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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,3.1910

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Heft 14 (2. Aprilheft 1910)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9021#0149
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das Wesentliche ihrer Lieblingsmusik
zu erfassen. Schließlich hat jedcr
das Recht, mit seiueu Gliederu
auzufangen, was ihm beliebt; wer
mit den Fingern auf den Noten-
liuien musikalischeu Geuüssen nach-
geht, den soll man in seinem Ver-
gnügen nicht stören. Uns übrige
aber soll man nicht überreden wol-
len, das für Musik hinznnehmen,
was nnr durchs Auge zu er°
fassen ist. Musik muß man hören,
nicht lesen können.

Artur Liebscher

Verwalzerung

in heiteres Pröbchen „wie's ge-
macht wird" schickt uns ein
Leser auf einem Prospekt. Laut
Aufdruck siud alle augeführten
musikalischen Hcrrlichkeiten durch I.
G. Seeling zu beziehen. In einer
Sammlung „Neue Balltänze" (auch
für Violine oder Flöte oder Klari-
nette und Klavier erschiencn) be-
findet sich da ein Walzer: „Das
liebe kleine Ding" von I. Naun-
hofer. Der „Autor" hat einfach
Meister Loewcs „Uhr" in den Drei-
vierteltakt umgeschrieben.

Ich tra - ge, wo ich ge

Welche Ausblicke eröffnet dicses
genial einfache Mittel, die Tanz-

literatur durch Bearbeitung klas-
sischer Lieder für deu Ballgebrauch
zu bereichern!

Andreas Achenbach l'

ünfundneunzig Iahre alt wär er
in diesem September geworden.
„Der Nestor der deutschen Maler"
— ich schreibe solch Wort nicht gern,
denn es deutet sehr oft auf eine
Berühmtheit, die mit dem Älter-
werden wächst, weil sie ihren Haupt-
grund im Altwerden hat. Aber wer
Andreas Achenbach gerecht werden
will, muß sich der uns Heutigen
märchenhaft klingendcn Tatsache er-
iuneru, daß dieser bis zu dieseu
Tagen unter uns Lebende sein erstes
Nordseebild zu derselben Zeit ver-
kaufte, als Heinrich Heines Nord-
seebilder zum ersten Male im Druck
erschienen! Freilich: fast Knabe noch,
hatte er schon Erfolg. Dann stieg
jein Ruhm steil zum Zenit. An-
dreas Achenbach hat Iahrzehnte,
hat bcinah ein halbes Iahrhundcrt
lang für den größten deutschen
Landschaftsmaler gegolten. Wenn
eine Wcilc Oswald Achenbach, nicht
annähernd so bedeutend wie er, in
der Gunst dcs breiten Publikums
ihn vielleicht sogar überflügelte, so
konnte er darüber lächeln, und tat's
auch. Als der jüngere Bruder als
alter Mann starb, war der Aum-
mer-Eins-Mann in aller Meinung
schon längst wieder der ältere von
beiden, er. Und blieb es, bis ganz
neue Götter aufkamen und man
sich dran gewöhnte, vor den Bildern
des Achtzigers mit respektvollem
Hutabziehen als vor Zeugnissen der
Kunstgeschichte vorüberzugehn.

Engländer, Lonstable an der
Spitze, sind sozusagen die Gründer
von Fontainebleau; die ganze Schule
von Barbizon, die der französischen
Malerei neues Leben gab, ist kaum
vorzustellen ohne den Hauch von
der See. Aber ebenso früh oder

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