wenn der Sperber angestrichen kanr, da ziehen die Sumpfvögel weg, die
unzugängliche Plätze zum Brüten verlangen. Der Idealvogel der Massen«
schießer und Flurmetzger, der Fasan, ein exotischer Eindringling, stört nun
mit seinem rohen Schrei das zauberhafte Quartett in Moll, das früher
an jedem Frühlingsmorgen da draußen erklang: das glockenreine Kollern
der Spielhähne, der weiche Triller des Brachvogels, das Meckern der
Heerschnepfe und das Flöten des Rotschenkels. Dumm wie eine Kinder-
trompeöe in ein Streichquartett klingt der Rus des Fasanen da hinein,
und bald, wenn sich das Ideal der Urbarmacher erfüllt haben wird,
wird mit dem letzten Reiher und dem letzten Eisvogel, der den Schwefelbach
entlang flog, auch der letzte Rest von Poesie aus dieser reinen, zauberischen
Wildnis davongeflogen sein, um nie zurückzukehren. Vielleicht ist dann
auch aus dem verträumten Schwefelbach eine schnurgerade Zementrinne
geworden, in der, wie im Rheinland und in Westfalen an vielen Orten, die
Abwässer chemischer Fabriken die letzte Forelle und die letzte Asche ver-
giften.
Wir lächeln jetzt, wenn wir die guten Bürger in warmer Stube bei
kaltem Bier, das saftige Lureimsntum uldum in der Hand, die Welt ver-
teilen hören. Es ist aber wohl niemand unter uns, der nicht hofft und
glaubt, daß uns das blutige Ringen außer anderem Guten wenigstens
so viel Landvermehrung bescheren wird, daß all den tüchtigen, gesunden
und unternehmenden deutschen Männern und Frauen, die nichts weiter
wünschen, als eine ihnen zusagende Arbeit, diese tzoffnung reichlich und
auf lange Zeit hinaus erfüllt werden kann. Ieder Schuß und tzieb
unsrer Soldaten bringt uns diesem Ziele näher, jede neue Nachricht vom
Kriegsschauplatze gibt uns das Recht, fester an den Erfolg zu glauben.
Und in dieser Lage sollten wir die letzten Reste der großen Raturschön-
heiten auf ewig vernichten, nur weil wir gerade jetzt billige Arbeitskräfte
haben? Lebten wir noch zur Zeit Friedrichs des Großen, dann täten
wir recht daran. Preußen war arm, und der größte Teil des Landes eine
Wildnis.
Die Kämpfer für unsre ideellen Güter, die sonst mit Wort und Feder
die wenigen Zufluchtsstätten ursprünglicher Naturschönheiten verteidigten,
sind jetzt an der Front. Manchen, wie tzermann Löns, hat die feindliche
Kugel stumm gemacht. Ihnen, die uns die Feinde auch mit einfangen
und unschädlich machen, wäre wahrhaftig nicht zu wünschen, daß sie bei
der tzeimkehr mit der vollendeten Tatsache überrascht würden, daß ihre
Gefangenen die bezaubernden tzügel der Lüneburger tzeide in einen end«
losen Buchweizenacker verwandelt haben, und daß überhaupt die friedlichen
Kräfte „im Sinne einer wirklich rationellen Forst- und Landwirtschaft, wie
sie allein den neuzeitlichen Anforderungen entspricht", verwendet wurden.
Noch ist es Zeit, das Anheil abzuwenden. Wenn wir uns aber nicht
bald rühren, werden wir zusehen müssen, wie die Gefangenen, ohne es
zu ahnen, furchtbare Rache an den Siegern nehmen. Und unsre Enkel
werden dereinst aus alten Bildern und alten Büchern lernen, wie schön
unsre tzeimat war, ehe wir aus Wald und tzeide eine Kultursteppe voller
Zivilisation machten.
Mit Recht sind wir empört auf die Briten, denen wir vorwerfen, sie
hätten ein Portemonnaie an Stelle des tzerzens in der Brust. Aber
kein Kenner englischen Wesens wird daran zweifeln, daß drüben das
ganze Land wie ein Mann gegen Pläne wie diese aufstehen würde.
