AUSSTELLUNG VOM ORNAMESTSTICHEN IN HANNOVER.
93
17. Jahrhunderts war besonders reich die Buch-
ausstattung und Porträtumrahmung -vorgeführt.
Aus Deutschland waren es besonders die Meister
Matthäus Mcrian in seinen Grotesken für Goldschmiede,
Lucas und Wolffian^ Eatan in ihren reichen Por-
trätumrahmungen, sowie eine ausserordentliche Aus-
wahl der sogenannten Lauberbücber, ein Ornament,
welches am Ende des 17. Jahrhunderts mit beson-
derer Vorliebe als Rahmendekoration verwendet wird.
Noch reichhaltiger waren die französischen
Meister vertreten. Die äusserst seltenen Blätter für
Email, auch wohl Schwarzblätter genannt, z. B. von
Henri Toutin, Goldschmiedevorlagen von Vauquer
und Ldgard, Laubornament von Nicolas Loire, die
grossartigen Decken- und Wanddekorationen des
Charles Lebrun und der unermessliche Formen- und
Vorbilderschatz von Jean Marot und Jean Lc Pautrc
waren in vorzüglichen Blättern gezeigt
Die nächstfolgende Zeit zeigte uns bei den
Niederländern de Grendel in seinen reizvollen Kaminen,
bei den Deutschen, allen voran Paul Deeker in seinen
Architekturen, Innenräumen und Möbeln, Abraham
Drentweü mit seinen Allegorien und Gerät, sowie
Eysler mit Lauberbfichlem und Rahmen.
Bei den Franzosen waren die besten ihrer Zeit
vertreten, Daniel Marot, Jean Itcrain. Ikruard Tom
und (litte Marie Oppenord, Meister, denen keine N
tion ähnliche an die Seite zu Beben hat. Es folgen
dann die Meister der späteren Zeit des Louis XV
und Louis XVI.
In Deutschland Frau: Xa ''mann, Brnos
Nilsoti, Jeremüu Waohsmuth, Bernard Gbx mit ihren
Kokokomotiven, Allegorien und Möbel, Isittch mit
Dosen, Heumann mit Waffengriffen, Gottfried Graax
mit Kaminen, Bbppenhaupt mit Architekturen und
Wiü und Moegtieh mit ihren zierlichen Rahmen.
In Frankreich wann es die reizvollen Vignetten
des Bernard Pieart, das Tischgerät des Forty, Kar-
tuschen und Umrahmungen von De la Joue, die reiz-
vollen Hochfüllungen von Tibesar und Prirur, Tro-
phäen und Laubornament von Dehftme, Vasen von
Saly und die genialen Brnnneneatwflrn von Francoi»
Boucher, welche das Interesse fem In i . Grabmale und
Brunnen von Hutin von ausserordentlicher Anmut,
sowie eine Folge: „Arabesques, inventes et graves
par J. D. Du Gourc, welche mir bis dahin nie zu
Gesichte gekommen, beschliessen die Zahl der Blätter,
welche dem Beschauer vor Augen geführt wurden.
Dieser reichen Auswahl loser Blätter, von denen
nur die Arbeiten der hervorragendsten Meister her-
vorgehoben werden können, schloss sich dann eben-
bürtig eine Auswahl gebundener Werke, Architektur-
und Kunstbücher vom 16. bis 18. Jahrhundert an.
Es war ein glänzendes Bild, welches in dieser
Ausstellung dem Beschauer von der Entwicklung
des dekorativen Geschmackes dreier Jahrhunderte
gegeben wurde, und es kann keinem Zweifel unter-
liegen, dass diese Ausstellung wesentlich das Interesse
für kunstgewerbliche Dinge in Hannover gefördert
hat. Indessen darf dabei nicht übersehen werden,
dass die reiche Sammlung des Herrn Architekten
Haupt immer eine Privatsammlung ist und aLs solche
dem allgemeinen Nutzen naturgemäss wenig förder-
lich sein kann. Selbst das weitgehendste Entgegen-
kommen seitens des Besitzers gegenüber dem allge-
meinen Interesse, welches in wiederholten Ausstell ungen
bethätigt werden könnte, kann doch nicht annähernd
die Sammlung so nutzbar machen, als wenn dieselbe
mit einem öffentlichen kunstgewerblichen Institute,
Kunstgewerbemuseum u. dgl. m. verbunden wäre,
in dessen Räumen sie, nicht in Mappen und Schränken
verpackt, in wechselnden Ausstellungen von je ein
paar Tausend Blatt jedem stündlich, ohne gelehrte
Rede und ohne Kataloge, Anregung, Belehrung und
Vorbilder geben könnte.
Bei der enormen Preissteigerung, welche die
Ornamenistiche in den letzten Jahren erfahren haben,
ist es die höchste Zeit mit grösseren Mitteln, als
sie meistens dem Privatmann zur Verfügung stehen,
einzutreten, wenn diese Sammlung im öffentlichen
Interesse der Stadt Hannover vervollständigt werden
soll, und dass das dringend geboten erscheint, darüber
dürfte kaum ein Zweifel bestehen. Es würde tief
zu beklagen sein, wenn diese treffliche Sammlung
durch irgend welchen Umstand der Stadt Hannover
nicht erhalten bliebe. ./. REIMERS,
KunslKowcrlieliHlt. N K
14
93
17. Jahrhunderts war besonders reich die Buch-
ausstattung und Porträtumrahmung -vorgeführt.
