spekt des Verlegers her. Man hat mir nahegelegt, dies Buch öffentlich
„abzuschütteln". And es ist wahr, kämen solche Werke in den Vorder-
grund, so gerieten wir wieder in das Fahrwasser der Ebers, Wolff, Baum»
bach und Genossen, das verlassen zu haben man dem deutschen Schrifttum
einst als Ehre anrechnete. Die unechte Farbe ist es vor allem, was
hier verstimmt. Herzog Bernhard von Weimar, Gustav Adolfs Freund
und Nachfolger, mag ein tüchtiger Mann gewesen sein, die schönen Falten
des Heldenmantels, den Schreckenbach so bieder und stolz um seine jungen
Glieder legt, waren aber von oben bis unten bespritzt von Blut und
Schmutz einer grauenvollen Zeit, sein kluger Kopf ragt empor aus einer
Masse von dumpfen, stieren tzerdenköpfen, neben seiner klaren, unerschüt--
terlichen Frommheit glotzt uns aus tausend Augen Wahn und grauen«
volle Geistesnacht aus der Zeit seines Abenteurerdaseins an. Von alle«
dem macht der Barde dieses tzeldensangs nichts anschaulich. And so ist
denn sein ehrlich gefühltes und erfreulicherweise von keiner albernen Liebelei
durchsetztes Buch eine Art Iugendschrift geworden, die wir den Sechzehn-
jährigen in die tzand geben mögen, hoffend, daß sie bald sich darüber
hinaus entwickeln, und daß wir ihnen dann Mcarda tzuchs „Großen Krieg",
Sperls „Kinder der Zeit", Straußens „Backten Mann" und manche anderen
Dichtungen geben können, die wir auch noch haben. Die wir auch noch
haben! Das möchte ich den über Schreckenbach Entrüsteten zurufen. Wir
haben den neuen geschichtlichen Roman, der unserm Bedürfnis nach
Echtheit, Tiefe und dichterischer Kraft genügt, haben ihn — selbst wenn wir
des Riesen Grimmelshausen gar nicht gedenken. Bachzügler der Süß- und
Schönlinge von M5 bis 95 können das nicht verdunkeln oder vergessen
machen, mag ihnen die Sonne des Tages auch zwei Monate lang scheinen.
And schaden kann ein Buch wie dieses wohl kaum! Ein paar Seiten
des raffinierten Bloemschen Stils wirken viel schlimmer.
Nach einem Krieg-Roman, einer Epopöe eines hervorragenden Deut-
schen, einem geschichtlichen Roman, sei noch eine Schilderung des heutigen
Krieges besprochen. Richard Sexau hat ein paar Wochen den loth-
ringischen Feldzug mitgemacht und dann daheim ein paar „Kriegserzäh-
lungen^ mit der Aberschrift „Blut und Eisen" herausgegeben in der
tzoffnung, „da einen Kleinmütigen aufzurichten, dort einen Draurigen zu
trösten und viele andere aufs neue zu begeistern". „Literarisch^ betrachtet
erweist sich Sexau als einen Anempfinder, der nach guten Mustern arbeitet;
seine Rovellen sind knapp und sachlich erzählt, nicht irgendwie tiefer
durchdacht, aber deutlich und durchsichtig gemacht. Die tzauptsache ist das Ding-
liche. Die Vorgänge des täglichen Soldatenlebens stehen im Vordergrund,
auf die Gestaltung der beteiligten Persönlichkeiten ist wenig Bedacht ver-
wendet, und sie, als eigentlich dichterische Aufgabe, würde Sexau auch
keineswegs „liegen". So haben denn die einigermaßen spannenden Erzäh-
lungen jenen Echtheitwert, der heute natürlich die Grundforderung an Ta-
gesschriften ist, es ist verbürgt echter W^er Krieg, der hier geschildert wird,
wenn man auch glauben könnte, es sei s870er, da der spezifisch moderne
Grabenkrieg und die rasche Bewegung großer Massen, kurz: das Anter-
scheidende des heutigen Krieges, nicht vorkommt. Dennoch stehe ich an,
dies Buch zu empfehlen. And zwar, weil es ein Buch wütenden tzasses ist.
