Ls rst unwahrscheinlich, daß die Lntwicklung einer Mannespersönlichkeit
„nmbiegt". Sollte die des Kaisers sich in andrer Richtung weiterbilden,
als im letzten Iahrzehnt? And niemals waren die Bedingungen zu einem
Sichverstehen, zu einem Zusammenarbeiten des Kaisers mit dem Volke
günstiger. Er hat noch nie in so weiten Kreisen Liebe erworben, wie
jetzt. Ich glaube, er darf sich zu diesem seinem Geburtstage als den
fühlen, den keiner aus irgendeiner monarchischen Partei an seinem Platz
Missen möchte. Aber auch das Verhältnis zwischen ihm und der deutschen
Sozialdemokratie dürfen wir nach dem Kriege bei aller sachlichen Gegner-
schaft ganz anders erhoffen, als vorher, wenn auch nur einige der
Blütenträume reifen. A
Die Arbetter und der Krieg
^^s gibt keine Sozialdemokraten mehr", kann man jetzt öfters hören.
I^^Aber das ist ein sehr törichtes Wort und beweist nur, daß die es aus--
„^n^sprechen, die Sozialdemokratie so wenig kennen, wie damals, als
sie ihre Staatsgefährlichkeit „feststellten". Es gibt jetzt sogar mehr Sozial-
demokraten als früher — nämlich echte Sozialdemokraten, solche, denen
ihre sozialdemokratische Gesinnung ein hohes, zukunftsmächtiges Ideal
ist. Wie weithin im deutschen Volke, so ist auch im Kreise dieser Partei
das Kleine, Selbstsüchtige und aus Selbstsucht Bittere in den tzerzen zu-
rückgedrängt und hat seinen überwiegenden Einfluß in der Organisation
verloren. Das Edle und die Edlen sind ungleich einflußreicher als früher,
das heißt aber eben: die Menschen sind dort echter Sozialdemokraten
geworden, als sie vorher waren.
Denn nicht die Kritik an unsrer deutschen Regierung, sei sie be-
rechtigt oder unberechtigt, und nicht das Zusammenstehen mit mehr oder
weniger idealerfüllten Belgiern, Franzosen, Italienern, Engländern sozial-
demokratischer Gesinnung macht den Sozialdemokraten der echten Art.
Der ist einer, dem in der Seele als echtes Ideal eine sozialistische Organisa-
tion der Volkswirtschaft und schließlich der Weltwirtschaft leuchtet. Er hofft
und glaubt, daß eine solche Organisation den wirtschaftlichen 5^ampf ums
Dasein mit seinen Schäden und Nöten beseitigen, einen solchen ungeheuren
Weltkrieg mit seinem Iammer ein für allemal unmöglich machen werde.
Mehr als sonst glüht und leuchtet ihm dies Ideal in der Seele, jetzt, wo
der ungeheure Krieg seinen Iammer über die Völker ausschüttet. Deshalb
kämpft er begeistert, daß der Krieg unmöglich werde und die neue Organisa-
tion der Menschheit komme. And ob wir nach unsrer Aberzeugung
ebenso oder anders denken, wir haben nicht das Recht, einen, der so
glaubt, als minderwertig in sittlichen Dingen zu betrachten.
