IV. Die Vermögenstransaktionen
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4. &is, - Die Verbriefung ehelicher Schenkungen
als Signal eines Transformationsprozesses
Vor diesem Hintergrund gilt es nun, einen intensiveren Blick auf die Schenkungs-
Formulae selbst zu werfen. Wer schenkt? Wer wird beschenkt? Was wird geschenkt?
In welcher Höhe wird geschenkt? Zu welchem Zweck wird geschenkt? Es ist bereits
mehrfach darauf hingewiesen worden, dass die Formulae im Zusammenhang mit
der Eheschließung die Leges oftmals bestätigen, sie hingegen auf anderen Themen-
feldern eher revidieren. Somit ist erstens zu fragen: Spiegeln die Formulae ähnliche
Transaktionen wider wie die Leges oder gibt es deutliche Unterschiede? Ist es zwei-
tens möglich, mit Hilfe der Formulae eine Verbindung zwischen der Bestellung der
Braut- bzw. Ehegabe und der Übertragung der Vormundschaft zu erkennen, um
damit eine Antwort auf die immer noch offene Frage nach dem Erwerb der Vor-
mundschaft zu erhalten? Darüber hinaus ist drittens zu fragen: Werden die übrigen
Vermögenswerte (Morgengabe und Vatergut) schriftlich fixiert? Oder sind die Do-
tationsurkunden gar die vertraglich fixierte Braut- bzw. Ehegabe?
Auf den ersten Blick scheint die letzte Frage mit einem eindeutigen Ja beant-
wortet werden zu müssen. Schließlich markieren fast alle Formulae, die Schenkun-
gen unter Brautleuten beinhalten, schon in der Überschrift diese Zusammenhänge:
die carta doü's"" ist ebenso geläufig wie der d'hcdus doh'sü in einzelnen Fällen ist auch
von der carfa doUd's"" und dem mcz'pd doü's'"" die Rede.' ' Die Formulae bezeichnen
demnach die vertragliche Fixierung der dos nicht allein als taäafa bzw. carfa, wie es
durch die Leges bereits vertraut ist,'"' sondern kennen weitere Termini. Der zweite
Blick - in die Texte selbst - zeigt jedoch, dass nicht zwingend alle Formulae trotz
dieser Überschriften auch eine dos verbriefen müssen. Oftmals findet sich vielmehr
jenes Vokabular, das für Schenkungen jeglicher Art signifikant ist, sodass die Un-
97 Collectio Sangallensis 18 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 4061 [Anhang F 38,1,
S. 126]; Formulae Sangalienses Miscellaneae 12 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi),
S. 385 [Anhang F 43,1, S. 130]; ebd. 16 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 387
[Anhang F 44,1, S. 130]; ebd. 19 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 388 [Anhang F
45.1, S. 132].
98 Formulae Marculli 11,15 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 85 [Anhang F 3,1,
S. 96]; Cartae Senonicae 25 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 196 [Anhang F
17.1, S. 112]; Formulae Salicae Merkelianae 17 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi),
S. 2471 [Anhang F 26,1, S. 116]; Formulae Salicae Lindenbrogianae 7 (MGH.Formulae Merowin-
gici et Karolini aevi), S. 271 [Anhang F 31,1, S. 120]; Formulae Augienses Coli. B 24 (MGH.For-
mulae Merowingici et Karolini aevi), S. 3571 [Anhang F 39,1, S. 126]; ebd. 25 (MGH.Formulae
Merowingici et Karolini aevi), S. 3581 [Anhang F 40,1, S. 128].
99 Collectio Sangallensis 12 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 404 [Anhang F 37,1,
S. 124].
100 Formulae Andecavenses 34 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 16 [Anhang F 1,1,
S. 96].
101 Die carlola hhdh's doh's ist nur indirekt aus der bereits bekannten testamentarischen Verlügung
zu erschließen und kann daher nicht als Regel abgeleitet werden (vgl. Cartarum Senonicarum
Appendix la (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 208 [Anhang F 19,2, S. 112]).
