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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Boeheim, Wendelin: Kunst und Kunsttechnik im Waffenschmiedewesen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0096

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Beschlag aus der Barockzeit. In Eisenblech getrieben. Kunstgewerbemuseum in Karlsruhe.
Aufgenommen und gezeichnet von C. BBTEltKKR.

KUNST UND KUNSTTECHNIK IM WAFFENSCHMIEDE-
WESEN.

MIT ABBILDUNGEN.
(Scliluss.)

IS INS 12. Jahrhundert reicht die
Waffenindustrie Solingens zurück.
Nach einer Tradition soll sie durch
Adolf IV. von Berg 1147 gleich-
falls von daliin ausgewanderten
st einsehen Eisenarbcitcrn gegrün-
det worden sein; ihren Aufschwung verdankt sie
den ungemein gesteigerten Waffenbedarf in den
Kreuzzügen Solinger Werkstätten bedienten sich
häufig fremder Marken, so von alters her des
Passauer „Wolfes", ebenso spanischer. Letzteres
Vorkommen erklärt sich dadurch, dass zahlreiche
Solinger Meister zeitweise in Spanien arbeiteten.
Ein Hauptpunkt der Waffenerzeugung war Suhl in
Thüringen; daselbst bestand die Waffenindustrie schon
vor 1380, die ihre Harnische und Schwerter der
Ititterschaft Deutschlands lieferte. 1563 gründete
der letzte Graf von Heuneberg daselbst die Feuer-
waffenindustrie im grossen Stile, die bis in unsere
Tage herein in grossem Ansehen sich erhielt. Die
Büchsenrnacherfamilie Kleft hat an ihrem Ruhme
nicht geringe]] Anteil.

Mit diesen grossen Centren teilten aber auch
viele deutsche Städte, vorab einzelne idte.

den Ruhm einer ungemeinen l'roduktionsfähigkeit
auf dem (iebiete der Watten. Schon im frühen
Mittelalter tritt da Nürnberg immer aehtuii'_'sLrebie-
tender hervor. Eine der ältesten ist die do:
Messererzunft von 1285. Im 14. Jahrhundert hatten
die Nürnberger Werkstätten bereits den Huf der
ersten Deutschlands, und von dieser Zeit nimmt die

KuiiBtKOWorbobluU N. F. I.

Kunst immer mehr Einfluss auf das Handwerk. In
Bezug auf die künstlerische Ausstattung der Erzeug-
nisse ist Nürnberg erst vom Ende des 15. Jahrhun-
derts voll zu würdigen und wir zählen von da an
Meister, deren Namen für alle Zeiten in der Kunst-
geschichte glänzen werden, wie die Plattner Hans
Grunewalt, Wilhelm von Worms, Vater und Sohn,
Konrad Lochner, Valentin Siebenbürger, die Büchsen-
giesser Sebald Behaim, Andreas Pegnitzer, Vater und
Sohn, und viele andere. Wie in Italien, so hatte
auch in Deutschland die allgemach innigere Verbin-
dung mit der Kunst den Anstoss zur Hebung des
Handwerkes gegeben. War der erste Anstoss hier-
zu auch aus Italien gekommen, die grosse geistige
Kraft der Nation bildete die fremden Elemente in
staunenswert kurzer Zeit nach ihren Anschauungen
um und da steht der grosse deutsche Meister Al-
brecht Dürer mitten im industriellen Gebiete wie
eine eherne Säule da. Er, der Meister im grossen
Stile, nimmt Einfluss auf die kleinsten Verhältnisse
im nationalen Leben; ihm ist es nicht zu gering, von
der Staffelei weg zum Tische sich zu setzen, um den
Entwurf zu einem Gerät zu machen. Der Kaiser
wünscht 1517 einen Entwurf zu einem silbernen
Harnisch und er zeichnet einen solchen in allen De-
; er wurde von Koloman I lelmsehmied auch auf-
geführt, wäre er uns erhalten geblieben, er würde in
künstlerischer 3chönheii von keinem der Welt über-
ragt worden sein. Und wie Dürer, so interessirten
sich Beine künstlerischen Zeitgenossen und Nachfolger

nicht weniger für .las Waffenwesen, das ja eini i

ii
 
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