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unzugängliche Plätze zum Brüten verlangen. Der Idealvogel der Massen«
schießer und Flurmetzger, der Fasan, ein exotischer Eindringling, stört nun
mit seinem rohen Schrei das zauberhafte Quartett in Moll, das früher
an jedem Frühlingsmorgen da draußen erklang: das glockenreine Kollern
der Spielhähne, der weiche Triller des Brachvogels, das Meckern der
Heerschnepfe und das Flöten des Rotschenkels. Dumm wie eine Kinder-
trompeöe in ein Streichquartett klingt der Rus des Fasanen da hinein,
und bald, wenn sich das Ideal der Urbarmacher erfüllt haben wird,
wird mit dem letzten Reiher und dem letzten Eisvogel, der den Schwefelbach
entlang flog, auch der letzte Rest von Poesie aus dieser reinen, zauberischen
Wildnis davongeflogen sein, um nie zurückzukehren. Vielleicht ist dann
auch aus dem verträumten Schwefelbach eine schnurgerade Zementrinne
geworden, in der, wie im Rheinland und in Westfalen an vielen Orten, die
Abwässer chemischer Fabriken die letzte Forelle und die letzte Asche ver-
giften.
Wir lächeln jetzt, wenn wir die guten Bürger in warmer Stube bei
kaltem Bier, das saftige Lureimsntum uldum in der Hand, die Welt ver-
teilen hören. Es ist aber wohl niemand unter uns, der nicht hofft und
glaubt, daß uns das blutige Ringen außer anderem Guten wenigstens
so viel Landvermehrung bescheren wird, daß all den tüchtigen, gesunden
und unternehmenden deutschen Männern und Frauen, die nichts weiter
wünschen, als eine ihnen zusagende Arbeit, diese tzoffnung reichlich und
auf lange Zeit hinaus erfüllt werden kann. Ieder Schuß und tzieb
unsrer Soldaten bringt uns diesem Ziele näher, jede neue Nachricht vom
Kriegsschauplatze gibt uns das Recht, fester an den Erfolg zu glauben.
Und in dieser Lage sollten wir die letzten Reste der großen Raturschön-
heiten auf ewig vernichten, nur weil wir gerade jetzt billige Arbeitskräfte
haben? Lebten wir noch zur Zeit Friedrichs des Großen, dann täten
wir recht daran. Preußen war arm, und der größte Teil des Landes eine
Wildnis.
Die Kämpfer für unsre ideellen Güter, die sonst mit Wort und Feder
die wenigen Zufluchtsstätten ursprünglicher Naturschönheiten verteidigten,
sind jetzt an der Front. Manchen, wie tzermann Löns, hat die feindliche
Kugel stumm gemacht. Ihnen, die uns die Feinde auch mit einfangen
und unschädlich machen, wäre wahrhaftig nicht zu wünschen, daß sie bei
der tzeimkehr mit der vollendeten Tatsache überrascht würden, daß ihre
Gefangenen die bezaubernden tzügel der Lüneburger tzeide in einen end«
losen Buchweizenacker verwandelt haben, und daß überhaupt die friedlichen
Kräfte „im Sinne einer wirklich rationellen Forst- und Landwirtschaft, wie
sie allein den neuzeitlichen Anforderungen entspricht", verwendet wurden.
Noch ist es Zeit, das Anheil abzuwenden. Wenn wir uns aber nicht
bald rühren, werden wir zusehen müssen, wie die Gefangenen, ohne es
zu ahnen, furchtbare Rache an den Siegern nehmen. Und unsre Enkel
werden dereinst aus alten Bildern und alten Büchern lernen, wie schön
unsre tzeimat war, ehe wir aus Wald und tzeide eine Kultursteppe voller
Zivilisation machten.
Mit Recht sind wir empört auf die Briten, denen wir vorwerfen, sie
hätten ein Portemonnaie an Stelle des tzerzens in der Brust. Aber
kein Kenner englischen Wesens wird daran zweifeln, daß drüben das
ganze Land wie ein Mann gegen Pläne wie diese aufstehen würde.
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