102 Vgl. Teil A, Ill.l.d, S. 96.
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4. &is, - Die Verbriefung ehelicher Schenkungen
als Signal eines Transformationsprozesses
Vor diesem Hintergrund gilt es nun, einen intensiveren Blick auf die Schenkungs-
Formulae selbst zu werfen. Wer schenkt? Wer wird beschenkt? Was wird geschenkt?
In welcher Höhe wird geschenkt? Zu welchem Zweck wird geschenkt? Es ist bereits
mehrfach darauf hingewiesen worden, dass die Formulae im Zusammenhang mit
der Eheschließung die Leges oftmals bestätigen, sie hingegen auf anderen Themen-
feldern eher revidieren. Somit ist erstens zu fragen: Spiegeln die Formulae ähnliche
Transaktionen wider wie die Leges oder gibt es deutliche Unterschiede? Ist es zwei-
tens möglich, mit Hilfe der Formulae eine Verbindung zwischen der Bestellung der
Braut- bzw. Ehegabe und der Übertragung der Vormundschaft zu erkennen, um
damit eine Antwort auf die immer noch offene Frage nach dem Erwerb der Vor-
mundschaft zu erhalten? Darüber hinaus ist drittens zu fragen: Werden die übrigen
Vermögenswerte (Morgengabe und Vatergut) schriftlich fixiert? Oder sind die Do-
tationsurkunden gar die vertraglich fixierte Braut- bzw. Ehegabe?
Auf den ersten Blick scheint die letzte Frage mit einem eindeutigen Ja beant-
wortet werden zu müssen. Schließlich markieren fast alle Formulae, die Schenkun-
gen unter Brautleuten beinhalten, schon in der Überschrift diese Zusammenhänge:
die carta doü's"" ist ebenso geläufig wie der d'hcdus doh'sü in einzelnen Fällen ist auch
von der carfa doUd's"" und dem mcz'pd doü's'"" die Rede.' ' Die Formulae bezeichnen
demnach die vertragliche Fixierung der dos nicht allein als taäafa bzw. carfa, wie es
durch die Leges bereits vertraut ist,'"' sondern kennen weitere Termini. Der zweite
Blick - in die Texte selbst - zeigt jedoch, dass nicht zwingend alle Formulae trotz
dieser Überschriften auch eine dos verbriefen müssen. Oftmals findet sich vielmehr
jenes Vokabular, das für Schenkungen jeglicher Art signifikant ist, sodass die Un-
97 Collectio Sangallensis 18 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 4061 [Anhang F 38,1,
S. 126]; Formulae Sangalienses Miscellaneae 12 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi),
S. 385 [Anhang F 43,1, S. 130]; ebd. 16 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 387
[Anhang F 44,1, S. 130]; ebd. 19 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 388 [Anhang F
45.1, S. 132].
98 Formulae Marculli 11,15 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 85 [Anhang F 3,1,
S. 96]; Cartae Senonicae 25 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 196 [Anhang F
17.1, S. 112]; Formulae Salicae Merkelianae 17 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi),
S. 2471 [Anhang F 26,1, S. 116]; Formulae Salicae Lindenbrogianae 7 (MGH.Formulae Merowin-
gici et Karolini aevi), S. 271 [Anhang F 31,1, S. 120]; Formulae Augienses Coli. B 24 (MGH.For-
mulae Merowingici et Karolini aevi), S. 3571 [Anhang F 39,1, S. 126]; ebd. 25 (MGH.Formulae
Merowingici et Karolini aevi), S. 3581 [Anhang F 40,1, S. 128].
99 Collectio Sangallensis 12 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 404 [Anhang F 37,1,
S. 124].
100 Formulae Andecavenses 34 (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 16 [Anhang F 1,1,
S. 96].
101 Die carlola hhdh's doh's ist nur indirekt aus der bereits bekannten testamentarischen Verlügung
zu erschließen und kann daher nicht als Regel abgeleitet werden (vgl. Cartarum Senonicarum
Appendix la (MGH.Formulae Merowingici et Karolini aevi), S. 208 [Anhang F 19,2, S. 112]).
102 Vgl. Teil A, Ill.l.d, S. 96.