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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 1.1890

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Boeheim, Wendelin: Kunst und Kunsttechnik im Waffenschmiedewesen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3941#0099

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KUNST UND KUNSTTECHNIK IM WAFFENSCHMIEDEWESEN.

wie der Augsburger Jörg Endorfer, der Vorarlberger
Peter Layminger, Linkart Peringer u. a.; unter
Maximilian L, dem kräftigen Förderer des Waffen-
wesens, Hans Seelos, Stefau Godl und vor allen
Laymingers berühmter Sohn Gregor Löffler.
Im 15. Jahrhundert waren auch Fakto-
reien in Böhmen, wie Kuttenberg, Prag
und Berauu zur vorübergehen den Bedeu-
tung gekommen. Der Mittelpunkt des
österreichischen Plattnerwesens war gleich-
falls Tirol, wo zu Innsbruck die Familie
Treyz das Fach beherrschte. Nach ihnen
erlangten Hans und Jörg Seusenhofer einen
Weltruhm. In Bezug auf die dekorative
Ausstattung ihrer Arbeiten merkt man
deutlich den Einfluss von Augsburg
Ferdinand I. gründete 1558 die noch heute
ansehnliche Feuergewehrindustrie in Fer-
lach iu Kärnten, Ferdinand III. 1657 die
Feuergewehrfabrik zu Wiener Neustadt,
die erst um 1750 aufgelassen wurde. Für
beide Gründungen wurden niederländische
Arbeiter herangezogen. Aber auch die
Privatindustrie stand im 17. und 18. Jahr-
hundert hinter der im Reiche nicht zu-
rück, uud ihre Erzeugnisse wetteiferten in
Schönheit und Güte mit den französischen.
Zu den hervorragendsten Meistern zählen
Neureiter in Prag, L. Becher in Karlsbad,
G. Keiser in Wien, G. Dünkl in Schwatz u. a.
In den Niederlanden erscheint die
Waffenerzeugung bis ans Ende des 14. Jahr-
hunderts nicht bedeutender als etwa im
nördlichen Deutschland. Die Massenerzeu-
gung konzentrirte sich um das Gebiet von
Lüttich, doch hatten sich auch in den
vielen reichen Städten Zünfte herange-
bildet, welche als ungemein befähigt an-
gesehen werden konnten. Für die Heran-
bildung dieser Privatindustrie ist die Em-

den berühmten Waffenschmied Ambrois Ruphin, um
1468 aber den Hofplattner Karls des Kühnen, Lance-
lot de Gindertale, der in seinen Leistungen an die
Mailänder Missaglia hinanragte. Grossen Ruf ge-
wannen die Armrustmacher, wie um 1469
Luc Muldre.

Mit dem Tode Karls des Kühnen 1477
schien das Waffenschmiedehandwerk Rück-
schritte zu machen. Der einzige Plattner
von Bedeutung um 14S0 war Francis Scroo,
der um 1490 verschwindet. 1495 berief
Maximilian I. dieMailänderWaffenschmiede
Gabriel und Francesco Merate, die er in
Arbois ansiedelte. Unter dem Einflüsse
der Befreiungskriege herrschte in der
Waffenerzeugung eine ungemeine Rührig-
keit; die Bedeutung derselben ist aber ein-
zig von der technischen Seite zu wür-
digen. Zu einer immensen Bedeutung ge-
langten die Fabriken zu Lüttich unter bi-
schöflicher Herrschaft, welche besonders
in Feuergewehren Bedeutendes leisteten.
Erst im 17. Jahrhundert hob sich wieder
die Erzeugung von Kunstwaffen in Brüssel
und Amsterdam.

Man hat die französische Waffen-
iudustrie vom Mittelalter bis ins 17. Jahr-
hundert bisher immer als wenig bedeutend
hingestellt, vielleicht weil kein Autor in
der Lage war, auf namhaftere Werkstätten
und tüchtige Meister hinzudeuten. Diese
geringe Bewertung entspricht jedoch nicht
den Ergebnissen neuerer Forschung. Für
das frühere Mittelalter lässt schon die
hohe Kultur Südfrankreich seine fähige
Waffenindustrie voraussetzen, wenn auch
anzunehmen ist, dass ein grosser Teil des
Bedarfes aus dem Gebiet von Bilbao ge-
deckt wurde. Zudem widerhallen aus den
Urkunden, den Gedichten rühmende Äus-
serungen älter Waffen. Im 13. Jahrhundert

wirkung der prunkliebenden burguudi-

schen Herzoge immer massgebend gewesen. Verzierung des Laufes einer werden die kleinen Bassinets vonMonlau-

, .,. « „ Jagdflinte des Herzogs Karl ,, . ,. , .. „. .

Unter Philipp dem Guten wurde die Ge- Leopold v. von Lothringen, ban allenthalben getragen, und die Dichter

schützgiesserei zu Malines gegründet; sie In Eisen eeschlliu''n von erwähnen am Ende des Jahrhunderts der

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wurde durch Karl V. 1520 erneuert, wobei
der Deutsche Hans Poppenrieder sich grosse
Verdienste erwarb. In der Erzeugung von Prunk-
waffen, Harnischen u. dgl. nennen die Urkunden
zahlreiche Namen, so um 1407 Lodequin Hughes
in Brüssel, um 1423 Jehan Wisseron ebenda, um
1 138 den Hofplattner Massin de Fromont, um 1462

Harnische von fifonsegux mit grossem

Lobe, am Beginne des 14. der Wallen

von Morterner '). Im 15. und 16. Jahrhundert fehlt

es nicht an Namen bedeutender Waffenschmied

und auch nicht an solchen, welche kunstreichere

1) Vergl. auch Gay, V. Glosxuire archäologique.
 
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