VII. Die Ehe der Abhängigen innerhalb der
frühmittelalterlichen Gesellschaft -
eine Problemskizze
1. Abhängigkeit als Forschungsproblem
Wer die Abhängigen des frühen Mittelalters sind, ist eine Frage, die nicht leicht zu
beantworten ist, weil mit ihr ein Forschungszweig in den Blick kommt, innerhalb
dessen in den letzten Jahren verschiedene methodische, inhaltliche und terminolo-
gische Anfragen laut geworden sind. Neue Fragen- und Problemkreise sind er-
schlossen worden, die bisweilen überaus konträr diskutiert werden und damit
keineswegs abschließend geklärt sind. Demnach hat sich eine komplexe For-
schungsdebatte entwickelt, die sich noch zu keinem eindeutigen und in sich konsis-
tenten Bild zusammenfügen lässt. Grundsätzlich aber zeichnet sich - ähnlich wie in
den übrigen Forschungsfeldern der modernen Mediävistik - ein Paradigmenwan-
del ab, der sich von einem ehemals rechtsgeschichtlichen Zugriff über die Sozial-,
Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte hin zur kulturwissenschaftlichen Mediä-
vistik entwickelt und sich vor allem darauf bezieht, was unter den verschiedenen
Formen von Abhängigkeit zu verstehen ist. Von hier gehen interessante Neuansätze
aus. Um diese Aspekte auch für die Erschließung der Ehevorschriften nutzbar zu
machen, muss zunächst der Entstehungsweg sowie Inhalt und Bedeutung jener Be-
griffe nachgezeichnet werden, die diesen Forschungszweigen zugrunde liegen.
Schließlich machen Geschichte und Gebrauch der Begriffe deutlich, auf welche
Weise die entsprechenden Forschungsergebnisse zustande kommen, in welchem
Verhältnis Begriff und Sache zueinander stehen, wo Grenzen sind und welche
neuen Wege beschriften werden können/
a) >Grundherrschaft< - >Sklaverei< - >Leibeigenschaft<.
Zur Geschichte der Begriffe
Die Personengruppe, die im Mittelpunkt dieses Kapitels steht, ist innerhalb der
frühmittelalterlichen Agrarverfassung rechtlich, sozial und ökonomisch in unter-
schiedliche Abhängigkeitsverhältnisse eingebunden. Zur Erfassung dieser Phäno-
1 Vgl. SCHREINER, Grundherrschatt, S. 69t; vgl. KosELLECR, Einleitung, S. XIII-XXIV; vgl. DERS.,
Semantik, S. 300t.
frühmittelalterlichen Gesellschaft -
eine Problemskizze
1. Abhängigkeit als Forschungsproblem
Wer die Abhängigen des frühen Mittelalters sind, ist eine Frage, die nicht leicht zu
beantworten ist, weil mit ihr ein Forschungszweig in den Blick kommt, innerhalb
dessen in den letzten Jahren verschiedene methodische, inhaltliche und terminolo-
gische Anfragen laut geworden sind. Neue Fragen- und Problemkreise sind er-
schlossen worden, die bisweilen überaus konträr diskutiert werden und damit
keineswegs abschließend geklärt sind. Demnach hat sich eine komplexe For-
schungsdebatte entwickelt, die sich noch zu keinem eindeutigen und in sich konsis-
tenten Bild zusammenfügen lässt. Grundsätzlich aber zeichnet sich - ähnlich wie in
den übrigen Forschungsfeldern der modernen Mediävistik - ein Paradigmenwan-
del ab, der sich von einem ehemals rechtsgeschichtlichen Zugriff über die Sozial-,
Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte hin zur kulturwissenschaftlichen Mediä-
vistik entwickelt und sich vor allem darauf bezieht, was unter den verschiedenen
Formen von Abhängigkeit zu verstehen ist. Von hier gehen interessante Neuansätze
aus. Um diese Aspekte auch für die Erschließung der Ehevorschriften nutzbar zu
machen, muss zunächst der Entstehungsweg sowie Inhalt und Bedeutung jener Be-
griffe nachgezeichnet werden, die diesen Forschungszweigen zugrunde liegen.
Schließlich machen Geschichte und Gebrauch der Begriffe deutlich, auf welche
Weise die entsprechenden Forschungsergebnisse zustande kommen, in welchem
Verhältnis Begriff und Sache zueinander stehen, wo Grenzen sind und welche
neuen Wege beschriften werden können/
a) >Grundherrschaft< - >Sklaverei< - >Leibeigenschaft<.
Zur Geschichte der Begriffe
Die Personengruppe, die im Mittelpunkt dieses Kapitels steht, ist innerhalb der
frühmittelalterlichen Agrarverfassung rechtlich, sozial und ökonomisch in unter-
schiedliche Abhängigkeitsverhältnisse eingebunden. Zur Erfassung dieser Phäno-
1 Vgl. SCHREINER, Grundherrschatt, S. 69t; vgl. KosELLECR, Einleitung, S. XIII-XXIV; vgl. DERS.,
Semantik, S. 300t.