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Kunstwart und Kulturwart — 28,2.1915

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Heft 12 (2. Märzheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14419#0279

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gäßen sie vielleicht vor Kaffee. Des«
halb auch das Eiserne Kreuz so
naturgetreu, versteht sich, wie mög-
lich, wie auf den hier abgebildeten
Tassen, deren Originale noch dazu
einer der Fabrikanten mit künst-
lerischen Ambitionen auf dem Ge-
wissen hat: mit dem W, der Krone
darüber und der Iahreszahl, ja,
auch noch mit Ring und Band, als
sei der Tasse selber für ihre Tapfer-
keit das Liserne angehängt worden.
Entsprechend das Portemonnaie, die
Tabaktasche, die Bonbondose. And
so weiter. Piepenbrink will von
Eisernen Kreuzen löffeln, naschen,
paffen. Man muß verstehn: das
ist „sinnig". Rnd überdies ist es
auch „patriotisch".

Rnsereiner aber denkt zweierlei.

Erstens: eben weil das Eiserne
ein Symbol großer Stimmung,
wollen wir für unser Leil es über-
haupt nicht auf jedem Träger einer
kleinen. Wollen es nicht „auf
jedem Pfeifenkopf", auf Döschen,
Büchschen, Messerschälchen, Asch-
bechern und Marmeladetöpfchen.
Großes ist ja nicht süß, nett und
reizend, sondern es ist herb. Rnd
man verflüchtigt seine symbolische
Kraft, wenn man alles mit ihr be-
sprengt.

Es gibt aber Stücke, bei denen
das Kreuz sehr wohl am Platze sein
kann. Ein feines und edles Schmuck-
stück auf dem Tisch oder ein Ab-
zeichen an der Tracht, das mag es
vertragen. Richtiger: das mag es
Rndeuten. Das Ordenszeichen

selber gehört dem, welchem es ver-
liehen ist, es wäre falsch, dieses Or-
denszeichen irgendwie nachzuahmen.
Es soll doch nicht getäuscht werden,
als „habe" man „es", sondern auf
die Stimmung der Zeit soll
gewiesen werden. Dazu genügt
durchaus die allgemeine charakteri-
stische Form des Eisernen Kreuzes
ohne das, was wieder an ihm Merk-
zeichen und Aufschrift ist. Diese
allgemeine Form nun kann ganz
stilgerecht aus dem Material und
der besondern Aufgabe herauswach-
sen. Anders aus Stein, anders aus
tzolz, anders aus Metall. Die Wir-
kung wird dann schöner, würdiger
und bei ernsten Dingen (man denke
an die einfachen tzolzkreuze der

Breslauer Kunstakademie in unserm
vorigen tzeft) auch wesentlich stär-
ker und größer sein, als durch
realistelnde Nachmachung.

Ein wirklich vornehmer Schmuck
solcher Art sind beispielsweise die
altsilbernen Broschen, tzänger und
Nadeln von Otto Wünsche in tzel-
lerau, die wir hier abbilden und
die man für billige Preise (zwischen
7 und (2 M.) von der Gemein-
nützigen Vertriebstelle des Dürer-
bundes in Dresden-tzellerau be-
ziehen kann. Das Eiserne Kreuz
ist hier mit seinem Ausdruck da,
und im Ausdruck rein und stark.
Aber nicht in seinen Ordensabzei-
chen. Wir empfehlen die schönen
Stücke auch zu Konfirmations-
geschenken dieses Iahres. ^m^ A

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