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Geist, F. W.: Die neuen Bildungsaufgaben der Volksschule
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0245
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Herr Geift trifft in New York ein. Fotomontage in
der Klaffe
Mr. Geist arrives in New York. Jumbling photoes
in the form
M. Geist arrive ä New York. Fotomontage dans
!a classe
DIE NEUEN BILDUNGSAUFGABEN DER VOLKSSCHULE
Von F. W. Geift, Halle a. d. S.
I. Die veränderte Aufgabe der Volksfchulerziehung
„Faft kann man [agen, die Volksfchule, die Bildungsanftalt der
breiten Maffe unferer Bevölkerung, hat aufgehört zu exiftieren,
auf jeden Fall erleben wir ihren geiftigen Tod."
Aus„Neuaufbau unferesSchulwelens"(im Auftrag des gefchäfts-
führenden Ausfchulfes des preuhjlchen Lehrervereins, ausge-
arbeitet von Wilhelm Paulfen).
1. Unfere Zeit ift wirtfchaftlich orientiert. Die Verwirklichung der Idee, die
den Menfchen als Mitte der Welt erklärt, breitet fich aus. Technik und
Induftrie werden ihr zu immer unentbehrlicheren Helfern, zwingen alles
in reale Pofition, zu realen Forderungen und Entfcheidungen. Das Geiftige
und Seelifche wird von zunehmender Realgefinnung bedrängt, zur Seite
gefchoben, zur Dispofition geftellt. Wir leben in dauernder Spannung.
Es gilt: Machtgewinn, Sicherung, Eignung, Klarheit, Nüchternheit, Präzifion,
Organifation. Wozu? Vorläufig gilt wenig aufjerdem.
2. Der gigantifche Kampf der Technik und Induftrie, der in hundert Jahren
Jahrtaufende überholt, erobert, greift um fich, zwingt Änderungen, bedingt
Chaos, Krifen, aber er drängt vorwärts, reifjf unaufhaltfam mit. Der Menfch
wird Opfer der Eroberung, Sklave der Mittel, wird preisgegeben. Der
Prozefj geht weiter. Widerfpruch wächft, Empörungen organifieren fich
gegen das Syftem, fordern und proklamieren. Neue Syfteme führen den
Kampf weiter. Die Kurslinie fteht feft, unveränderlich.
3. Wohin führt der technifch-induftrielle Prozefj? Ad infinitum? Der Menfch
wird feine Grenze finden. „Der technifch-induftrielle Prozefj wird im Laufe
der Zeit immer mehr den Charakter eines Ausbau- und Verfeinerungs-
prozeffes am grundfätjlich Erfundenen, Erfchaffenen, Geleifteten anneh-
men." Die geiftigen und feelifchen Funktionen, von Sachlichkeit, Nüchtern-
heit, Mechanifierung um ihre Intenfität gebracht, werden aus neuer Lebens-
notwendigkeit heraus aktiviert werden. Was wird man tun? Altes Kultur-
gut pflegen, Bildungsamüfementes veranftalten im Sinne unferer vortech-
nifchen Entwicklung? Nein. „Der Menfch der Zukunft, der Menfch einer
ganz andersartigen, viel gröfjeren und vor allem einer autonomen, aus
feinem eigenen Wefen hervorgegangenen Wirklichkeit wird keinesfalls
einfach als reumütiger Sünder zu den Gedanklichkeiten vergangener
Zeiten greifen, und feien fie im übrigen noch fo perennierend, fondern er
wird fich nunmehr vor allem nach innen bilden und geftalten, wird fich
emporfchwingen zu einer geiftigen Rechtfertigung feiner Autonomie, zu
einer Legitimierung deffen nach innen, was er bis dahin nach aufjen
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Herr Geift trifft in New York ein. Fotomontage in
der Klaffe
Mr. Geist arrives in New York. Jumbling photoes
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M. Geist arrive ä New York. Fotomontage dans
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DIE NEUEN BILDUNGSAUFGABEN DER VOLKSSCHULE
Von F. W. Geift, Halle a. d. S.
I. Die veränderte Aufgabe der Volksfchulerziehung
„Faft kann man [agen, die Volksfchule, die Bildungsanftalt der
breiten Maffe unferer Bevölkerung, hat aufgehört zu exiftieren,
auf jeden Fall erleben wir ihren geiftigen Tod."
Aus„Neuaufbau unferesSchulwelens"(im Auftrag des gefchäfts-
führenden Ausfchulfes des preuhjlchen Lehrervereins, ausge-
arbeitet von Wilhelm Paulfen).
1. Unfere Zeit ift wirtfchaftlich orientiert. Die Verwirklichung der Idee, die
den Menfchen als Mitte der Welt erklärt, breitet fich aus. Technik und
Induftrie werden ihr zu immer unentbehrlicheren Helfern, zwingen alles
in reale Pofition, zu realen Forderungen und Entfcheidungen. Das Geiftige
und Seelifche wird von zunehmender Realgefinnung bedrängt, zur Seite
gefchoben, zur Dispofition geftellt. Wir leben in dauernder Spannung.
Es gilt: Machtgewinn, Sicherung, Eignung, Klarheit, Nüchternheit, Präzifion,
Organifation. Wozu? Vorläufig gilt wenig aufjerdem.
2. Der gigantifche Kampf der Technik und Induftrie, der in hundert Jahren
Jahrtaufende überholt, erobert, greift um fich, zwingt Änderungen, bedingt
Chaos, Krifen, aber er drängt vorwärts, reifjf unaufhaltfam mit. Der Menfch
wird Opfer der Eroberung, Sklave der Mittel, wird preisgegeben. Der
Prozefj geht weiter. Widerfpruch wächft, Empörungen organifieren fich
gegen das Syftem, fordern und proklamieren. Neue Syfteme führen den
Kampf weiter. Die Kurslinie fteht feft, unveränderlich.
3. Wohin führt der technifch-induftrielle Prozefj? Ad infinitum? Der Menfch
wird feine Grenze finden. „Der technifch-induftrielle Prozefj wird im Laufe
der Zeit immer mehr den Charakter eines Ausbau- und Verfeinerungs-
prozeffes am grundfätjlich Erfundenen, Erfchaffenen, Geleifteten anneh-
men." Die geiftigen und feelifchen Funktionen, von Sachlichkeit, Nüchtern-
heit, Mechanifierung um ihre Intenfität gebracht, werden aus neuer Lebens-
notwendigkeit heraus aktiviert werden. Was wird man tun? Altes Kultur-
gut pflegen, Bildungsamüfementes veranftalten im Sinne unferer vortech-
nifchen Entwicklung? Nein. „Der Menfch der Zukunft, der Menfch einer
ganz andersartigen, viel gröfjeren und vor allem einer autonomen, aus
feinem eigenen Wefen hervorgegangenen Wirklichkeit wird keinesfalls
einfach als reumütiger Sünder zu den Gedanklichkeiten vergangener
Zeiten greifen, und feien fie im übrigen noch fo perennierend, fondern er
wird fich nunmehr vor allem nach innen bilden und geftalten, wird fich
emporfchwingen zu einer geiftigen Rechtfertigung feiner Autonomie, zu
einer Legitimierung deffen nach innen, was er bis dahin nach aufjen
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