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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,3.1910

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Heft 16 (2. Maiheft 1910)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9021#0329
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Lauben- und Heckengänge, Alleen, Brücken, Bänke, Treppen-- nnd Ler-
rassenanlagen, Statuen und Vasen, Lauben, Geräte- und Gartenhäuser
aller Art, Eingangspforten und Amwehrungen aus schönen Gärten
Deutschlands nnd Ssterreichs.

In den Tertbänden kam es mir darauf an, den Blick auf das thpisch
Gute zu lenken, das man überall finden kann, und ich hatte daher
dort die Herkunft der einzelnen aufgenommenen Motive nicht genannt.
Der Leser soll nicht zu dem Glauben gebracht werden, daß sich nur da
und dort gute, gleichsam katalogisierte Sachen fänden, sondern er sollte
die Augen öffnen, nm zu sehen, daß sich vernünftige und schöne Ge-
staltungen aus ältercr Zeit überall finden lassen, die im schroffen Gegensatz
zu den gedankenlosen aus neuer Zeit stehen. In den Bilderergänzungs-
bänden habe ich dagegen die Herkunft der Bilder namhaft gemacht, da
ich von vielen Seiten darum gebeten worden war. Die erste Abbildung,
die ich aus dem Buche hier anführe, zeigt Laubengänge aus dem Schloß-
garten in Dornburg. Das Bild ist wohl geeignet, eine Vorstellung von den
lauschigen, schattigen Wegen zu geben, die so entstehen und die verhältnis-
mäßig leicht und rasch anzulegen sind. Aber gerade gegen sie wütet das
blinde Vorurteil am meisten. Man sollte wohl meinen, daß die Leute,
die beständig von der dumpsen Luft in Laubgängen reden, noch nie einen
Laubgang betreten hätten. Schließlich wird man auch die dichten Wälder
demolieren wollen, weil unter ihrem Blätterdach am Ende auch die
Luft dumpf werden könnte. Abbildung 2 ist eine der schönen Alleen aus
dem Schwetzinger Schloßgarten mit der langen Perspektive und den reiz-
voll aufgestellten Statuen. Auf Abbildung 3 sieht man einen der Tciche
im Schloßgarten von Oliva und im Hintergrunde die hohen Heckcngänge,
die zum Teil noch erhalten sind. Aber geschnittene Bäume habe ich
Eingehenderes in dem Buche über Gärten selbst gesagt, ich kann mich
deshalb darauf bcschränken, hier kurz zu wiederholen, daß natürlich im
allgemeinen die Pflanzen ihre freie Lntwicklung behalten müssen, daß es
aber schwerlich irgendcine berechtigte Regel gibt, die Pflanzen nicht
auch einmal zu beschneiden. Bei einer kleinen Hecke versteht sich das
von selbst, was für seltsam poetische Reize aber die hohen Heckengänge
haben, muß wohl jeder empfängliche Mensch beobachten, der zwischen
solchen hohen und tiefen grünen Mauern je wirklich dahingewandelt ist.
Abbildung H zeigt den Blick aus einem kleinen Berggärtchen hinunter
ins Tal und auf den Fluß (in Orlamünde) mit seiner Erlenumrahmung
und eincm kleinen Holzbrückchen über dem Mühlkanal. Wie hier Land-
schaft und Gebäude zusammengehen, wird man leicht erkennen und daraus
ersehen, daß in solchen Fällen die Landschaft nicht nach kostbaren Archi-
tekturgebilden verlangt, sondern daß gerade für solche Aufgaben die
kleinen, wie aus dem Boden gewachsenen Bauten die vortrefflichsten sind.
Ein etwas reicheres Gartenhaus zeigt Abbildung 5 (aus Kahla). Es ist
an einc hohe Futtermauer angelehnt und durch Treppenbauten sehr an-
mutig mit dem Gelände verbunden. Das obere Geschoß enthält einen
kleinen Teesalon, das untere einen Geräteraum. Haben sich die Zeiten
wirklich so geändert, daß nicht für jeden Garten, dessen Besitzer Garten-
leben zu genießen vcrsteht, ein solcher Aufenthaltsort ein köstliches Geschenk
wäre? Abbildung 6 zeigt Terrassenmauern mit Gartenhäuschen, die sich
am Ufer des Rheins in Mainz hinziehen. hier sind die Unterbauten

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