Gerade der deutsche Sozialdemokrat kämpft begeistert. Wie wir alle
hat er mit dem Beginn dieses Krieges ein Gewaltiges erlebt: Instinktiv
erhob sich jedem Deutschen das Bewußtsein, daß ein wirklicher Fortschritt
der Menschheit um Iährhunderte verzogert wird, wenn es den Gegnern
gelingt, Deutschland niederzuringen. Denn deshalb sind sie ja seine Feinde,
weil es mit solcher ungeheuren Lebenskraft, solch mächtigem Fleiß, solch
hingebender Treue eine neue Welt, neue Verhältnisse, neue Organisationen,
Gedanken und Ideale schafft und sich dadurch an die Spitze der Völkerwelt
schwingt. Man will das nicht dulden, hat aber nichts Besseres. Man will
„nmbiegt". Sollte die des Kaisers sich in andrer Richtung weiterbilden,
als im letzten Iahrzehnt? And niemals waren die Bedingungen zu einem
Sichverstehen, zu einem Zusammenarbeiten des Kaisers mit dem Volke
günstiger. Er hat noch nie in so weiten Kreisen Liebe erworben, wie
jetzt. Ich glaube, er darf sich zu diesem seinem Geburtstage als den
fühlen, den keiner aus irgendeiner monarchischen Partei an seinem Platz
Missen möchte. Aber auch das Verhältnis zwischen ihm und der deutschen
Sozialdemokratie dürfen wir nach dem Kriege bei aller sachlichen Gegner-
schaft ganz anders erhoffen, als vorher, wenn auch nur einige der
Blütenträume reifen. A
Die Arbetter und der Krieg
^^s gibt keine Sozialdemokraten mehr", kann man jetzt öfters hören.
I^^Aber das ist ein sehr törichtes Wort und beweist nur, daß die es aus--
„^n^sprechen, die Sozialdemokratie so wenig kennen, wie damals, als
sie ihre Staatsgefährlichkeit „feststellten". Es gibt jetzt sogar mehr Sozial-
demokraten als früher — nämlich echte Sozialdemokraten, solche, denen
ihre sozialdemokratische Gesinnung ein hohes, zukunftsmächtiges Ideal
ist. Wie weithin im deutschen Volke, so ist auch im Kreise dieser Partei
das Kleine, Selbstsüchtige und aus Selbstsucht Bittere in den tzerzen zu-
rückgedrängt und hat seinen überwiegenden Einfluß in der Organisation
verloren. Das Edle und die Edlen sind ungleich einflußreicher als früher,
das heißt aber eben: die Menschen sind dort echter Sozialdemokraten
geworden, als sie vorher waren.
Denn nicht die Kritik an unsrer deutschen Regierung, sei sie be-
rechtigt oder unberechtigt, und nicht das Zusammenstehen mit mehr oder
weniger idealerfüllten Belgiern, Franzosen, Italienern, Engländern sozial-
demokratischer Gesinnung macht den Sozialdemokraten der echten Art.
Der ist einer, dem in der Seele als echtes Ideal eine sozialistische Organisa-
tion der Volkswirtschaft und schließlich der Weltwirtschaft leuchtet. Er hofft
und glaubt, daß eine solche Organisation den wirtschaftlichen 5^ampf ums
Dasein mit seinen Schäden und Nöten beseitigen, einen solchen ungeheuren
Weltkrieg mit seinem Iammer ein für allemal unmöglich machen werde.
Mehr als sonst glüht und leuchtet ihm dies Ideal in der Seele, jetzt, wo
der ungeheure Krieg seinen Iammer über die Völker ausschüttet. Deshalb
kämpft er begeistert, daß der Krieg unmöglich werde und die neue Organisa-
tion der Menschheit komme. And ob wir nach unsrer Aberzeugung
ebenso oder anders denken, wir haben nicht das Recht, einen, der so
glaubt, als minderwertig in sittlichen Dingen zu betrachten.
Gerade der deutsche Sozialdemokrat kämpft begeistert. Wie wir alle
hat er mit dem Beginn dieses Krieges ein Gewaltiges erlebt: Instinktiv
erhob sich jedem Deutschen das Bewußtsein, daß ein wirklicher Fortschritt
der Menschheit um Iährhunderte verzogert wird, wenn es den Gegnern
gelingt, Deutschland niederzuringen. Denn deshalb sind sie ja seine Feinde,
weil es mit solcher ungeheuren Lebenskraft, solch mächtigem Fleiß, solch
hingebender Treue eine neue Welt, neue Verhältnisse, neue Organisationen,
Gedanken und Ideale schafft und sich dadurch an die Spitze der Völkerwelt
schwingt. Man will das nicht dulden, hat aber nichts Besseres. Man will