Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung (5.1931)

flach«, mitfeU oder Hochbau?

Vortrag am III. intern, kongrefj für neues bauen, Druffel 27.-29. november 1930.

von walter gropius

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mein vorjähriges referat über die foziologifchen grundlagen für ftädtifche
kleinftwohnungen leitete aus der inneren ftruktur der heutigen induftriear-
beiterfamilie und aus der fortfchreitenden vergefellfchaftung ehemaliger fami-
lienfunktionen — autoritativer, erzieherifcher und hauswirtfchaftlicher art — die
notwendigkeit der einrichtung von grofjhaushalten für die ftädtifche induffrie-
bevölkerung in vielgefchoffigen wohnbauten ab. der kongrerj befchloh im
vorjahr die nähere behandlung diefer einfchneidenden frage auf das kom-
mende jähr zu verfchieben, da fie bereits in das ftädtebauliche gebiet hinein-
weift und hat nun das vielumffrittene thema: „flach-, mittel-, hochbau" auf die
diesjährige tagesordnung geferjf, alfo die frage, welche bauhöhen find
für die ftädtebauliche mahierung von volkswohnungen ratio-
nell? zur Verdeutlichung der frageftellung erfcheint es gut, zuerft den begriff
„rationell" näher zu umfchreiben. es gehört zu den aufgaben des kongreffes,
der weitverbreiteten auffaffung, rationell fei gleich wirtfchaftlich, entfchieden
entgegenzutreten, rationell heifjt wörtlich vernunftgemäß, umfahtalfo in unferem
falle neben den wirtfchaftlichen vor allem auch die pfychologifchen und fo-
zialen forderungen. die fozialen vorausfetjungen einer gefunden wohnpolitik 2

find zweifellos noch lebenswichtiger als die wirtfchaftlichen, denn die wirtfchaft SESiSSlSSÄ
ift bei aller ihrer bedeutung nicht felbftzweck, fondern nur mittel zum zweck, verfchiedener bauhöhe mitiecorbufiersturmhaus-

city ■ Synopsis ot businesstowns ot vanous build-

jede rationalifierung hat alfo nur finn, wenn fie lebensbereichernd wirkt, ing height with Mr. Le Corbusier's Sky-scraper

f, ii . i. f | ■ . .# ■ „• t . Ii f.i i. n City • Tableau synoplique de cites de commerce

wenn he allo, in die Iprache der wirtlchatt überlebt, an der koltbarlten „wäre , d'altitude constmctive variee avec la Cite de
an volkskraft, fpart.

die gegenwärtige gültige auffaffung, welche bauhöhen in ftädtifchem Woh-
nungsbau als günftig betrachtet werden, kennzeichnet folgender fatj aus den
deutfchen „reichsrichtlinien über das wohnungswefen" vom jähre 1929:
„die wohnungen müffen in gebäuden erftellt werden, die den heutigen hy-
gienifchen grundfätjen entfprechen, insbefondere hinreichende belichtung
und belüftung erhalten, diefen forderungen entfpricht am beften
der flachbau im weiteren finne. zu erftreben ift das einfamilienhaus mit
garten, verlangen die örtlichen verhältniffe das grofjhaus, fo ift diefes in
mittleren ftädten auf höchftens drei woh ngefchoffe und in gröhe-
ren ftädten auf höchftens vier wohngefchoffe zu befchränken.
nur in befonders gelagerten ausnahmefällen einzelner grofj-
ftädte darf darüber hinausgegangen werden, doch foll auch hier
die herabzonung, insbefondere in den aurjenbezirken, angeftrebt werden."
die hier verfolgte tendenz, die, wenn auch in weniger fcharfer ausprägung,
der majoritätsauffaffung anderer länder analog fein dürfte, entfpringt zunächft
der gefunden grundforderung, die f i e d I u n g sd i ch te der ftädte einzu-
fchränken, die hauptfächlich infolge der bodenfpekulation vielfach zu grofj

Gratte-ciel de M. Le Corbusier.

Vergleichende Zusammenstellung
von Oescniflsstedlen In verschiedener Beuhöhe umitle Corövs/ers Turmheusrfty.

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