FAYENCEFLIESE IN MOSAIKTECHNIK.
IE AUF der beigegebenen Tafel ab-
gebildete Mosaikfliese aus dem
königl. Kunstgewerbemuseum in
Berlin ist das schönste und grösste
von allen in öffentlichen Samm-
lungen vorhandenen Beispielen
dieser seltenen und eigentümlichen Art orientalischer
Wandbekleidung. Dieselbe weicht in der Technik von
den gemalten persischen, arabischen und türkischen
"Wandfliesen vollständig ab, wenn auch das Material
ziemlich das gleiche ist. Die Ornamente werden
nicht durch Malerei auf weissem oder farbigem
Grunde, sondern durch musivisches Zusammensetzen
einzelner einfarbig glasirier Stücke hergestellt Der
Hauptbestandteil der Masse dieser Stücke ist wie bei
den meisten Erzeugnissen persischer Keramik reiner
weisser Quarzsand. Die Masse ist deshalb sehr hart
und wird durch Beimischung ron Kalk oder Thon-
erde plastisch gemacht. Dem Muster entsprechend
wird diese Masse in Stücke von verschiedener Gi
zerschnitten. Es lässt sich bei der geringen Anzahl
von Bruchstücken dieser Fliesen, die nach Europa
gekommen sind, nicht mit Sicherheit feststellen, ob
(Ins Zerschneiden noch vor dem Brande erfolgt, oder
ob erst aus grösseren, bereits glasirten Platten die
einzelnen Teile des Musters herausgesagt werden.
Wahrscheinlich ist, dass das Formen noch vor dem
Brande in der weichen Masse vorgenommen wird.
Die Glasuren sind in der Masse gefärbt und zumeist
durchsichtig. Bei der in Abbildung vorliegenden
Platte sind nur die weissen und türkisblauen Teile
mit zinnhaltiger also andurchsichtiger Glasur über-
zogen. Die dunklen Barben, wie kobaltblau und
schwarz, sind direkt auf die slasse aufgetragen; die
helleren, gelb und grün, liegen auf einer dünnen
Angussschichte oder Engobe, welche bestimmt ist.
die etwas unreine Farbe der .Masse zu verbergen.
Audi diese Bngobe bestellt V<irzuirs\Vei«e :, - \\iesel-
säure, ist aber besser gereinigt und daher von tadel-
loserem Weiss als die Masse selbst.
Die farbig glasirten Stücke werden dem Muster
folgend in dicken Mörtel eingesetzt. Da die Stücke
nach unten abgeschrägt sind, kann der Mörtel zwi-
schen denselben aufsteigen und sie festhalten, ohne
doch an der Oberfläche störend sichtbar zu werden.
Bei guten Arbeiten, wie dem vorliegenden Exemplar,
sind die Teile des Ornamentes trotz der geschwun-
genen Linien mit erstaunlicher Genauigkeit und
Fehlerlosigkeit aneinander gefügt. Auch bei sol-
chen Partien, wo Löcher ausgesägt sind zur Auf-
nahme kleinerer Plättchen — die grünen Schuppen
sind auf diese Weise in die Fischkörper eingesetzt
— zeigt sich die Fuge nur als feine Linie.
Die Technik ist also eine sehr mühsame, aber
die Wirkung ist auch zumal durch den ausserordent-
lichen Glanz, die Tiefe und Leuchtkraft der durch-
sichtigen Glasuren eine ungemein prächtige und wird
von den gemalten Fayencefliesen kaum erreicht. —
Über die Geschichte dieser Mosaiktechnik ist sehr
wenig bekannt. Sie erscheint zuerst an den Bauten
der Herrscher mongolischen Stammes in Persien und
Kleinasien; die Bauinschriften nennen mehrfach per-
sische Künstler. Auch das Grabgebäude Timur-lenks
in Samarkand ist mit Mosaikfliesen dekorirt, die in
der Ausführung aber an die Arbeiten der Blütezeit
persischer Kunst, wie das vorliegende Exemplar nicht
heranreichen. Von Persien ist die Technik durch
die Moguldynastie nach Indien übertragen worden.
In Sind wurden diese Fliese „Kashi" bezeichnet, ein
Name, der in Persien für Fliesen überhaupt ge-
bräuchlich ist, da die Stadt Kashan eine Hauptstätte
persischer Keramik gewesen ist. In Persien und
Indien ist die Technik heute ausgestorben; in der
Türkei werden mosaikartig zusammengesetzte Fliesen
in geradlinigen, geometrischen Mustern aber noch
in diesem Jahrhundert gearbeitet. /•'.
