Personen geführt. XI. eine ganz eigentümliche Darstellung der Kreuztragung Christi:
Der Herr, das unten mit einem Querholz versehene Kreuz tragend, wird von einem
Mann mit einer Krone auf dem Haupte (Herodes oder Pilatus) geführt. Auf der
anderen Seite sieht man einen Henker mit einem Hammer, bereit, den Heiland ans
Kreuz zu nageln. Nachstehend seien noch die Runeninschriften wiedergegeben
und übersetzt:
1. Feld: Dita ir santi Gabrel ok seghdi santa
Maria, at hän skuldi barn fyda.
2. Feld: Dita ir Elizabed ok Maria ok hailsas.
3. Feld (auf der Säule): Hiar hwilis Maria, sum
bann barn fydi, skapera himi/n/z ok jordar sum
oss leysti.
4. Feld: Ditta iru dair drir kunungar, sum Kristi
giardu offr warum drotni.
5. Feld: Hiar tok han widr kununga offri, wa-
rum drotni gudi.
6. u. 7. Feld: Hiar ridu dair burt drir kunungar,
sidan dair offrat hafa orum drotni.
8. Feld: Dair det hiar fram sahu.
9. Feld: Jodar toku warn drot in ok berdu bann
widr tri ok getu.
10. Feld: Sidan laddu dair hann burt diadan
bundin.
11. Feld: Ok nehldu hiar Jodar Jesus ä kruss.
Si fram a ita!
Auf der Säule der Name des Bildhauers:
„Sighrafr mesteri.“
Dies ist St. Gabriel und (der) sagte zu S. Maria,
daß sie (ein) Kind gebären sollte.
Dies sind Maria und Elisabeth, und sie be-
grüßen sich.
Hier ruht Maria, die das Kind gebar, den
Schöpfer des Himmels und der Erde, der uns
erlöste.
Dies sind die drei Könige, die Christo unserem
Herrn Opfer brachten.
Hier empfing er das Opfer der Könige, unser
Herr.
Hier ritten sie weg, die drei Könige, nachdem
sie unserem Herrn Gott Opfer gebracht hatten.
Sie sahen voraus, was hier eintreffen würde.
Die Juden nahmen unsern Herrn und geißelten
ihn an der Pforte und bewachten ihn.
Nachher führten sie ihn von dort gebunden weg.
Und hier nagelten die Juden Jesus an das Kreuz.
Stelle dir dies vor!
„Meister Sighraf.“
An der Sprache der Runeninschrift, die rein gotländisch ist, am Material, got-
ländischem Sandstein, und an der rein zeichnerisch arbeitenden Technik des
Meisters Sighraf erkennen wir ohne weiteres den Ursprung dieses romanischen
Bildhauerwerkes: Gotland und das südliche Schweden waren damals, im 13. Jahr-
hundert, Kunstzentren von großer Bedeutung auch für die angrenzenden Länder,
und der Taufstein von Aakirkeby ist sicher, entweder auf Gotland oder auf Born-
holm, jedenfalls aber von einem gotländischen Bildner gemeißelt worden.1)
* *
*
Die Vermutung, daß auch die Aakirkeby-Kirche ursprünglich eine Turmkirche von
ähnlicher Zweckbestimmung wie die Rundkirchen gewesen ist, hat zuerst Laske
ausgesprochen. Er ist der Meinung, daß an ihre Ostmauer ein kleiner Chor, wie
(1) Siehe Ludv. F. A. Wimmer, Döbefonten i Aakirkeby Kirke, Kjöbenhavn 1878, S. 76 f., wo auf
Tafel 1 u. 2 dieses Taufbecken und auf Tafel 3 das inhaltlich und stilistisch verwandte sandsteinerne
Taufbecken der Bjersö-Kirche in Schonen mit seiner merkwürdigen, aus lateinischen und nordischen
Elementen bestehenden Inschrift abgebildet wird.
Bisher sind in Dänemark fünf Taufsteine mit Runeninschriften bekannt; in Jütland vier: in Skyum
(Amt Tisted), Seide (Amt Viborg), Handbjaerg (Amt Ringköbing) und Bröndum (Amt Ribe) und auf
Seeland einer, in Bärse (Amt Praestö). Bedeutend jünger als diese fünf granitenen Taufsteine sind
die vier Sandsteinbecken mit Runeninschrift, die sich in Schonen (Südschweden) befinden, in Söder
Viddinge, Örtofta, Sallerup und Hör; alle tragen die gleiche Inschrift: märten mik giarde (Martin
schuf mich). Die vier Taufbecken in Skyum, Bröndum, Söder Viddinge und Sallerup sind bei
Wimmer loc. cit. abgebildet.
