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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,3.1910

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Heft 18 (2. Juniheft 1910)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9021#0490
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diese Iagdbeute des Großspekulan-
ten, aber sie „gedieh" doch so präch-
tig: sie wurde fett uud immer
fetter. Und sie hatte doch auch
einen Trog mit Wasser; frisches
jeden zweiten Tag! Einige wenige
nur, feinere, nervösere Geister mit
unrnhigerem Schlaf standen auf,
um die dumpfen Gewissen wach-
zurütteln, aber ihre „idealen For-
derungen" waren nur wie die
Stimme des Predigers in der
Wüste. Und die Doktor Rellings
blieben nicht aus, die diese Pre-
diger für die eigentlich Kranken

Organismus durchzuführen, daß
anf der Grundlage der Gesund-
heit alle Kräfte in neuer leben-
digcr Harmonie und Gedanken-
schönheit sich entfalten können.
Welchen Wirkungsumfang der
jnnge Städtebaugedanke schon jetzt
erreicht hat, dafür kann das Schick-
sal dieser Ausstellung als Sinn-
bild gelten. Man wollte die Er°
gebnisse des Wettbewerbes „Groß-
Berlin" ausstellen und so drum
herum vielleicht noch ein bißchen
Material von andern Städten als
Illustriernng der allgemeinen Ten-

erklärten und sagten: laßt doch
den andern jhren Schlaf wenig-
stens, zu heilen gibt's hier doch
nichts mehr.

Noch vor zwei Iahrzehnten, wie
spärlich waren die Prediger, und
wieviel Nesignation lag noch in
ihren Worten! Nnd jetzt? Hier
haben also doch einmal die Gregor
Werles den Sieg über die Doktor
Rellings davongetragen. Diese
„idealen Forderungen" sind das
Evangelium von vielen tausend
Herzen geworden. Ein tätiger
Idealismus, ein tätiger Optimis-
mus ist am Werke, das schwere Sa°
nierungswerk an einem entarteten

denzen des modernen Städtebaues
gruppieren. Aber da strömte aus
allen großen Städten aller Länder
und Weltteile das Material zu-
sammen, und die Ausstellnng
schwoll und schwoll, bis der Raum
die Fülle kaum noch fassen konnte.
Die Entwürfe aus dem Wett-
bewerb „Groß-Berlin" sind an dieser
Stelle bereits ausführlich bespro-
chen worden. Das ganze Problem
des Städtebaues in seinen all-
gemeinen Grnndzügen hat der
Knnstwart längst eingehend er°
örtert. Ietzt noch im einzelnen
aufzählen zu wollen, was die
Ausstellung an Fülle von Ent»

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Knnstwart XXIII, s3
 
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