Aus Deutschland waren es besonders die Meister
Matthäus Mcrian in seinen Grotesken für Goldschmiede,
Lucas und Wolffian^ Eatan in ihren reichen Por-
trätumrahmungen, sowie eine ausserordentliche Aus-
wahl der sogenannten Lauberbücber, ein Ornament,
welches am Ende des 17. Jahrhunderts mit beson-
derer Vorliebe als Rahmendekoration verwendet wird.
Noch reichhaltiger waren die französischen
Meister vertreten. Die äusserst seltenen Blätter für
Email, auch wohl Schwarzblätter genannt, z. B. von
Henri Toutin, Goldschmiedevorlagen von Vauquer
und Ldgard, Laubornament von Nicolas Loire, die
grossartigen Decken- und Wanddekorationen des
Charles Lebrun und der unermessliche Formen- und
Vorbilderschatz von Jean Marot und Jean Lc Pautrc
waren in vorzüglichen Blättern gezeigt
Die nächstfolgende Zeit zeigte uns bei den
Niederländern de Grendel in seinen reizvollen Kaminen,
bei den Deutschen, allen voran Paul Deeker in seinen
Architekturen, Innenräumen und Möbeln, Abraham
Drentweü mit seinen Allegorien und Gerät, sowie
Eysler mit Lauberbfichlem und Rahmen.
Bei den Franzosen waren die besten ihrer Zeit
vertreten, Daniel Marot, Jean Itcrain. Ikruard Tom
und (litte Marie Oppenord, Meister, denen keine N
tion ähnliche an die Seite zu Beben hat. Es folgen
dann die Meister der späteren Zeit des Louis XV
und Louis XVI.
In Deutschland Frau: Xa ''mann, Brnos
Nilsoti, Jeremüu Waohsmuth, Bernard Gbx mit ihren
Kokokomotiven, Allegorien und Möbel, Isittch mit
Dosen, Heumann mit Waffengriffen, Gottfried Graax
mit Kaminen, Bbppenhaupt mit Architekturen und
Wiü und Moegtieh mit ihren zierlichen Rahmen.
In Frankreich wann es die reizvollen Vignetten
des Bernard Pieart, das Tischgerät des Forty, Kar-
tuschen und Umrahmungen von De la Joue, die reiz-
vollen Hochfüllungen von Tibesar und Prirur, Tro-
phäen und Laubornament von Dehftme, Vasen von
Saly und die genialen Brnnneneatwflrn von Francoi»
Boucher, welche das Interesse fem In i . Grabmale und
Brunnen von Hutin von ausserordentlicher Anmut,
sowie eine Folge: „Arabesques, inventes et graves
par J. D. Du Gourc, welche mir bis dahin nie zu
Gesichte gekommen, beschliessen die Zahl der Blätter,
welche dem Beschauer vor Augen geführt wurden.
Dieser reichen Auswahl loser Blätter, von denen
nur die Arbeiten der hervorragendsten Meister her-
vorgehoben werden können, schloss sich dann eben-
bürtig eine Auswahl gebundener Werke, Architektur-
und Kunstbücher vom 16. bis 18. Jahrhundert an.
Es war ein glänzendes Bild, welches in dieser
Ausstellung dem Beschauer von der Entwicklung
des dekorativen Geschmackes dreier Jahrhunderte
gegeben wurde, und es kann keinem Zweifel unter-
liegen, dass diese Ausstellung wesentlich das Interesse
für kunstgewerbliche Dinge in Hannover gefördert
hat. Indessen darf dabei nicht übersehen werden,
dass die reiche Sammlung des Herrn Architekten
Haupt immer eine Privatsammlung ist und aLs solche
dem allgemeinen Nutzen naturgemäss wenig förder-
lich sein kann. Selbst das weitgehendste Entgegen-
kommen seitens des Besitzers gegenüber dem allge-
meinen Interesse, welches in wiederholten Ausstell ungen
bethätigt werden könnte, kann doch nicht annähernd
die Sammlung so nutzbar machen, als wenn dieselbe
mit einem öffentlichen kunstgewerblichen Institute,
Kunstgewerbemuseum u. dgl. m. verbunden wäre,
in dessen Räumen sie, nicht in Mappen und Schränken
verpackt, in wechselnden Ausstellungen von je ein
paar Tausend Blatt jedem stündlich, ohne gelehrte
Rede und ohne Kataloge, Anregung, Belehrung und
Vorbilder geben könnte.
Bei der enormen Preissteigerung, welche die
Ornamenistiche in den letzten Jahren erfahren haben,
ist es die höchste Zeit mit grösseren Mitteln, als
sie meistens dem Privatmann zur Verfügung stehen,
einzutreten, wenn diese Sammlung im öffentlichen
Interesse der Stadt Hannover vervollständigt werden
soll, und dass das dringend geboten erscheint, darüber
dürfte kaum ein Zweifel bestehen. Es würde tief
zu beklagen sein, wenn diese treffliche Sammlung
durch irgend welchen Umstand der Stadt Hannover
nicht erhalten bliebe. ./. REIMERS,
KunslKowcrlieliHlt. N K
14