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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 5.1931

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Gropius, Walter: Flach-, Mittel-, oder Hochbau?: Vortrag am III. intern. Kongreß für Neues Bauen, Brüssel 17-19. November 1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0035

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DISTEL, HAMBURG • diagramm zur feftftellung
der günftigften kapitalnutjung bei gefchäftsbauten
verfchiedener bauhöhe, die günftigfte zinsquote
von 10,7% liegt bei bauten mit über 11 gelcholfen ■
Diagram to find the most favourable utilization of
Capital in business premises of various height. The
most favourable rate of interest (10.7 per cent)
appears in buildings of more than eleven stories •
Diagramme pour trouver l'emploi le plus favorable
de capital dans des bätiments de commerce d'hau-
feur differente. Le taux d'interet le plus favorable
(10,7%) se trouve realise dans des bätiments ayant
plus de 11 etages

vorausfetyungen

3 (links • to ihe left • ä gauche)
DISTEL, HAMBURG ■ einflufj der gefchofjzahl ei-
nes hochhaules auf feine baukoften (je cbm um-
bauten raums). die unterluchungen find auf den
berechnungen zweier grohfirmen aufgebaut ■ In-
fluence of number of stories of a sky scraper on its
building cost (per cubic metre of volume). The
research is based on the calculations of two big
firms ■ Influence du nombred'etagesd'ungratteciel
sur le coüt de construction par cbm de cubage.
Les recherches se basent sur les calculations de
deux etablissements importants.

geworden ift. fache des ftaafes ift es, die fchäden, die fich aus dem ver-
hängnisvollen umftand, dafj der grund und boden den konjunkturfragen der
wirtfchaft unterworfen ift, im allgemeinintereffe zu beheben,
die verheerenden folgen der wilden bautätigkeit in den ftädten brachten als
gefunden rückfchlag die tendenz des „zurück zur natur" und den kämpf der
behörden und privater perfönlichkeiten nach dem ziel hin, die mehrzahl des
volkes im einfamilienheim mit garten unterzubringen, diefe wohnform
ift in vieler hinficht gewifj vorzüglich, und es kann nur begrübt werden, dafj
für die ftärkung des flachbaues öffentliche maßregeln ergriffen werden, un-
richtig ift es dagegen, wenn die natürliche tendenz zur höhenbefchränkung
des flachbaues auch auf das ftockwerkshaus übertragen wird, denn das ziel,
die fiedlungsdichfe aufzulockern, läßt fich auf rationellere weife regeln als
durch die übliche „herabzonung." vorfchläge für diefe wichtige frage folgen
fpäter. die wirlfchaftlichen erfahrungen der legten 10 jähre und die umftellung
zahlreicher volkskreife in der lebens- und wohnauffaffung laffen keinen zweifei,
dafj die einfeitige zielfetjung zu gunften des eigenheims eine vernachläffi-
gung des grofjbaues zur folge hatte, zu Verwirrungen führte und nachteilig
auf die gefamte wohnungspolifik wirkt, nach dem heutigen ftand der dinge
ift der gedanke, die mehrzahl des volkes in eigenheimen unterzubringen,
beftimmt eine wirtfchaftliche utopie. aber ift die zielfetjung überhaupt richtig?
ift das dem landleben entlehnte einfamilienhaus mit garten für die nach der
natur fich fehnende ftädtifche induftriebevölkerung in jeder beziehung die
ideale löfung? gibt allein diefe wohnform gewähr für körperlich und geiftig
vollentwickelte bewohner? ift eine vernünftige ftadtentwicklung denkbar, wenn
alle bewohner im eigenheim mit garten wohnen? ich glaube nein, aber unter-
fuchen wir die vorausfetjungen, um die optimalen grenzen zwifchen flachbau
und hochbau ziehen zu können.

die meinungen über die ideale wohnform ftehen fich fcharf gegenüber: fie
entfprechen in ihren wurzeln der alten antithefe von ftadt und land. der menfch
braucht gegenfäfje zur anregung und entfpannung, der wunfch des ftädters
nach dem land, des landmenfchen nach der ftadt ift elementarer natur und
fucht ftetig eine befriedigung. die fortfchreitende entwicklung hebt die kraf-
feften gegenfäfje auf, bringt errungenfchaften der ftadt aufs land hinaus und
reize der natur zurück in die ftadt. je weniger ein teil diefes doppelfeitigen
bedürfniffes feine fättigung findet —und diefer unbefriedigte zuftand befteht
ftärker oder fchwächer, befonders in den grofjflädten - um fo fchärfer bricht
der kämpf zu gunften ausgleichender faktoren, wie des haufes im garten, aus.
der kämpf um die wohnform ift alfo in feinem kern pfychologifchen urfprungs,
daher auch panifchen rückfchlägen und pfychofen unterworfen, wie wir fie in
dem leidenfchaftlichen kämpf gegen die mietskaferne erlebt haben,
unerläßliche Vorbedingungen für gefundes gedeihen der menfchen find außer

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