eorg cjpleibtreu'a J^eben und wirken.
Von Karl Bleibtreu.
♦ [Nachdruck verboten.]
Serold des preussischen Waffenruhmes", hat ein Kunsthistoriker der neueren Dingen Ihnen mit Rath und That zur Seite zu stehen. Zur Benutzung der
(jC Aera Georg Bleibtreu getauft. Des deutschen wäre richtiger gewesen. Bibliothek des Grossen Generalstabs wird Major v. Verdy du Vernois Ihnen über
Nicht mit Unrecht bemerkte Hermann Riegel in seinen bekannten die kleinsten Details Auskunft geben. Graf Waldersee hat auch viel dänische
„Kunststudien" (1868): „Bleibtreu ist Feind alles ausschliesslichen Neupreussen- Waffen und ,„...............................____________ .
thums." Wohl empfand er tief die kernhafte Tüchtigkeit des Preussenwesens, Ausrüstungs-
wohl sang er dem Marschall Vorwärts und allen Paladinen der Befreiungskriege gegenstände."
manch' hohes Lied mit Griffel und Pinsel, wohl würdigte er verständnissvoll 18. März 1866.
die schlichte Grösse des greisen Heldenkönigs Wilhelm und erkannte, der Ersten Das Datum
Einer, im verketzerten Bismarck den Mann des Schicksals. Doch der geborene leitet uns zu
Niederrheinländer aus der alten Siegfriedsstadt Xanten blieb innerlichst mehr jenem grösse-
dem fränkischen und süddeutschen Wesen zugeneigt. Und so scheint es kein ren Kriege
Zufall, dass seine liebsten Kriegserinnerungen sich an die Bayern knüpften, dass über, wo es
die anderen süddeutschen Waffenbrüder schwäbischer Zunge seinem Herzen so sich nicht
nahe traten und das königliche Haus von Württemberg ihm besondere Huld mehr um „dä-
zuwendete. Eine gluckliche Fügung wollte, dass Kronprinz Friedrich den nische" Sa-
Künstler 1870 bei Ausbruch des grossen Krieges in sein Hauptquartier berief chen handelte,
und der Letztere an seinem Theil beitragen durfte, die Begeisterung der Süd- Bleibtreu's
deutschen für des preussischen Königssohnes ritterliche Jovialität noch zu steigern. Briefe aus
Den späteren Zeitgenossen steht Bleibtreu nur als Maler der drei Sieges- dem böhmi-
jahre vor Augen, die das neue Reich zimmern halfen. Allein, lange vorher sehen Feldzug
hatte sich schon in den Fünfziger Jahren eine ältere Generation an seinen sind damals
Schöpfungen aus dem Befreiungskriege erbaut und hier neüe Hoffnung auf theilweise in
Deutschlands unerschütterte Volkskraft geschöpft, in politischer Ohnmacht und Berliner Zei-
Zerrissenheit, unterm Druck der Reaction. tungen ver-
Von den alten Kämpen der Befreiungskriege war es besonders der all- öffentlicht
verehrte freidenkende Generalauditeur Friccius, der ihm herzlichste Neigung worden. Wir
entgegenbrachte. Ihm schuf Bleibtreu ein Denkmal, ehe die Stadt Leipzig ein beschränken
solches ihrem ersten Befreier setzte, durch sein bekanntes Gemälde „Die Er- uns also auf
stürmung des Grimmaschen Thores". noch nicht Be-
Vielleicht gestaltete sich in jener ersten Hälfte seines Lebens Bleibtreu's kanntes.
