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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 5.1931

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Pappenheim, Gertrud; Waas, Adolf; Beer, ...: Probleme des Aufbaues
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Waas, Adolf; Beer, ...: Fragen der Organisation
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https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0196

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löge ufw.) eingeführt werden. Es fchafft (ich fo Ipielend die nötigen
Grundlagen, die es ihm ermöglichen, in fpäteren Jahren den
Bildungs- und Erlebnisltoff, wie ihn die grohen Volksbüchereien
bieten, für (eine Bedürfniffe entfprechend zu nutjen.
In Frankfurt ift dementfprechend zunächlt, angegliedert an vier
Volksbüchereizweigftellen, der Ausbau von Kinderlefehallen für
8- bis 14 jährige in Angriff genommen worden. In den zu freier
Verfügung überfichtlich aufgeteilten Buchbeftänden finden die
Kinder ihren Lefeftoff vom Bilder- und Märchenbuch bis zu Er-
zählungen und Romanen, die aus der grohen Literatur dem Ver-
(tändis entfprechend ausgewählt (ind.

Bilderbücher lind begehrt. Die Aufnahmefreudigkeit durch das
Auge ift noch unverbildet lebendig. Luftige Gefchichten, Aben-
teuer (tehen im Vordergrunde des Interelles, daneben das Märchen,
die Sage. Auffällige übereinftimmung herrfcht in der Bevorzugung
gefühlsreicher, begeifternder Werke, in der Ablehnung jedes
erklügelten, ja auch jedes ftark vom Intellekt her beeinflußten
Buches.

Bei der Jugend vom H.Jahre ab gelchieht die Verlorgung mit
Lefeftoff zur Zeit noch im Rahmen der Erwachfenenausleihe. An
die Stelle diefer Notlöfung (ollfe baldmöglichst die Schaffung einer
eigenen Ausleiheftunde für Jugendliche treten, für die vorhan-
dene Buchbeftände nur ergänzt zu werden brauchten. Eine Tren-
nung der Jugendlichen und der Erwachfenen in der Ausleihebe-

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Aus einem Kinderlefefaal ■ From a Children's Reading Room ■ Vue prise dans
un Cabinet de lecture pour enfants. Photo Mandello

ratung hat (ich in der modernen Volksbücherei aus pädagogifchen
Gründen als wichtig erwiefen, eine Trennung der Buchbeftände
ift dagegen nicht erforderlich, in der Regel (ogar unzweckmäßig.

Beer

FRAGEN DER ORGANISATION

Zentralifation und Dezentralifation

Wiffenfchaftliche Arbeit neigt zur Zentralifation, Bildungsarbeit zur
Dezentralifation. Wir müffen mit ihr hinein in die Wohnquartiere;
denn Erwachfenenbildungsarbeit gehört in den Bezirk der Frei-
zeit, nicht in den der Arbeitszeit. Volkshäufer und Volksbüchereien
in allen Wohnquartieren müffen unfer Ziel fein. Verzicht auf re-
präfentative Zentralbüchereien, foweit lie nicht der zentralifierfen
Verwaltung dienen. Im Volkshochfchulwefen ift eher als im Volks-
büchereiwefen eine begrenzte Zufammenfaffung am Platje, weil
fie eine größere Auswahlmöglichkeit unter verfchiedenen Kurien
und Arbeitsgemeinfchaften ermöglicht. Aber das darf nicht zur
vollen Zentralifation verführen. Einzelffadtteile, die ein ausge-
prägtes Eigenleben haben, müffen das auch in der Bildungsarbeit
erkennen laffen.

Wir find in Frankfurt auf dem Wege dazu, aber noch weit vom Ziel.
Unfere Volkshochfchularbeit hat im Volksbildungsheim ihren Mittel-
punkt, doch arbeiten wir daneben in Vortragsreihen an 17 Stellen
der Stadt, dazu kommt die felbftändige Arbeit von Höchft. Das
neue Volkshaus im Gallusviertel, das zur Zeit im Bau ift, foll zu

einer Hauptftelle der Bildungsarbeit ausgebaut werden. Ein eigenes
Volkshaus hat feit kurzem Heddernheim, in Bockenheim gilt der
Bau der alten reformierten Kirche als folches. Weitere Volkshäufer
als Stätten der Bildungsarbeit müffen folgen, wenn die wirtfchaft-
liche Lage es geftattet.

Ähnlich fteht es bei den Volksbüchereien: zwei Hauptbüchereien
find für den Stadtkern beftimmt, daran fchliehen fich vier Zweig-
ftellen mit Kinderbüchereien. Einen weiteren Umkreis erfalfen die
fechs Ausleiheftellen des Bücherautos. Daneben fteht die Bücherei
von Höchft und die kleineren von Griesheim und Schwanheim,
alle jedoch (mit Ausnahme von Höchft) in einheitlicher Verwaltung.
Mit der notwendigen Zentralifation der Ausführung der Arbeit
muh fich Einheit der Planung und Leitung verbinden, zum
mindeften für die einzelnen Zweige der Arbeit, wie fie in Volks-
fchularbeit und Volksbüchereiarbeit gegeben find. In Frankfurt
hat man unter den hier gegebenen befonderen Verhältniffen diefe
beiden innerlich zufammengehörigen Arbeitsgebiete der Volks-
bücherei und der Volkshochschule darüber hinaus einer einheit-
lichen Leitung durch Perfonalunion unterteilt. Waas

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