
dem der Senat von Venedig 1509 da-
rauf ein Patent erteilte. Von den vielen
ausgezeichneten Meistern haben beson-
ders die Brüder Andrea und Giaudonato
(Zandona) Ferrara aus Fonzaso bei Bel-
luno ihre Namen rühmlich auf die Nach-
welt gebracht.
Florenz war, gleich wie Venedig,
nicht eine Stätte der Massenproduktion
wie etwa Brescia, aber eine erste für
Pruukwaffen. Auf die Entwürfe hatten
schon die Bildhauer des Cinquecento
wie Donatello, Benedetto da Majano u. a.
Einfluss gewonnen. Benvenuto Cellini
ist direkt nie im Waffenfache beteiligt
gewesen, sein Stil, seine Technik aber
beherrschen ersichtlich die Arbeiten der
späteren Dezennien des Jahrhunderts.
Doch die Kunst Cellinis im Hinblicke
auf das Dekorationsgebiet im Fache isl
doch nur im kleinen und speziell auf
die Kunsttechnik hin hier in Betracht
zu ziehen. Das gesamte dekorative
Wesen stand doch im grossen und
ganzen vollkommen unter dem Einflüsse
Raffaels und der grossen Ornamentisten.
Vermittelt wurden die phantasievollen
Arabesken und Grotesken durcli zahllose
Stiche von zumeist römischen Kunst-
händlern, so des Lafreri, des Rossi (Rubeis) n. a.
Florenz hat im 16. Jahrhundert hochbedeutende
Kunstmeister in unserem Fache aufzuweisen, so
Gasparo Mola, Pifanio Piripu genannt Tacito, der
Franzose Gugliehuo Lemaitre. Aluigi Lani und viele
andere. Petrini') gedenkt auch eines gewissen Repa
1) Petrini Antonio. Arie fobrile etc. Marjmkripi von
1642 in der Bibl. Magliabecch. (Cl. XIX.. L6.) Mitget, in
K. Plön. B. Cellini.