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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 5.1931

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Diskussion um neue Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0047

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DISKUSSION UM NEUE MALEREI

Zu den Auflagen über neue Malerei in Heft 11, von Ernlt Källai
und dem Herausgeber, find uns mehrere Äußerungen zugegan-
gen, aus denen wir hier einige Stellen mitteilen.
Zur abttrakten Malerei
Herr Oskar Neriinger (Berlin) (chreibt uns:

„verzeihen (ie wenn ich nicht fo ganz ihrer meinung bin, dafj das [tahlbad
der abftraktion die blofj fchönheiflichen züge vernichtet hat. ich glaube viel-
mehr, und es ift nicht Ichwer das zu beweifen, dafj die abftrakle maierei im
äfthetifchen (tecken blieb, foweit fie nicht darüber hinaus zu einer konkreten
form und gleichzeitig zu einem neuen inhalt kam. das ftahlbad der abltraktion
hat fich nicht als (tählern genug erwiefen . . .

das Itahlbad der abltraktion i(t, meiner meinung nach, nicht gleichzufetjen
dem einbruch fozialer ideen in der architektur. richtig ift felbftverftändlich,
dafj die foziale idee der architektur die möglichkeit gab, den eigentlichen
finn, und die dadurch bedingte neue form zu entwickeln, vor diefem ein-
bruch aber Itand die architektur da, wo die mehr oder weniger abltrakte ma-
ierei heute noch fleht, auch in der maierei wird erff der einbruch der fozialen
idee die Weiterentwicklung, der durch die abftraktion gewonnenen neuen
miltel ermöglichen, und ihr finn und inhalt, und damit weiter neue ausdrucks-
möglichkeiten geben".

Der Einwand Neriingers ift (ehr plaufibel. Nur fcheinen mir auch
feine eigenen Bilder, von denen hier drei ausgezeichnete Stücke
wiedergegeben werden, zu beweifen, dafj die bloße Darfteilung
von Szenen und Situationen aus dem Leben des Arbeiters noch
lange keine „foziale" Kunft ausmacht. Vor einiger Zeit fah man in
der Berliner Sezeffion eine Ausftellung ruffifcher Malerei, in der
es vor lauter Arbeiterverfammlungen, Hämmern und Sicheln nur
fo fprühte. Es war verheerend und von fozialer Kunft fo weit ent-
fernt wie nur denkbar! Gerade darauf follte der Artikel in Heft 11
hinweifen: daß es mit den alten malerifchen Mitteln nicht getan

30 OSKAR NERLINGER 31
An die Arbeit • To work • Au travail Tennis

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OSKAR NERLINGER ■ Der Frühzug • La marche matinale

ift, und daß die Abftraktion künftlerifch erft den Boden bereifet
hat, auf dem vielleicht eine foziale Malerei möglich ift. Auf das
Gegenftück in der Plaftik, Gabö, haben wir im letjten Heft auf-
merkfam gemacht. Gtr.

Zu r ,,Se rien ku n(t"

Herr S. Dub, Maler in Warfchau, fchreibt uns:

„Der Ausdruck „Serienkunft" (cheint mir in diefem Fall nicht geeignet zu fein,
da einer, wenn auch mehrfadien, doch handwerklichen Kopie doch die we-
(entlichffen Kennzeichen eines Serienproduktes fehlen, nämlich die durch
mechanifches Verfahren vereinfachte und erleichterte Maffenproduktion, mit
ftreng einheitlicher Qualität und unbefchränkter Anzahl der Erzeugniffe, und
die daraus folgende Verbilligung diefer Erzeugniffe.

Die zweite wie die zehnte „originalgleiche Wiederholung" verlangt ja die-
felbe Mühe wie das Originalgemälde, und der Preisunterfchied zwifchen
Kopie und Original ftammt in diefem Fall eigentlich nur aus der Sammler-
tradition, die ja eben angenommen hat, dafj es nicht möglich ift, die „ein-
malige, durch unwägbare und daher unwiederholbare Regungen beftimmte
Erfcheinung" treu zu kopieren."

Und ebenfalls Herr Neriinger:

„ferienkunft" . . . hierzu möchte ich bemerken, dafj meine arbeiten (ich durch
die von mir verwandte fpritjtechnik, ohne weiteres, durch einen beim aufbau
des bildes genau feftgelegten fchablonenplan, in mehreren exemplaren
malen laffen. es wird alfo nicht ein erftes bild kopiert, fondern die fchablonen
des erften bildes werden auch für alle übrigen benutjt, fo dafj immer origi-
nale entftehen".

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