Es gibt keine ein- und ausschaltbare Sittlichkeit, es gibt nur eine, und
daß die wirkende Kraft ist, hat dieser Krieg wie keiner vorher schon be-
zeugt. Ohne die Äberzeugung von unserm Recht durchs ganze deutsche
Volk, wie stände es da mit uns! Aber die andern Völker haben Angst vor
uns. weil sie uns für unfrei, unduldsam, pedantisch, machtlüstern halten.
Fürchtend, wir wollten die ganze Welt teutonisch machen. Möglich, daß in
solcher Eedankenspreu fünf Körner Wahrheit stecken. Sicher, daß wir uns
auch als Volk um so mehr selbst zu erziehen haben, je mehr unsre Macht
im Ganzen wächst. Denn siegen wir, so haben wir nur dann ein Recht,
droben zu bleiben, wenn nach dem alten Dichterworte am deutschen
Wesen die Welt genesen kann. Dankt Gott, ihr Iungen und Mädel, daß
ihr euch so viel nicht erst abzugewöhnen braucht, was wir Alten uns ange-
wöhnt haben. Das stärkste Volk muß den stärksten Willen dazu haben, kein
andres zu vergewaltigen.
Mit solchem Willen „werdet, die ihr seid", und schafft den deutschen
Tag! A
Nordschleswig und die Weltpolitik
^^v^ir Deutschen leben in der Stimmung, daß von unserm Sieg und
H Hunsrer Mederlage das ganze zukünftige Schicksal nicht nur der
deutschen, sondern der germanisch bestimmten Kultur überhaupt
abhänge. Ansre Anschauung ist die: wenn unsre politische und wirt-
schaftliche Macht, sei es von Westen oder Osten her, geschwächt wird, so
schrumpft der irdische Boden der germanischen Kultur überhaupt zusam-
men. Ia, ihr ganzes Dasein wird abhängig von der gutwilligen
Duldung andrer Mächte. Diese Gutwilligkeit aber ist eine schwache tzoff-
nung, zumal wenn wir nach Osten blicken.
Ans scheint es, als müsse das die Meinung aller germanischen
Völker sein. Aber wenn wir uns umblicken, begegnen wir oft einer Zu-
rückhaltung. Achtung, ja Bewunderung unsrer Leistungen, gewiß. Man
wünscht auch ehrlich, daß es uns nicht zu übel gehe. Aber einige Züchtigung
„Preußens", meint man, täte vielleicht ganz gnt. Gine Empfindung
für die Wichtigkeit der Datsache, daß die Schwächung des Deutschen
Reiches zugleich eine Stärkung des russischen Einflusses in Luropa be-
deuten würde, scheint vielen zu fehlen. Man ist zu solchen Erwägungen
nicht recht „gestimmt". Man hat irgend etwas gegen uns auf dem tzerzen,
anch, wo man die Mache des englischen Konkurrenzkrieges durchschaut.
Die Rrsache ist diese: England erscheint den kleineren germanischen
Staaten nun einmal als Hort der Freiheit, und damit auch als Hort
eines unbehinderten germanischen Kulturlebens. Preußen-Deutschland
aber gilt als eine Macht, die das Sonderleben einer Anzahl germanischer
Staaten zwar gegen Rußland schützt, aber zugleich durch seine eigenen
Machtbestrebungen gefährdet. England, glaubt man auch, ist „satt",
es hat genug an seinem weltumspannenden „Empire", es wird die tzand
nicht nach der Selbständigkeit der kleinen europäischen Staaten aus-
strecken. Der deutsche Staat aber will wachsen. Kann er das nicht in
Afrika und Asien, so vielleicht in Europa, wo die englische Flotte das
Gewicht, auch das Friedensgewicht der deutschen Millionenheere nicht
aufhebt. Man fürchtet für die staatliche und damit letzten Endes auch
daß die wirkende Kraft ist, hat dieser Krieg wie keiner vorher schon be-
zeugt. Ohne die Äberzeugung von unserm Recht durchs ganze deutsche
Volk, wie stände es da mit uns! Aber die andern Völker haben Angst vor
uns. weil sie uns für unfrei, unduldsam, pedantisch, machtlüstern halten.
Fürchtend, wir wollten die ganze Welt teutonisch machen. Möglich, daß in
solcher Eedankenspreu fünf Körner Wahrheit stecken. Sicher, daß wir uns
auch als Volk um so mehr selbst zu erziehen haben, je mehr unsre Macht
im Ganzen wächst. Denn siegen wir, so haben wir nur dann ein Recht,
droben zu bleiben, wenn nach dem alten Dichterworte am deutschen
Wesen die Welt genesen kann. Dankt Gott, ihr Iungen und Mädel, daß
ihr euch so viel nicht erst abzugewöhnen braucht, was wir Alten uns ange-
wöhnt haben. Das stärkste Volk muß den stärksten Willen dazu haben, kein
andres zu vergewaltigen.
Mit solchem Willen „werdet, die ihr seid", und schafft den deutschen
Tag! A
Nordschleswig und die Weltpolitik
^^v^ir Deutschen leben in der Stimmung, daß von unserm Sieg und
H Hunsrer Mederlage das ganze zukünftige Schicksal nicht nur der
deutschen, sondern der germanisch bestimmten Kultur überhaupt
abhänge. Ansre Anschauung ist die: wenn unsre politische und wirt-
schaftliche Macht, sei es von Westen oder Osten her, geschwächt wird, so
schrumpft der irdische Boden der germanischen Kultur überhaupt zusam-
men. Ia, ihr ganzes Dasein wird abhängig von der gutwilligen
Duldung andrer Mächte. Diese Gutwilligkeit aber ist eine schwache tzoff-
nung, zumal wenn wir nach Osten blicken.
Ans scheint es, als müsse das die Meinung aller germanischen
Völker sein. Aber wenn wir uns umblicken, begegnen wir oft einer Zu-
rückhaltung. Achtung, ja Bewunderung unsrer Leistungen, gewiß. Man
wünscht auch ehrlich, daß es uns nicht zu übel gehe. Aber einige Züchtigung
„Preußens", meint man, täte vielleicht ganz gnt. Gine Empfindung
für die Wichtigkeit der Datsache, daß die Schwächung des Deutschen
Reiches zugleich eine Stärkung des russischen Einflusses in Luropa be-
deuten würde, scheint vielen zu fehlen. Man ist zu solchen Erwägungen
nicht recht „gestimmt". Man hat irgend etwas gegen uns auf dem tzerzen,
anch, wo man die Mache des englischen Konkurrenzkrieges durchschaut.
Die Rrsache ist diese: England erscheint den kleineren germanischen
Staaten nun einmal als Hort der Freiheit, und damit auch als Hort
eines unbehinderten germanischen Kulturlebens. Preußen-Deutschland
aber gilt als eine Macht, die das Sonderleben einer Anzahl germanischer
Staaten zwar gegen Rußland schützt, aber zugleich durch seine eigenen
Machtbestrebungen gefährdet. England, glaubt man auch, ist „satt",
es hat genug an seinem weltumspannenden „Empire", es wird die tzand
nicht nach der Selbständigkeit der kleinen europäischen Staaten aus-
strecken. Der deutsche Staat aber will wachsen. Kann er das nicht in
Afrika und Asien, so vielleicht in Europa, wo die englische Flotte das
Gewicht, auch das Friedensgewicht der deutschen Millionenheere nicht
aufhebt. Man fürchtet für die staatliche und damit letzten Endes auch