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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,1.1928-1929

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Heft 3 (Dezemberheft 1928)
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8885#0253

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(Filser-Berlag.) Die Landschasi und der
Bolkscharakter wie Bildschnitzerei, Zeich-
nung, Malerei und Architektur werden
wesenhast behandelt, ihre deutsche Eigen-
art herausgestellt, der eigentumliche Bil-
derkreis gewürdigt, wie das Berhältnis
von Natur und Kunst. Darüber hinauS
sind zwöls Künstler wie dle persönliche
Berkörperung alles dessen in scharfen
Umrissen hingesitellt. 28ohl eines der
edelsten Weihnachtsgeschenke, eine Gabe
von dauerndem Wert sür jeden Freund
deutscher Kunst. Die „Barockmalerei
der germanischen Länder" schildert
Drost sehr eindringlich und in eigen-
artigen Bildanalysen, wie auch sonst
durchaus originell (Athenalon-Verlag).
Die Lektüre ist nicht immer leicht, aber
ergiebig. Schade, daß dieser gediegene
und vielfach wertvolle Text von so mln-
derwertigen Bildern begleitet wird. Die
Ansstattnng dieser großen Kunstgeschichte
läßt überhaupt empfindlich zu wünschen
übrig und paßt wenig zu den hochtönen-
den Worten, mit denen sie slch selbst
empflehlt. Ein geistreiches Werk in der
Anlage und Durchführung widmet E.
Benkard dem „S e l b st b i l d n i s"
(Verlag Heinrich Keller), vom iZ. bis
zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Es
werden gewisse Typen der zeitlichen und
persönlichen Prägung, wie des Nationa-
len herausgearbeitet und jeweils an kon-
kreten Beispielen erörtert. Dabei gehen
die Auswirkungen dessen, waS Benkard
soziale Emanzipation, Emanzipationsgc-
fühl, Gleichgewicht und bürgerliche Mitte
nennt, gar manchmal ineinander über.
Man wlrd hier überhaupt keine allzu
strengen Beweise erwarten dürfen; wohl
aber erfährt man viel Jnteressantes
über den Geist der Zeiten und Menschen.
Jm letzteren ist der Verfasser am stärk-
sten; um das Menschliche geht es ihm
auch vor allem. Er sieht das Problem
des Selbstbildnisses als Frage- und Ant-
wortspiel mit sich selbst und der Welt,
mit den Kräften seiner Begabnng und
Umgebung —- nnd hat darin wohl recht.
HundertBildnisse,überdienähereAngaben
im einzelnen vrientieren, veranschaulichen
das Thema und lassen das Vorgebrachte
nachprüfen. Weil es mal etwas anderes
und als solches eine gehaltvolle Darbie-
tung, verdient das Buch besondere Be-
achtnng. Hier mag auch eine saubere nnd
gewissenhafte Studie über das Selbst-
bildnis des „M ichelangelo und

20/s

das Porträt" überhaupt von E. Hei-
meran (Bruckmann) erwähnt sein; um
so mehr, als Benkard es als selbstver-
ständlich nimmt, daß es von Michel-
angelo keine Selbstzeugnisse gibt. Der
Verfasser prüft das einschlägige Mate-
rial kritisch nach, trägt auch eigene Ent-
deckungen bei nnd kommt zu dem plau-
siblen Ergebnis, daß wir tatsächlich
mehrfache Unterlagen besitzen, um Mi-
chelangeloö Erscheinung und Persönlich-
keit aus Selbstbildnissen zn rekonstruie-
ren. Die llbersicht über die alte Kunst
möchte ich schließen mi't dem Hinweis
auf W. C. Behrendts „Hollän-
dische Stadt" (Br. Cassirer). Jn
ausgezeichneten und höchst typischen Bil-
dern werden wir über das Thema un-
terrichtet: von einem feinsinnigen Archi-
tekten und kultivierten Kunstfchriftsteller,
dem wir schon manches vorsieffliche
Werk seines Faches danken. Ein solches
Buch über Holland ist längst Bedürfnis
und füllt eine empfindliche Lücke endlich
aus. Es wird manchen reizen, das Land
zu bereisen; wer es kennt, dem weckt es
viel liebe Erinnerungen. Nachdxrn Eigen-
art von Land und Leuten geschildert, ent-
wickelt B. den Stadtplan und aus ihm
das Wachstum der Städte, daran schließt
sich die Schilderung der baumbestande-
nen Grachten, Straßen und Plätze, der
alten Baudenkmale und Wohnhäuser —
alles anschaulich und mit warmer An-
teilnahme.

Zur Kunstgeschlchte des ig. und 20.
Jahrhunderts ist mancherlei erschienen,
das besonders in den Propyläenbänden
empfehlenswert. Auf „I mpressiv-
nismus und Realiömus" von E.
Waldmann habe ich fchon im No-
vemberheft eindringlich hingewiesen. Jn
der „Baukunst der neuesten Zeit"
von Gust. A. Platz liegt der Wert
mehr in der Fülle der Bilder als ihrer
charakteristischen Auswahl; auch der Text
läßt zu wünschen übrig. Für den an sich
erfreulichen Versuch einer Systematik
fehlt eö dem Verfasser an gründlichen
Kenntnissen und Methodik, das Urteil
gegenüber konkreten Leistnngen ist teil-
weise unsicher, ja falsch; auch vermissen
wir wichtige Namen und Werke. Für
den Laien dankenöwert ist die Unter-
weisung im Bautechnischen und daß er
einen starken Einblick in das bisher Ge-
schaffene gewinnt. Karl Scheffler,
dcr sich auf den verschiedensten Kunst-
 
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