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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,3.1910

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Heft 15 (1. Maiheft 1910)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9021#0234
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Heimatpflege

entsteht der Schein, als ob alle
architektonische Schönheit Konstruk-
tionsschönheit wäre nnd dic Logik
ihres Aufbanes aus der Logik der
Konstruktion schöpfte. In Wirk-
lichkeit aber gibt es neben der
Logik der Konstruktion und völlig
unabhängig von ihr eine Logik des
formalen Aufbaues, eine Konstruk-
tion der Form neben der Konstruk-
tion der Materie, und diese Kon-
struktion der Form haben wohl
immer die Künstler gemeint, die
die Konstruktion als Hauptziel der
Architektur bezeichnet haben.

HeirnatpflegerischesAller-

lei

eut einmal eine Handvoll
Notizen, kleine und groge, aber
lauter solche, die sprechen.

Die Firma Iasmatzi läßt sechs
Metcr lange und zwei Meter breite
und einen Teil neun Meter
lange und zwei Meter
breite Reklametafeln aus
Holz anfertigen. Sie werdcn mit
dem bekannten scheußlichen Gelb
gestrichen, und dann kommen die
Worte darauf „Iasmatzi, Unsre
Marine". Es sollen für ganz
Dcutschland 2000 Stück solcher
Tafcln bestellt sein. In einigen
Gegenden allerdings verbittet man
sich ja solchen Segen schon. Die
übrigen seien gewarnt. Werdcn die
jetzt mehr als 300 000 Dürer-
bündler in solchen Reklametafeln
auch wirklich die Aufforderung
sehen, Iasmatzische Bcmühungcn
um „Unsre Marine" zu unter-
stützen? Oder etwa eine gcgen-
teilige?

„Adlerjagd. Dieser Tage er-
legte der Oberjäger S. in den
Wänden der Höfats bei Oberstdorf
im Algäu einen besonders starken
uud schönen Steinadler mit einer
Flügelspannung von 2 Meter 25
Zentimeter. Nur unter unsäglichen

Mühsalen, wie noch bei keinem
znvor, war es dem kühnen Manne
möglich, den Adler zu erlangen;
fortwährend drohten donnernd nie-
dergehende Lawinen." So viel
Mühe und Gefahr also um einen
Steinadler! Und wir habcn so
wenige noch in deutschen Landen,
daß der Schaden, den sie stiften,
nach Ansicht der Iäger und Na-
turforscher gar nicht mehr nen-
nenswert ist. Sollen sie ganz aus-
gerottet werden?

Eine Annonce: „Iagdexpeditio-
nen nach den nördlichenPolarge-
bieten zurIagdaufEisbären,Wal-
rosse, Robben, Polarfüchse, Renn-
tiere, Flugwild usw. Strecke: Iuli
ly07, s6 Eisbären, l9»3, 2l Eisbären,
ldB, l^ Eisbären, viele Robben
usw. Näheres wegen Teilnahme
durch Zk.P.Z." Wie sich die Tierbe-
stände im Nordcn vcrmindcrt haben,
ganz besonders bei den Robben, so
sehr, daß gewisse altgewohnte Nutz-
expeditionen gar nicht mehr gemacht
wcrden, weil sie sich nicht mehr loh-
nen — das weiß jeder, der diese
Dinge überhaupt beachtet. Nun
wird zu derartigen Aasercien auch
noch durch Annoncen in deutschen
Blättern eingeladen.

Zur Abwechslung etwas aus dem
Idyllenbereich. Die Leberblüm-
chen (^nsmonL kepLlics) sind in
unsern Wäldern so selten geworden,
daß sie in Nutzgärten gezogcn wcr-
dcn. Gegcn einen Vcrkauf in Gär-
ten gezogener Frühlingspflanzen
ist ja nichts einzuwenden. Abcr
die sind dem Publikum nicht mehr
fein genug. Auf dem Markt wurden
in diesem Frühling „Waldleber-
blumen" von „Gartenlcbcrblumcn"
untcrschicden. Die „Waldcrdbeeren"
sind ja ebenfalls feiner als Gar-
tenerdbeeren. Also wird auch an
der Ausrottung der Leberblumen
schon geschäftsmäßig gearbeitct.

Aurich ist die höchstgelegene

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