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Der Herr, das unten mit einem Querholz versehene Kreuz tragend, wird von einem
Mann mit einer Krone auf dem Haupte (Herodes oder Pilatus) geführt. Auf der
anderen Seite sieht man einen Henker mit einem Hammer, bereit, den Heiland ans
Kreuz zu nageln. Nachstehend seien noch die Runeninschriften wiedergegeben
und übersetzt:
1. Feld: Dita ir santi Gabrel ok seghdi santa
Maria, at hän skuldi barn fyda.
2. Feld: Dita ir Elizabed ok Maria ok hailsas.
3. Feld (auf der Säule): Hiar hwilis Maria, sum
bann barn fydi, skapera himi/n/z ok jordar sum
oss leysti.
4. Feld: Ditta iru dair drir kunungar, sum Kristi
giardu offr warum drotni.
5. Feld: Hiar tok han widr kununga offri, wa-
rum drotni gudi.
6. u. 7. Feld: Hiar ridu dair burt drir kunungar,
sidan dair offrat hafa orum drotni.
8. Feld: Dair det hiar fram sahu.
9. Feld: Jodar toku warn drot in ok berdu bann
widr tri ok getu.
10. Feld: Sidan laddu dair hann burt diadan
bundin.
11. Feld: Ok nehldu hiar Jodar Jesus ä kruss.
Si fram a ita!
Auf der Säule der Name des Bildhauers:
„Sighrafr mesteri.“
Dies ist St. Gabriel und (der) sagte zu S. Maria,
daß sie (ein) Kind gebären sollte.
Dies sind Maria und Elisabeth, und sie be-
grüßen sich.
Hier ruht Maria, die das Kind gebar, den
Schöpfer des Himmels und der Erde, der uns
erlöste.
Dies sind die drei Könige, die Christo unserem
Herrn Opfer brachten.
Hier empfing er das Opfer der Könige, unser
Herr.
Hier ritten sie weg, die drei Könige, nachdem
sie unserem Herrn Gott Opfer gebracht hatten.
Sie sahen voraus, was hier eintreffen würde.
Die Juden nahmen unsern Herrn und geißelten
ihn an der Pforte und bewachten ihn.
Nachher führten sie ihn von dort gebunden weg.
Und hier nagelten die Juden Jesus an das Kreuz.
Stelle dir dies vor!
„Meister Sighraf.“
An der Sprache der Runeninschrift, die rein gotländisch ist, am Material, got-
ländischem Sandstein, und an der rein zeichnerisch arbeitenden Technik des
Meisters Sighraf erkennen wir ohne weiteres den Ursprung dieses romanischen
Bildhauerwerkes: Gotland und das südliche Schweden waren damals, im 13. Jahr-
hundert, Kunstzentren von großer Bedeutung auch für die angrenzenden Länder,
und der Taufstein von Aakirkeby ist sicher, entweder auf Gotland oder auf Born-
holm, jedenfalls aber von einem gotländischen Bildner gemeißelt worden.1)
* *
*
Die Vermutung, daß auch die Aakirkeby-Kirche ursprünglich eine Turmkirche von
ähnlicher Zweckbestimmung wie die Rundkirchen gewesen ist, hat zuerst Laske
ausgesprochen. Er ist der Meinung, daß an ihre Ostmauer ein kleiner Chor, wie
(1) Siehe Ludv. F. A. Wimmer, Döbefonten i Aakirkeby Kirke, Kjöbenhavn 1878, S. 76 f., wo auf
Tafel 1 u. 2 dieses Taufbecken und auf Tafel 3 das inhaltlich und stilistisch verwandte sandsteinerne
Taufbecken der Bjersö-Kirche in Schonen mit seiner merkwürdigen, aus lateinischen und nordischen
Elementen bestehenden Inschrift abgebildet wird.
Bisher sind in Dänemark fünf Taufsteine mit Runeninschriften bekannt; in Jütland vier: in Skyum
(Amt Tisted), Seide (Amt Viborg), Handbjaerg (Amt Ringköbing) und Bröndum (Amt Ribe) und auf
Seeland einer, in Bärse (Amt Praestö). Bedeutend jünger als diese fünf granitenen Taufsteine sind
die vier Sandsteinbecken mit Runeninschrift, die sich in Schonen (Südschweden) befinden, in Söder
Viddinge, Örtofta, Sallerup und Hör; alle tragen die gleiche Inschrift: märten mik giarde (Martin
schuf mich). Die vier Taufbecken in Skyum, Bröndum, Söder Viddinge und Sallerup sind bei
Wimmer loc. cit. abgebildet.
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