Degründeter Ruhm echter und wahrer, als in der zweiten Epoche, die von Ein Brief
äusseren Ehren und Erfolgen, von glänzendem Verkehr und fürstlicher Gnade vom 22. Juni
umstrahlt wurde. Damals wurzelte sein Name fest im Herzen der edelsten aus Görlitz,
Volksgenossen und es blieb ihm stets eine besondere Freude, dass die Turner- Hauptquartier
schaft ihn zu ihrem Ehrenmitgliede ernannte; hauptsächlich wegen seines Erst- Prinz Fried-
lingsbildes „Untergang der Kieler Turner und Studenten" (neuerdings vom rieh Carls, ent-
Staate für Kiel angekauft). hält wichtige
Wie zu erwarten, beginnt seit 1864 das militärische Element den Brief- Betrachtungen: „Mir ist's seltsam zu Muthe. Gestern war ich in einem Kreise be-
wechsel und Verkehr des Künstlers zu beherrschen, das offizielle Staatsleben freundeter Officiere, die theils mit heldenhafterRuhe den Ereignissen entgegensahen,
zog ihn in sein Bereich. theils mit freudiger Ungeduld sich nach dem Entscheidungskampfe mit einem
Eine besondere Freundschaft schloss er mit Major v. Salpius, einem zu hochgeachteten Gegner sehnten. Heute sind diese braven Männer schon als Avant-
grössten Hoffnungen berechtigenden Glied des Grossen Generalstabs. In einem garde am Feind und in wenigen Tagen vielleicht gefallen. Aber meine Zuver-
Briefe findet man da Namen, die später in der Militair-Hierarchie besonderen sieht steigt mit jedem Tage. Welch seltsames Heer, dies preussische! In jeder
Klang erhielten: „Ich habe dem Adjutanten Prinz Friedrich Carls jene Croquis Compagnie feingebildete junge Leute, welche, ohne je Berufsofficier zu werden,
übergeben. Ferner ist der Flügeladjutant des Königs . . . gern bereit, in allen auch ohne kriegerische Neigung von der ungeheuren Zeit, der wir entgegen-
schreiten, fortgetragen, sehr bald unserem Heere den Geist einflössen
• J werden, der unüberwindlich ist. Die Stimmung des Prinzen, der Generale
( J^W'^W^fÄ jU ist eine sehr ernste. Er erklärte in einer Anrede, wenn wir geschlagen
^^—^^r*1»^ \'\ «y /,, 1 würden, liege es nur an seiner Führung, nie an den Truppen. Uebrigens
' ^y^P ^ j haben Generale wie Voigts-Reetz etwas in ihrem Wesen, das zu Hoffnungen
M^^^^^it 'K^NL X /' • •'ty^j^EpL 23. Juni 1866: „Endlich sind wir in Böhmen eingerückt. So weit das
■" ■'•^v- ''fy^ ' \ / , jj&jMik Jt fj*|f f> ffclfe Auge reicht, heran- und vorüberziehende Colonnen. Beim Uebcrschreitcn
l '^^V'-'^^^^äJP » V* f- v aPfP^Fmf»UBK& 1 der Grenze nicht enden wollender Jubel, Gesang „Ich bin ein Preusse",
' —■^^^p^"rf^ß> / 'jjay '^f^Wm^Km ' aber auch „O du Deutschland, ich muss marschiren" und „Hinaus in die
J^-*/^' ' &*jL& <^->; ^^^SSuB^^S^BjKm^ Ferne mit lautein Hörnerklang". Noch klingt mir die Strophe in den
>\j ^f^^S2ÄwlÄ«HyHp^| Ohren: „Der Freiheithauch geht mächtig durch die Welt!" Vor uns. um
,-„- ~j*f^J™gf ^ l ■ 41 \ a-Tp gäPjSS das herrliche kriegerische Schauspiel zu vollenden, die einlach grossen
| |. |f '(J -J3*j?-'*jjp^5> ■■: M Gebirgslinien in scharfen Umrissen sich von der sonnigen Luft abhebend.
n ''^ksa* jt^Ntaffl^:' $f*nm 'I \ * V» " \ WjjL' I ^er Prinz sprengt bald von Colonne zu Colonne, bald hält er und prüft
<w WA V^fflk mit Hülfe des Fernrohrs und der Generalstabskarte das vor uns liegende
fM . KI Jffijtt$\ Terrain. Der Stabschef Voigts-Reetz macht einen ungewöhnlichen Eindruck.
/ ß» If'f i Er reitet gedankenvoll in lässig bequemer Haltung. Aus seinen unschönen
VSW f->&\ -/i lim Zügen spricht die klarste Berechnung und eiserne Willenskraft. Das Haupt-
'Ä i"^.A*.'*C. ^Wß^^1 ! quartier des Prinzen befindet sich in einem Besitzthum des feindlichen
'- Y^l. Generals Clam Gallas. Vielleicht ist dieser Name ein gutes Omen für uns,
I denn vom 30jährigen Kriege an hiessen die Clam Gallas „Heertrommeln",
/ | . a weil man nur von ihnen hörte, wenn sie geschlagen würden." Es folgt
"V.^. j eine überaus frische und lebhafte Schilderung des Lagerlebens, des Vor-
33äS*v.£i$ marsches in strömendem Regen unter Blitz und Donner.
\i 6e ur.,,^ - In den folgenden Briefen vom 26. und 27. werden kühne Reiterthaten
geschildert, welche die Ueberlegenheit der Unsern über die berühmten
Georg Bleibtreu. Studie.
Georg Dleibtrcu. Studie.
Von Karl Bleibtreu.
♦ [Nachdruck verboten.]
