Heimatboden der germanischen Kultur. Denn aus dem muß Zukunft
wachsen.
Das sind die Bitten, verehrter Freund, durch die ich die Ihrigen noch
betonen oder ergänzen, und die ich den Ihrigen an den Stellen entgegen--
setzen möchte, wo ich Ihnen nicht zustimmen kann. Wenn ich von den
Worten, bei denen wir eines Sinnes sind, hier nicht sprach, so unterließ
ich's nur, weil es mir anmaßend erschienen wäre, so kluge und feine Mäh-
nungen eines Schweizers an Schweizer als Mcht-Schweizer noch zu unter-
streichen. Mögen wir Deutschen trotz all der irreführenden Iitate aus
Ihrem Vortrag uns dessen bewußt bleiben, daß Sie auch zu unsern
Besten gehören! ^
Mit allen guten Wünschen fürs neue Iahr und die neue Zeit
Ihr
Ferd. Avenarius
Zweierlei Kolonien
^BM^er Weltkampf, den wir zu führen haben, geht um unser Dasein als
^H^SLaat und Volk: so heißt es schlechthin. Mit erlösender Deutlich-
^^keit aber zeigt er zugleich: kein Volk, das innerlich lebendig, ein
Volk im Fichteschen Sinne bleiben will, kann bestehen ohne Kolonisations-
ausgaben im Sinne der sittlichen Wirkung über sich selbst hinaus. Darum
verkümmerte der deutsche Nationalismus der letzten Iahrzehnte in Partei-
und Wirtschafts„idealen", darum war keine Einheit mehr in unserm Wol-
len, keine rechte Zuversicht mehr in unsern völkischen Kulturforderungen:
weil uns unsre Kulturwirkung nach außen teils von andern Völkern, Leils
von unsrer eignen weltpolitischen Zaghaftigkeit unmöglich gemacht wurde.
A.nd auch darum mit wurde dieser Krieg zunächst als Erlösung begrüßt,
weil alle Schichten „oben" und „unten" fühlten: wir müssen unsre Kräfte
auch über uns hinaus lenken dürfen, um innerlich weiter zu kommen.
„Die Muskeln des Menschen stärken sich durch Arbeit, die Muskeln der
Nation durch die Arbeit für die Nation, und solche Arbeit ist die Kolonisa-
tion, und im Bereich der Welt ist nur sie es." Lagarde, der mit Bis-
marcks Werk vieles angefangen, aber noch wenig vollendet sah, kann seine
Stimme in diesen Tagen wieder erheben, und Fichte, der die deutsche
Nation nicht um ihres bloßen Daseins willen, sondern ihres Berufes in
der Welt wegen aufrief, erhebt sich zu Prophetengröße jetzt mehr denn je
vorher.
Alle Lehren dieses Krieges kann man auf jenen Aufgabenkreis be-
ziehen, der mit dem Wort Kolonisation einigermaßen benannt wird. Aber
dieses Wort selbst hat in vielem neuen Gehalt. Alte Kolonisationsmittel,
die bisher als Muster galten, wie manche von den englischen, erweisen sich
als verfehlt, andre, wie die russischen, sind längst als Verhüllung nur von
Machtbestrebungen erkannt. Ls gilt die deutsche Art der Kolonisation
zu verteidigen und zu stärken. Auch gegenüber manchen deutschen Kreisen
selbst: darüber müssen wir uns jetzt klar werden.
Die englische (und die französische) Kolonisation hatte es in neuerer
Zeit zumeist mit gänzlich fremden Rassen und Völkern zu tun. Seit die
amerikanischen Kolonien aus einem eignen Staat auch eine eigne Kultur-
gemeinschaft und Nation geworden sind, hat England nirgend eigentlich
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wachsen.
Das sind die Bitten, verehrter Freund, durch die ich die Ihrigen noch
betonen oder ergänzen, und die ich den Ihrigen an den Stellen entgegen--
setzen möchte, wo ich Ihnen nicht zustimmen kann. Wenn ich von den
Worten, bei denen wir eines Sinnes sind, hier nicht sprach, so unterließ
ich's nur, weil es mir anmaßend erschienen wäre, so kluge und feine Mäh-
nungen eines Schweizers an Schweizer als Mcht-Schweizer noch zu unter-
streichen. Mögen wir Deutschen trotz all der irreführenden Iitate aus
Ihrem Vortrag uns dessen bewußt bleiben, daß Sie auch zu unsern
Besten gehören! ^
Mit allen guten Wünschen fürs neue Iahr und die neue Zeit
Ihr
Ferd. Avenarius
Zweierlei Kolonien
^BM^er Weltkampf, den wir zu führen haben, geht um unser Dasein als
^H^SLaat und Volk: so heißt es schlechthin. Mit erlösender Deutlich-
^^keit aber zeigt er zugleich: kein Volk, das innerlich lebendig, ein
Volk im Fichteschen Sinne bleiben will, kann bestehen ohne Kolonisations-
ausgaben im Sinne der sittlichen Wirkung über sich selbst hinaus. Darum
verkümmerte der deutsche Nationalismus der letzten Iahrzehnte in Partei-
und Wirtschafts„idealen", darum war keine Einheit mehr in unserm Wol-
len, keine rechte Zuversicht mehr in unsern völkischen Kulturforderungen:
weil uns unsre Kulturwirkung nach außen teils von andern Völkern, Leils
von unsrer eignen weltpolitischen Zaghaftigkeit unmöglich gemacht wurde.
A.nd auch darum mit wurde dieser Krieg zunächst als Erlösung begrüßt,
weil alle Schichten „oben" und „unten" fühlten: wir müssen unsre Kräfte
auch über uns hinaus lenken dürfen, um innerlich weiter zu kommen.
„Die Muskeln des Menschen stärken sich durch Arbeit, die Muskeln der
Nation durch die Arbeit für die Nation, und solche Arbeit ist die Kolonisa-
tion, und im Bereich der Welt ist nur sie es." Lagarde, der mit Bis-
marcks Werk vieles angefangen, aber noch wenig vollendet sah, kann seine
Stimme in diesen Tagen wieder erheben, und Fichte, der die deutsche
Nation nicht um ihres bloßen Daseins willen, sondern ihres Berufes in
der Welt wegen aufrief, erhebt sich zu Prophetengröße jetzt mehr denn je
vorher.
Alle Lehren dieses Krieges kann man auf jenen Aufgabenkreis be-
ziehen, der mit dem Wort Kolonisation einigermaßen benannt wird. Aber
dieses Wort selbst hat in vielem neuen Gehalt. Alte Kolonisationsmittel,
die bisher als Muster galten, wie manche von den englischen, erweisen sich
als verfehlt, andre, wie die russischen, sind längst als Verhüllung nur von
Machtbestrebungen erkannt. Ls gilt die deutsche Art der Kolonisation
zu verteidigen und zu stärken. Auch gegenüber manchen deutschen Kreisen
selbst: darüber müssen wir uns jetzt klar werden.
Die englische (und die französische) Kolonisation hatte es in neuerer
Zeit zumeist mit gänzlich fremden Rassen und Völkern zu tun. Seit die
amerikanischen Kolonien aus einem eignen Staat auch eine eigne Kultur-
gemeinschaft und Nation geworden sind, hat England nirgend eigentlich
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