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Kunstwart und Kulturwart — 28,2.1915

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Heft 10 (2. Februarheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14419#0190

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stellung ein gutes Hilfsmittel. Ein
vollständiges Verzeichnis der Werke
ist beigegeben, crnch einige wenige
Bilder, die ja heuLzuLage nicht fehlen
dürfen. H. v. d. Pfordten

Dürer im Schützevgraben

ls wir die ersten Meisterbilder
nach Dürer und die erste Dürer-
Mappe herausgaben — wie müh-
sam war das, sie an den deutschen
Menschen von heute heranzubrin-
gen! Was brauchte es für Zureden,
für Bitten: sucht doch, ihr findet
euch darin! Ietzt aber werden so«
gar unsre kleinen gelegentlichen
Kopfleisten nach Dürer mit beson-
derer Freude angenommen. Und
nirgend mehr, als von denen im
Felde. Es scheint jetzt bei tieferen
Menschen eine ganz andere Stim»
mung aufs Wesen in der Welt.
Eine, die von sich aus vor dem
Echten in der Kunst rnit einem Hauche
wegbläst, was man sonst mit tzacke
und Schaufel Schlag nach Schlag und
Wurf nach Wurf wegräumen mußte.

Einen schönen Einblick in diese
Stimmung gibt der Feldpostbrief
eines jungen Gelehrten, den jüngst
die „Frankfurter Zeitung" abdruckte.
„Alle Empfindungen sind in rätsel«
hafter Weise gesteigert. Wenn mich
je Dinge der Kunst bewegt haben,
so fast maßlos erschüttert wie jetzt
haben sie mich nie. Ich habe von
vielen Dingen nie gewußt, wie wun-
dervoll sie sind. Meine Frau
schickte mir D ü r e r--Zeichnungen.
Alles Befangene, Krause haben sie
verloren, sie leuchten in einer
Schönheit, die, ich schäme mich nicht,
das zu sagen, mich zum Heulen
bringt." Rnd Zeugnisse wie dieser
Brief sind zahlreich. Ist das krank«
haft gereiztes Nervenleben? Wie
oft hören wir anderseits, und von
Feinbenervten, daß gerade die
Nervenmucken sich draußen beruhi«
gen. Es ist doch wohl seelischen
Wesens. Daß es immer um Tod

und Leben, daß es immer um den
Menschen selber geht, während noch
viel größere Dinge ins hier Tag«
tägliche mit hineinsehn, das mag
viel dabei machen. Aber auch die
Einfachheit und die Brüderlichkeit
des Lebens tragen gewiß dazu bei.
Das Verschwinden der eiteln Stan»
desunterschiede in der Kamerad«
schaft, das Fehlen der wichtig ge-
nommenen Nichtigkeiten einer da«
heim für unentbehrlich gehaltenen
Spiegel«, Bügel« und Bürsten-Zivi«
lisation, das stundstündliche Erfah-
ren, welche Werte an Mensch und
Menschenleben die großen sind.
And noch etwas: daß nur so We«
niges an Kunst geboten und emp«
fangen wird. Leiden wir doch da«
heim alle am Zuviel, am Äberfüt«
tertwerden, an der Flüchtigkeit und
Oberflächlichkeit. Denn die Massen-
haftigkeit des Gebotenen verführt
uns ja nicht nur gelegentlich dazu,
nein, sie macht nach und nach unser
Verhältnis zur Kunst entarten. Rnd
draußen gesundet es wieder. A

Anzeigen als Anzeichen 36

or dieser Anzeige, die wir samt
dem Kopfe, in dem ihre Seele
wohnt, im „Berliner Tageblatt" fin-
den, steht einem da nicht der Atem
still?

HseneLiiefSnungen

Mer ^rt vermiltelt unter gün^ki^sten keclin-
Zunzen ein Uerr, cler beste IZeriedun^en ru äen
in ?raZe kommenäen Veköräen dst.

Oek. möZIieksl au^fükrlieds ^nxeb. unter
. . . an k^uäolk No88e, Lerlin

Lvent. /iu88reIIun^8rÄume vorkanäen.

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