Stück für Stück schildert der Verfasser eine neue Gemeinheit und Nieder-
tracht der Franzosen. Im ersten: abgeschnittene Köpfe, ausgestochene Augen,
im zweiten: verbrecherische Gefangenenbehandlung, im dritten: tückischen
„abzuschütteln". And es ist wahr, kämen solche Werke in den Vorder-
grund, so gerieten wir wieder in das Fahrwasser der Ebers, Wolff, Baum»
bach und Genossen, das verlassen zu haben man dem deutschen Schrifttum
einst als Ehre anrechnete. Die unechte Farbe ist es vor allem, was
hier verstimmt. Herzog Bernhard von Weimar, Gustav Adolfs Freund
und Nachfolger, mag ein tüchtiger Mann gewesen sein, die schönen Falten
des Heldenmantels, den Schreckenbach so bieder und stolz um seine jungen
Glieder legt, waren aber von oben bis unten bespritzt von Blut und
Schmutz einer grauenvollen Zeit, sein kluger Kopf ragt empor aus einer
Masse von dumpfen, stieren tzerdenköpfen, neben seiner klaren, unerschüt--
terlichen Frommheit glotzt uns aus tausend Augen Wahn und grauen«
volle Geistesnacht aus der Zeit seines Abenteurerdaseins an. Von alle«
dem macht der Barde dieses tzeldensangs nichts anschaulich. And so ist
denn sein ehrlich gefühltes und erfreulicherweise von keiner albernen Liebelei
durchsetztes Buch eine Art Iugendschrift geworden, die wir den Sechzehn-
jährigen in die tzand geben mögen, hoffend, daß sie bald sich darüber
hinaus entwickeln, und daß wir ihnen dann Mcarda tzuchs „Großen Krieg",
Sperls „Kinder der Zeit", Straußens „Backten Mann" und manche anderen
Dichtungen geben können, die wir auch noch haben. Die wir auch noch
haben! Das möchte ich den über Schreckenbach Entrüsteten zurufen. Wir
haben den neuen geschichtlichen Roman, der unserm Bedürfnis nach
Echtheit, Tiefe und dichterischer Kraft genügt, haben ihn — selbst wenn wir
des Riesen Grimmelshausen gar nicht gedenken. Bachzügler der Süß- und
Schönlinge von M5 bis 95 können das nicht verdunkeln oder vergessen
machen, mag ihnen die Sonne des Tages auch zwei Monate lang scheinen.
And schaden kann ein Buch wie dieses wohl kaum! Ein paar Seiten
des raffinierten Bloemschen Stils wirken viel schlimmer.
Nach einem Krieg-Roman, einer Epopöe eines hervorragenden Deut-
schen, einem geschichtlichen Roman, sei noch eine Schilderung des heutigen
Krieges besprochen. Richard Sexau hat ein paar Wochen den loth-
ringischen Feldzug mitgemacht und dann daheim ein paar „Kriegserzäh-
lungen^ mit der Aberschrift „Blut und Eisen" herausgegeben in der
tzoffnung, „da einen Kleinmütigen aufzurichten, dort einen Draurigen zu
trösten und viele andere aufs neue zu begeistern". „Literarisch^ betrachtet
erweist sich Sexau als einen Anempfinder, der nach guten Mustern arbeitet;
seine Rovellen sind knapp und sachlich erzählt, nicht irgendwie tiefer
durchdacht, aber deutlich und durchsichtig gemacht. Die tzauptsache ist das Ding-
liche. Die Vorgänge des täglichen Soldatenlebens stehen im Vordergrund,
auf die Gestaltung der beteiligten Persönlichkeiten ist wenig Bedacht ver-
wendet, und sie, als eigentlich dichterische Aufgabe, würde Sexau auch
keineswegs „liegen". So haben denn die einigermaßen spannenden Erzäh-
lungen jenen Echtheitwert, der heute natürlich die Grundforderung an Ta-
gesschriften ist, es ist verbürgt echter W^er Krieg, der hier geschildert wird,
wenn man auch glauben könnte, es sei s870er, da der spezifisch moderne
Grabenkrieg und die rasche Bewegung großer Massen, kurz: das Anter-
scheidende des heutigen Krieges, nicht vorkommt. Dennoch stehe ich an,
dies Buch zu empfehlen. And zwar, weil es ein Buch wütenden tzasses ist.
Stück für Stück schildert der Verfasser eine neue Gemeinheit und Nieder-
tracht der Franzosen. Im ersten: abgeschnittene Köpfe, ausgestochene Augen,
im zweiten: verbrecherische Gefangenenbehandlung, im dritten: tückischen