Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung (5.1931)

Kokofchka fagt: Das war dumm, dafj Gott Loos am lechften Tag nicht um Rat gefragt hat.
Er hätte ihn mit tödlichem Ernft auf alle Konftruktionsfehler aufmerkfam gemacht.

Loos wird bei einer Bilderausftellung in Paris um fein Urteil gefragt. „Den armen Malern
werde ich meine Meinung lagen, denn die tun mir leid, aber der Kerl, dem das Ichöne
Auto gehört, der (oll ruhig weiter klexen, dem läge ich nichts."

Loos: „Ordinär ift das, was die ordinären Leute für fein halten."
Loos: „Was dem ordinären Mann nicht gefällt, ift fchön."

Loos hatte während des Krieges als Oberleutnant in der Kaferne von St. Pölten die
Zimmer zu infpizieren. Da bemerkte er, dafj die Soldaten die Schuhe in eine Linie auf-
gehellt und die Schuhbänder parallel zu einander nach vorne gelegt hatten. Loos fagte:
„Der Rhythmus und die Exaktheit find die einzige Schönheit, die (ich die ganz armen
Leute noch erlauben können."

Loos trifft Karin Michaelis auf dem Semmering. Sie hat keinen Sporthut, fondern ihren
Stadthut auf. Er zieht fie in den nächften Laden und kauft ihr einen Hut. „Ich kann eine
fo brave und talentierte Frau (ich nicht blamieren laffen."

Loos fchrieb unter die Reproduktion (eines Kokofchkaporträts: „Diefes Bild ift ähnlicher
als ich (elb(t."

Loos: „Die Mittelmächte haben den Weltkrieg verloren, weil es bei ihnen noch Zug-
ftiefeletten gab. Bei der Entente gibt es nur noch Wickelgamafchen."

Loos fafj mit Freunden bei Tifche. Eine Amerikanerin aus Wafhington rief ihm ins Ohr
„Wie beklage ich Sie, Herr Architekt, dafj Sie die geiftreichen Gefpräche, die hier ge-
führt werden, nicht hören können." Loos : „Sie hören ja auch nicht, was derzeit in Amerika,
Auftralien und Alien gefprochen wird."

Loos richtete in Paris das Herrenmodegefchäft Knize ein. Er konnte damals zwar alles Efj-
bare in fließendem Franzö(i(ch beltellen, (onft aber kein Wort fagen. Ein Arbeiter, der
bei der Einrichtung mitmontierte und auf Loos' mündliche Angaben angewiefen war,
wurde gefragt, wie er denn Loos verftehen könne. Er antwortete: „Gest plus facile
qu'avec les autres architectes. Lui, il sait ce qu'il veut."

Als Loos in einem Vortrag fagte, die Wiener Werkftätte fei eine krankhafte Erfcheinung
der jüdifchen Dekadenz, und ihm entgegengehalten wurde, dafj der leitende Künftler
der Wiener Werkftätte ein Arier fei, antwortete er: „Der Schames (Tempeldiener) ift
immer ein Goi."

„Ein ekelhafter Menfch", fagt Loos, „ihm fchmeckt ein Sandwich nur, wenn es ausfieht
wie eine Landkarte."

Loos: Mit Menfchen, die fich an hors d'oeuvres au prix fix fatteffen, kann man nicht
verkehren.

Adolf Loos trifft bei Goldman und Salatfch einen prominenten Wiener Architekten. Er
fagt zu ihm: „Welche Krawatte finden Sie am gefchmacklofeften?" Diefer bezeichnet eine.
Darauf fagt Loos zu dem Verkäufer: „So, die packen Sie mir ein, die werde ich tragen."

10