IE AUF der beigegebenen Tafel ab-
gebildete Mosaikfliese aus dem
königl. Kunstgewerbemuseum in
Berlin ist das schönste und grösste
von allen in öffentlichen Samm-
lungen vorhandenen Beispielen
dieser seltenen und eigentümlichen Art orientalischer
Wandbekleidung. Dieselbe weicht in der Technik von
den gemalten persischen, arabischen und türkischen
"Wandfliesen vollständig ab, wenn auch das Material
ziemlich das gleiche ist. Die Ornamente werden
nicht durch Malerei auf weissem oder farbigem
Grunde, sondern durch musivisches Zusammensetzen
einzelner einfarbig glasirier Stücke hergestellt Der
Hauptbestandteil der Masse dieser Stücke ist wie bei
den meisten Erzeugnissen persischer Keramik reiner
weisser Quarzsand. Die Masse ist deshalb sehr hart
und wird durch Beimischung ron Kalk oder Thon-
erde plastisch gemacht. Dem Muster entsprechend
wird diese Masse in Stücke von verschiedener Gi
zerschnitten. Es lässt sich bei der geringen Anzahl
von Bruchstücken dieser Fliesen, die nach Europa
gekommen sind, nicht mit Sicherheit feststellen, ob
(Ins Zerschneiden noch vor dem Brande erfolgt, oder
ob erst aus grösseren, bereits glasirten Platten die
einzelnen Teile des Musters herausgesagt werden.
Wahrscheinlich ist, dass das Formen noch vor dem
Brande in der weichen Masse vorgenommen wird.
Die Glasuren sind in der Masse gefärbt und zumeist
durchsichtig. Bei der in Abbildung vorliegenden
Platte sind nur die weissen und türkisblauen Teile
mit zinnhaltiger also andurchsichtiger Glasur über-
zogen. Die dunklen Barben, wie kobaltblau und
schwarz, sind direkt auf die slasse aufgetragen; die
helleren, gelb und grün, liegen auf einer dünnen
Angussschichte oder Engobe, welche bestimmt ist.
die etwas unreine Farbe der .Masse zu verbergen.
Audi diese Bngobe bestellt V<irzuirs\Vei«e :, - \\iesel-
säure, ist aber besser gereinigt und daher von tadel-
loserem Weiss als die Masse selbst.
Die farbig glasirten Stücke werden dem Muster
folgend in dicken Mörtel eingesetzt. Da die Stücke
nach unten abgeschrägt sind, kann der Mörtel zwi-
schen denselben aufsteigen und sie festhalten, ohne
doch an der Oberfläche störend sichtbar zu werden.
Bei guten Arbeiten, wie dem vorliegenden Exemplar,
sind die Teile des Ornamentes trotz der geschwun-
genen Linien mit erstaunlicher Genauigkeit und
Fehlerlosigkeit aneinander gefügt. Auch bei sol-
chen Partien, wo Löcher ausgesägt sind zur Auf-
nahme kleinerer Plättchen — die grünen Schuppen
sind auf diese Weise in die Fischkörper eingesetzt
— zeigt sich die Fuge nur als feine Linie.
Die Technik ist also eine sehr mühsame, aber
die Wirkung ist auch zumal durch den ausserordent-
lichen Glanz, die Tiefe und Leuchtkraft der durch-
sichtigen Glasuren eine ungemein prächtige und wird
von den gemalten Fayencefliesen kaum erreicht. —
Über die Geschichte dieser Mosaiktechnik ist sehr
wenig bekannt. Sie erscheint zuerst an den Bauten
der Herrscher mongolischen Stammes in Persien und
Kleinasien; die Bauinschriften nennen mehrfach per-
sische Künstler. Auch das Grabgebäude Timur-lenks
in Samarkand ist mit Mosaikfliesen dekorirt, die in
der Ausführung aber an die Arbeiten der Blütezeit
persischer Kunst, wie das vorliegende Exemplar nicht
heranreichen. Von Persien ist die Technik durch
die Moguldynastie nach Indien übertragen worden.
In Sind wurden diese Fliese „Kashi" bezeichnet, ein
Name, der in Persien für Fliesen überhaupt ge-
bräuchlich ist, da die Stadt Kashan eine Hauptstätte
persischer Keramik gewesen ist. In Persien und
Indien ist die Technik heute ausgestorben; in der
Türkei werden mosaikartig zusammengesetzte Fliesen
in geradlinigen, geometrischen Mustern aber noch
in diesem Jahrhundert gearbeitet. /•'.