DER KATALOG DER SAMMLUNG SPITZER.
105
bezeichnete es als ein Geschenk des Kaisers Justi-
nian IL an die Gemahlin Klothars I., die heilige
Radegunde, welche in jenem Kloster ihre letzten
Lebensjahre zubrachte. Bekannt ist uns das Stück
nur aus einer alten Zeichnung, welche vermuten
lässt, dass wir es hier mit einer Email-cloisonne-Ar-
beit zu thun haben. Seit Jahren arbeiten schon ver-
schiedene Forscher mit Eifer und Fleiss daran, um
jenen Sprung zu erklären von der römischen Email-
technik zum byzantinischen Email-cloisonne, um
jene Lücke auszufüllen in unserem Wissen, bezüg-
lich jener 150 Jahre vom Verschwinden der alten
Fig. 4. Leuchter, aus Bronze vergoldet. Französische
Arbeit des 13. Jahrhunderts. Höhe m 0,250.
Technik des Email-champleve im 5. Jahrhunderte, bis
zum historisch beglaubigten Email-cloisonne — wo-
für ja bisher als ältestes Beispiel die Krone von
Monza gilt — im 7. Jahrhunderte. Aber für Palustre
besteht diese Lücke nicht, denn nach ihm war ja
schon im 6. Jahrhunderte unter Justinian IL, und
Tiberius die Emailkunst, oder Email-champleve gilt
ihm gleich, in Byzanz ziveifelsohne in höchster Blüte.
Diesbezüglich möchte ich Herrn Palustre auf die
ihm offenbar vollständig unbekannten Forschungen
des Herrn Dr. Tischler in Königsberg verweisen.
Alle der Völkerwanderungszeit angehörigen
Gegenstände, die mit Schmelz geziert sind, gehören
nicht der eigentlichen Emailtechnik an. Bei den-
Fig. 5. Kelinuienbehälter aus Silber vergoldet. Portu-
giesische Arbeit des 16. Jahrhunderts (1558). Höhe m 0,345.
selben ist nicht der Glasfluss in die Zellen einge-
schmolzen, sondern er ist separat fabrizirt und nach-
träglich in schon fertigem Zustande in die Zellen
eingekittet. Die richtige Bezeichnung für diese Tech-
nik ist „verroterie cloisonnee". Bei einem im vorigen
Jahre in Scilagy-Somlo gemachten grossen Goldfunde
aus dem Ende des 5. Jahrhunders, der sich jetzt im
ungarischen Nationalmuseum befindet, glaubte man
allerdings echtes warmes Email-cloisonne gefunden
105
bezeichnete es als ein Geschenk des Kaisers Justi-
nian IL an die Gemahlin Klothars I., die heilige
Radegunde, welche in jenem Kloster ihre letzten
Lebensjahre zubrachte. Bekannt ist uns das Stück
nur aus einer alten Zeichnung, welche vermuten
lässt, dass wir es hier mit einer Email-cloisonne-Ar-
beit zu thun haben. Seit Jahren arbeiten schon ver-
schiedene Forscher mit Eifer und Fleiss daran, um
jenen Sprung zu erklären von der römischen Email-
technik zum byzantinischen Email-cloisonne, um
jene Lücke auszufüllen in unserem Wissen, bezüg-
lich jener 150 Jahre vom Verschwinden der alten
Fig. 4. Leuchter, aus Bronze vergoldet. Französische
Arbeit des 13. Jahrhunderts. Höhe m 0,250.
Technik des Email-champleve im 5. Jahrhunderte, bis
zum historisch beglaubigten Email-cloisonne — wo-
für ja bisher als ältestes Beispiel die Krone von
Monza gilt — im 7. Jahrhunderte. Aber für Palustre
besteht diese Lücke nicht, denn nach ihm war ja
schon im 6. Jahrhunderte unter Justinian IL, und
Tiberius die Emailkunst, oder Email-champleve gilt
ihm gleich, in Byzanz ziveifelsohne in höchster Blüte.
Diesbezüglich möchte ich Herrn Palustre auf die
ihm offenbar vollständig unbekannten Forschungen
des Herrn Dr. Tischler in Königsberg verweisen.
Alle der Völkerwanderungszeit angehörigen
Gegenstände, die mit Schmelz geziert sind, gehören
nicht der eigentlichen Emailtechnik an. Bei den-
Fig. 5. Kelinuienbehälter aus Silber vergoldet. Portu-
giesische Arbeit des 16. Jahrhunderts (1558). Höhe m 0,345.
selben ist nicht der Glasfluss in die Zellen einge-
schmolzen, sondern er ist separat fabrizirt und nach-
träglich in schon fertigem Zustande in die Zellen
eingekittet. Die richtige Bezeichnung für diese Tech-
nik ist „verroterie cloisonnee". Bei einem im vorigen
Jahre in Scilagy-Somlo gemachten grossen Goldfunde
aus dem Ende des 5. Jahrhunders, der sich jetzt im
ungarischen Nationalmuseum befindet, glaubte man
allerdings echtes warmes Email-cloisonne gefunden