Serold des preussischen Waffenruhmes", hat ein Kunsthistoriker der neueren Dingen Ihnen mit Rath und That zur Seite zu stehen. Zur Benutzung der
(jC Aera Georg Bleibtreu getauft. Des deutschen wäre richtiger gewesen. Bibliothek des Grossen Generalstabs wird Major v. Verdy du Vernois Ihnen über
Nicht mit Unrecht bemerkte Hermann Riegel in seinen bekannten die kleinsten Details Auskunft geben. Graf Waldersee hat auch viel dänische
„Kunststudien" (1868): „Bleibtreu ist Feind alles ausschliesslichen Neupreussen- Waffen und ,„...............................____________ .
thums." Wohl empfand er tief die kernhafte Tüchtigkeit des Preussenwesens, Ausrüstungs-
wohl sang er dem Marschall Vorwärts und allen Paladinen der Befreiungskriege gegenstände."
manch' hohes Lied mit Griffel und Pinsel, wohl würdigte er verständnissvoll 18. März 1866.
die schlichte Grösse des greisen Heldenkönigs Wilhelm und erkannte, der Ersten Das Datum
Einer, im verketzerten Bismarck den Mann des Schicksals. Doch der geborene leitet uns zu
Niederrheinländer aus der alten Siegfriedsstadt Xanten blieb innerlichst mehr jenem grösse-
dem fränkischen und süddeutschen Wesen zugeneigt. Und so scheint es kein ren Kriege
Zufall, dass seine liebsten Kriegserinnerungen sich an die Bayern knüpften, dass über, wo es
die anderen süddeutschen Waffenbrüder schwäbischer Zunge seinem Herzen so sich nicht
nahe traten und das königliche Haus von Württemberg ihm besondere Huld mehr um „dä-
zuwendete. Eine gluckliche Fügung wollte, dass Kronprinz Friedrich den nische" Sa-
Künstler 1870 bei Ausbruch des grossen Krieges in sein Hauptquartier berief chen handelte,
und der Letztere an seinem Theil beitragen durfte, die Begeisterung der Süd- Bleibtreu's
deutschen für des preussischen Königssohnes ritterliche Jovialität noch zu steigern. Briefe aus
Den späteren Zeitgenossen steht Bleibtreu nur als Maler der drei Sieges- dem böhmi-
jahre vor Augen, die das neue Reich zimmern halfen. Allein, lange vorher sehen Feldzug
hatte sich schon in den Fünfziger Jahren eine ältere Generation an seinen sind damals
Schöpfungen aus dem Befreiungskriege erbaut und hier neüe Hoffnung auf theilweise in
Deutschlands unerschütterte Volkskraft geschöpft, in politischer Ohnmacht und Berliner Zei-
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Von den alten Kämpen der Befreiungskriege war es besonders der all- öffentlicht
verehrte freidenkende Generalauditeur Friccius, der ihm herzlichste Neigung worden. Wir
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solches ihrem ersten Befreier setzte, durch sein bekanntes Gemälde „Die Er- uns also auf
stürmung des Grimmaschen Thores". noch nicht Be-
Vielleicht gestaltete sich in jener ersten Hälfte seines Lebens Bleibtreu's kanntes.
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umstrahlt wurde. Damals wurzelte sein Name fest im Herzen der edelsten aus Görlitz,
Volksgenossen und es blieb ihm stets eine besondere Freude, dass die Turner- Hauptquartier
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lingsbildes „Untergang der Kieler Turner und Studenten" (neuerdings vom rieh Carls, ent-
Staate für Kiel angekauft). hält wichtige
Wie zu erwarten, beginnt seit 1864 das militärische Element den Brief- Betrachtungen: „Mir ist's seltsam zu Muthe. Gestern war ich in einem Kreise be-
wechsel und Verkehr des Künstlers zu beherrschen, das offizielle Staatsleben freundeter Officiere, die theils mit heldenhafterRuhe den Ereignissen entgegensahen,
zog ihn in sein Bereich. theils mit freudiger Ungeduld sich nach dem Entscheidungskampfe mit einem
Eine besondere Freundschaft schloss er mit Major v. Salpius, einem zu hochgeachteten Gegner sehnten. Heute sind diese braven Männer schon als Avant-
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Briefe findet man da Namen, die später in der Militair-Hierarchie besonderen sieht steigt mit jedem Tage. Welch seltsames Heer, dies preussische! In jeder
Klang erhielten: „Ich habe dem Adjutanten Prinz Friedrich Carls jene Croquis Compagnie feingebildete junge Leute, welche, ohne je Berufsofficier zu werden,
übergeben. Ferner ist der Flügeladjutant des Königs . . . gern bereit, in allen auch ohne kriegerische Neigung von der ungeheuren Zeit, der wir entgegen-
schreiten, fortgetragen, sehr bald unserem Heere den Geist einflössen
• J werden, der unüberwindlich ist. Die Stimmung des Prinzen, der Generale
( J^W'^W^fÄ jU ist eine sehr ernste. Er erklärte in einer Anrede, wenn wir geschlagen
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| |. |f '(J -J3*j?-'*jjp^5> ■■: M Gebirgslinien in scharfen Umrissen sich von der sonnigen Luft abhebend.
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<w WA V^fflk mit Hülfe des Fernrohrs und der Generalstabskarte das vor uns liegende
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I denn vom 30jährigen Kriege an hiessen die Clam Gallas „Heertrommeln",
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\i 6e ur.,,^ - In den folgenden Briefen vom 26. und 27. werden kühne Reiterthaten
geschildert, welche die Ueberlegenheit der Unsern über die berühmten
Georg Bleibtreu. Studie.
Georg Dleibtrcu. Studie.