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Kunstwart und Kulturwart — 28,2.1915

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Heft 7 (1. Januarheft 1915)
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Lose Blätter
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14419#0027

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findet den entscheidenden Ausdruck, den sie sucht, nicht im Teile, nnd das
ist das Talent, sondern erst im Ganzen, und das ist der Mensch und der
Mann.

Vom Heute fürs Morgen

Das ist auch noch da

(V^enn der Leser unsre heutigen
^^Bilder ansieht, so sieht ihn dar-
aus die Ruhe an. Du Winterwald
draußen mit den verschneiten jungen
Fichten vor den großen, schweigen-
den Buchen dahinter, die mit leich-
tem, feinen, entlaubten Geäst schlank
aufwärts stehen, und ihr, alters-
gedrungene Stämme im Schnee, du
rauhreifbeglitzertes Bäumchen wie-
der und du stiller tzöhenweg mit
dem Blicke weit über Land — ja,
euch gibt es alle auch noch, ihr Stil«
len! Wir hatten's in den letzten
Monaten beinah vergessen. Ihr wart
da, ihr seid da, ihr wartet auf uns.

Noch können wir nicht so viel bei
euch sein, wie damals, als Friede
war. Ansre Welt zischt und schreit,
hämmert, dröhnt, donnert, brüllt,
und alle Gedanken aus unsern Köp-
fen werden mit stählernen Drähten
in die zwei donnernden Fernen ge-
zogen. Dort kriechen sie mit unter
die Erde, fliegen sie in die Luft
mit, rennen sie mit an, stürmen,
fallen, fliegen sie mit. Noch sind
es nur verirrte oder müde oder
verwundete Gedanken, die sich zu
euch in die Winterruhe finden.
Die erholen sich bei euch. Und fin-
den sich dann wieder zurecht. Rnd
sagen den Gedanken, die im Kriege
sind: vergeßt es nicht, das ist auch
noch da!

Ls rst auch noch da, und auf alle
Fälle: es bleibt. Bleibt und war-
tet. Es wird sich auch wandeln.
Wie schön es ist, es wird auch schön
sein, wenn es leise wieder grünt
und wieder überblüht und über-
sungen wird. (Ls wird schön sein im
Frühling, im Sommer, im tzerbst.

And immer still auf uns warten,
und wenn wir wieder kommen, da
sein.

Als das Iungbad, das keiner uns
nehmen kann, als die Wohnung
unsers Volkstums, als der Boden
unsres Glücks, als die tzeimat.

Mensch und Maschine im
Kriege

an hat den Krieg, der jetzt
Europa erschüttert, als den
Krieg der Maschinen bezeichnet. In
der Lat erscheint das gigantische
Ringen vielfach mehr als ein Kampf
der Maschinen denn der Menschen
gegeneinander; so wenn man sieht,
wie im Festungskampf Motorbatte-
rien und Riesenmörser gegen Lisen-
betonanlagen und andre Werke der
Technik wirken, oder im Felde Ma-
schinengewehre und Geschütze gegen
andere Maschinengewehre und Ge-
schütze, oder in der Luft Flugmaschi-
nen gegen Flugmaschinen, oder auf
und im Wasser Tauchboot, Torpedo
und Mine gegen Panzerschiffe. Auch
sonst sind fast alle Waffen dieses
Krieges, abgesehen von dem altehr-
würdigen Schwert und der Lanze,
sinnreiche Maschinen, deren mehr
oder weniger hohe technische Ver-
vollkommnung vielfach den Aus-
schlag gibt.

Besonders interessant ist in dieser
tzinsicht der Wettkampf der Geschütze,
auf den bisher alle großen Schlach-
ten hinausgekommen sind. Nicht,
wer über die meisten Truppen, son-
dern wer über die meisten und besten
Kanonen nebst Geschossen und die
besten Kanoniere verfügt, ist in der
Regel im Vorteil.

Die außerordentliche Bedeutung

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