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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 42,1.1928-1929

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Heft 3 (Dezemberheft 1928)
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8885#0252

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scharse Trcnnung von Architektur und
Piastik. Jedcnsalls regt das Buch außer-
vrdentlich an, wozu nicht wenig sein
klarer und eindringllcher Stil beiträgt.
Wle sehr griechische Kunst durch den Hel-
leniSmus Weltkunst geworden und bis
tief nach Asien hinein gewirkt hat, er-
sehen wir aus den Ergebnissen der deut-
schen Tursan-Expeditionen, dis unter der
Leitung Le Coqs außerordentliche
Schätze an Zahl und Bcdeutung einge-
bracht. Die vierte und letzte, zugleich die
mühseligste Unternchmung, schildert Le
Coq in eincm ungemein fessclnden Rcise-
bericht, mit vielen Abbildungen : „V o n
Land und Lcuten in Ostturke-
st a n" (Hinrichs). Jn 156 Kisten wurden
öie Bilder, Handschristen und Plastiken
cin paar Tage vor KriegSausbruch noch
über die Grenze gebracht und sind jetzt
im Berliner Museum sür Völkerkunde
allgemein zugänglich. Man ist überrascht,
in jenen stocktürkischen Gebieten bis zur
Mitte deö 6. Jahrhunderts indogerma-
nische Völker zu sinden, die dem sernen
Dsten mit der buddhistischen Religion
auch die auf der hellenistischen Spät-
antike beruhende buddhistische Kunst
übermittelt haben. Namentlich an Wand-
gemälden sinden sich Leistungen, die daö
Erstaunen aller Künstler und Kunst-
freunde geworden. Jn einer wissenschaft-
lichen Art, wie sie unseren Lesern secner
liegt, behandclt der geistesscharfe und kri-
tische H. Beenken in „B i l d h a u e r
des i/j. Jahrhunderts" (Insel-
Derlag) die Hütten-Plastik von Frei-
burg, vom Kölner Domchor, dem Kapel-
lenturm von Nottweil und der Gmündcr
Heilig-Kreuz-Kirche — Werke der Hoch-
gotik von i2go bis iZZo und teilweise
darüber hinausgreifend. Eine sehr ver-
dienstlichc Leistung mit vielfach neuen
Ergebnissen und Vorschlägen. Jch ncnnc
das Buch hier, weil es sür den ernsten
Kunstfreund sehr interessant ist, wie der-
gleichen angepackt wird, und für das
künstlerische Sehen wcrtvolle Förderung
ersteht; auch deshalb, wcil die Einleitung
wie daö Schlußkapitel Entwicklung und
Ausblick in ungemein geistreicher Weise
skizzieren. Auf gewissenhastester Archiv-
forschung und kritischer Nachprüfung der
bisherigen Literatur baut Ph. M. Halm
das Werk deö Münchener Spätgotikers
Erasmus Grasser (Filser-Verlag)
auf. Halm befindet sich hier auf seinem
cigensten Gebiet, das er wie wenige

beherrscht. Und so hat er uns wohl
das Grasserwerk geschaffcn, wobei er
noch eine größere Änzahl von Plastiken,
die in jenen Kreis werkstattmäßig, nach-
barlich und zeitlich gehören, gegenein-
ander abwägt und zu bestimmen sucht —-
oft mit endgültigem Erfolg. Grasser, ein
Zeitgenvsse dcr Adam Krafft und Veit
Stoß, ist durchauö im Gotischen verblie-
ben und für seine engere Heimat wohl
weitaus der Bedeutendste, ein starker
Meister überhaupt. In nahezu hundert
Tafeln, die schön gedruckt sind, wird
jedem Freund gotischer Plastik eine reiche
ÄuSwahl charakteristischer Schöpfungen
jener End- und Übergangszeit geboten.
Zur Dürerliteratur, deren wir schon im
Maiheft gedacht, seien noch ein paar
kleinere sympathische Büchlein von bil-
ligem Preis nachgetragen. Dor allem
das gehaltvolle Bändchen aus der
Sammlung von Duelle L Meyer, Leip-
zig: „Albrecht Dürer, Deutschlands
größter Künstler", vonH aack. Der Schwer-
punkt liegt auf der cingehenden Würdigung
und Einführung in die Schwarzweiß-
kunst, doch wird auch der sonstige Dürer
bedacht. Ängenehm erzählt „D a S Le-
ben von Ä. Dürer", mit wirksamen
Selbstzeugnissen durchflochten, Paul Th-
Hoffmann (Diederichs). Franz Dül-
berg hat für die Reichsdruckerei ein
knappes, abcr lebendiges Büchlein ge-
schrieben „A. Dürer und sein Werk",
das viele und scharfe Abbildungen hat.
Eine der schönsten (und erschwinglichen)
Gaben zum Dürer-Iahr ist eine Fak-
simile-Ausgabe von Dürers „N i e -
öerländischem Reiseskizzen-
b u ch", daö der Prestel-Derlag, Frank-
furt a. M., in vorbildlichcr Ausstat-
tung vorlegt. Wölfflin hat dazu eine
kurze, gehaltvolle Vorrede geschrieben.
Es handelt sich um Fragmente, deren
Zusammenstellung aber wahrscheinlich
macht, daß Dürcr auf dieser Reise ein
Skizzenbuch geführt hat. Die Blätter
enthaltcn Bildnisse, Tier- und Land-
schaftsdarstellungen, Gerätskizzen —
durchgeführte Zeichnungen, die Dürer
auf derHöhe seiner Meistcrschaft zeigen.
Eine selbständige, kraftvolle, eindring-
liche und markante Charakteristik der
svgenannten altdeutschen Kunst, vom IZ.
bis 16. Iahrhundert, gab in einem schö-
nen Band mit einschlägigen Bildern Ulrich
Christoffel heraus: „Die deutsche
Kunst als Form und Ausdruck"

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