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Kunstwart und Kulturwart — 28,2.1915

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Heft 12 (2. Märzheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14419#0284

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gleitung mit den Bildern unsers
größten und deutschesten Zeichners
der biblischen Geschichte zu sehn.
Wem sich dieser Bilderschatz durch
die Augen ins tzerz versenkt hat,
der ist gefeit gegen den süßlichen
Kitsch, der gerade in den Illustra«
tionen religiöser Bücher besonders
häufig ist. Er hat ein Gefühl für
das, was echt und kernhaft ist, be»
kommen. Und dieses Gefühl für
Echtheit und Kraft wird dem gan»
zen Menschen zugute kommen, es
wird auch auf das Lesen in der
Bibel selbst zurückwirken. Was
Dürersche Zeichnungen vermögen,
darüber gibt jener Brief aus dem
Schützengraben Auskunft, von dem
wir im zweiten Februarheft sprachen.
Was können wir bessres wünschen,
als daß sie ihre Kraft recht weithin
bewähren? Der Dürerbund
_I. A.: W. Stapel

Das Herrlichste in dieser
Zeit

as tzerrlichste in dieser Kriegs-
zeit ist ein ruhiger Mensch. Diese
Ruhe der Seele ist ein unverlier-
bares Kleinod. Manchmal waren
wir in Gefahr, es zu verlieren,
manchmal kam die Unruhe der
äußeren Dinge, und man vergaß,
daß die Welle des Meeres nur die
Oberfläche berührt, aber das Meer
selbst in seinen Tiefen stille bleibt,
auch dann, wenn Sturm tobt, daß
Schiffe zerschellen. Ein solcher ruhi-
ger Mensch ist heute ein Labsal für
alle die, die mit ihm verkehren. Er
wirkt befreiend und kräftigend, er
nimmt teil an aller Not, und seine

Seele wird doch erschüttert bis zum
Innersten, aber in den Tiefen ruht
sein Geist und erkennt die Anker,
die in die Ewigkeit gehn. Das
Ewige ist heute offenbar; es ist
nicht außer der Zeit, es liegt nicht
jenseits dieser Welt, es ist in uns.
Die Seele ist seine tzeimat. Mcht
das Ideal der teilnahmslosen Un»
erschütterlichkeit reizt uns heute,
aber in voller Teilnahme an Iubel
und Schrecken das Gleichgewicht be»
halten, in all den Stürmen trotzdem
geradeaus zu sehn, das heißt deutsch
sein. Diese Seele ist unverwüstlich:
wie die älteste Zelle des Lebens
immer wieder ihren Lebenskeim
durchsetzt, so bleibt die Seele die
Burg der Ewigkeit. Wer sich in
sie flüchtet, ist kein Einsamer; er
holt nur dort die Kräfte für des
Tages Arbeit und der Bächte Ge-
danken. So hüte deine Seele und
pflege die Seele des andern; das ist
Kriegsdienst. So arbeitest du mit
an dem neuen Bau, dessen Grund-
stein wir sehn, an dem großen Tem-
pel einer neuen Zukunft, dessen
goldne tzallen einstens unsre Kin-
der und Kindeskinder erfüllen sol-
len mit neuer Tatkraft, alter Treue,
frommem Frohsinn. Ia, kommt
her, ihr Kinder, um euretwillen wird
jetzt gekämpft, um euretwillen wird
Blut vergossen, euch gelten alle die
Siege! Laßt euch küssen und her-
zen und tragt etwas von frischer
Kraft der Seele und von starkem
Germanentum hinein in die neue
Welt. Gott segne euch und segne
das, was da wird!

Gottfried Traub

Unsre Bilder und Noten


^^as ist auch noch da" — das Wort kommt einem auch vor Karl
^-DZtzanuschs Bilde: der Frieden des deutschen Dorfes, ja, der ist
weltabseit auch noch da — der Dank für unser tzeer steigt einem
wieder einmal bei dem Gedanken auf, daß der Krieg außerhalb unsrer
Grenzen blieb. Ein Dorfstück im sächsischen Bergland. Aber nicht, wie

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