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Kunstwart und Kulturwart — 28,2.1915

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Heft 7 (1. Januarheft 1915)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14419#0055

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Notenbeilage bringen wir diesmal das im Loeweschen Balladenstil
^s-gehaltene Lied „Die deutsche Glocke", das Prof. Otto Crusius zu Be«
ginn der Kriegszeit geschaffen hat. (Ls ist nicht schwer, diesem Lied größte
Volkstümlichkeit vorauszusagen. Der Verfasser führt in glücklicher Lin--
fachheit das Bild von der Glocke durch, die lange Zeit schlecht klang, ge«
spalten und zerbrochen schien, auch der volkstümlich sagenhafte Flug nach
Rom^ (worunter man wohl etwa das religiös-kirchliche Leben sich denken

mag) gab noch nicht so reichen Segen, wie er hier nötig war,-„doch

eines Morgens — welche Macht hat diese Wundertat vollbracht?" Voll
und rein tönt sie, und der „Glockensegen" heißt: „Feinde ringsum!" Die
Not hat uns alle zu einem neuen kräftigen Körper geschmiedet. In ein
gewaltiges Dröhnen der deutschen Glocke klingt das Lied mächtig aus, und
wenn Gura (870 mit Loeweschen Balladen (die nicht zeitgemäß waren!)
seine ersten Erfolge hatte, so erscheint Crusius' Glockenlied heute eine un«
vergleichlich tiefe und breite Wirkung sicher. Das Lied ist als Sonderheft
der tzausmusik des Kunstwarts bereits erschienen.

^ Zu den Worten: „Karsreitag fliegt sie fort usw." schrieb der Verfasser: „Es
ist in Süddeutschland wirklich verbreiteter Glaube, daß in den stillen Kar-
tagen, wo die Glocken nicht geläutet werden, diese in nsrsona. nach Nom fliegen
und dort geweiht und geheilt werden. Das frühe Mittelalter schon kennt diese
Glockenreisen (Karl Meyer, Der Aberglaube des Mittelalters, S. (87). Glocken-
weihe und Glockenzauber stehen, als echt germanische Anschauungen, neben
Schwertweihe, Schwerttause, Schwertzauber."

Herausgeber: vr. K. v. Ferdinand Avenarius in Dresden«Vlasewitz; verantwortlich: der
Herausgeber. Mitleitende: vr. Hermann Ullmann, Vr. Wrlhelm Stapel, Wolfgang
S chu mann. — Für bildende Kunst: Prof. P aul S ch ultz e--Naumb urg in Saaleck ber Kösen
in Thüringen — In Ssterreich°Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: vr. Richard
Batka in Wien XIII/s — Sendungen für den Text ohne Angabe eines Personennamens an die
vKunstwart--Leitung" in Dresden-Blasewitz — Manuskripte nur nach vorheriger
Vereinbarung, widrigenfalls keine Derantwortung übernommen rverden kann — Derlag von
Georg D. W. Lallwey — Druck von Kastner L Eallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — GeschLfts-
stelle für Berlin: Georg Siemens, 57, Kurfürstenstraße 8 — Geschäftsstelle sür Ssterreich-Ungarn:

Hofbuchhandlung Moritz Perles, Wien I, Seilergasse 4
 
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