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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 5.1931

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Das Neue Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0150

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BUND „DAS NEUE FRANKFURT"

1. Verbilligtes Abonnement tür die Zeitfchrift

Die Monatsfchrift „Das Neue Frankfurt" wird als offizielles Organ
des Bundes an die Mitglieder zum ermäßigten Preife von jährlich
8 Mark ((talt 12 Mark) abgegeben. Diejenigen Mitglieder, welche
den laufenden Bezug wünfchen, werden gebeten, die Anmel-
dung bei der Gefchäftsffelle des Bundes vorzunehmen.

2. Herabfetjung des Mitglieder-Beitrages

Der Vorltand hat befchloffen, den Mitglieder-Beitrag für das

2. Gefchäftsjahr (1. Mai 1931 bis 30. April 1932) von 10 auf
8 Mark herabzu feßen. Die Beikarten für Familienangehörige
ermäßigen (ich dementlprechend von 5 auf 4 Mark.

3. Veranlagungen

Der Vortrag von Stadtrat Niemeyer „Städtebau und
Landesplanung inSchlelien" fand am 18. Mai bei außer-
gewöhnlich zahlreicher Beteiligung im Palmengarten (tatt. Stadt-
rat Niemeyer (childerte (ehr eindringlich und klar die großen
Schwierigkeiten der Landesplanungsarbeit in den fchlefifchen
Indultriegebiefen fowie (eine eigene fehr ausgedehnte Arbeit
als Leiter der Schleichen Wohnungsbaugefellfchaft.
Am 16. Juni fpricht in einer Veranftaltung des Bundes, des Statifti-
Ichen Seminars der Univertität [owie des InftitutsfürSozialforfchung
Dr. Otto Neurath-Wien über „Neue Methoden bildlta-
t i ft i f ch e r D a r ft e 11 u n g e n" in einem Hörlaa! der Univerfitäf.
Gleichzeitig findetim Inftitutfür Sozialforfchung eine kleine Aushei-
lung der neueren Arbeiten des von Neurath begründeten und
geleiteten Wiener „Gefellfchafts- und Wirtlchaftsmufeums" (tatt.

4. Mitgliederverfammlung

Im Anfchluß an den Vortrag von Stadtrat Niemeyer hielt der Bund
im Palmengarten feine erfte Mitgliederverfammlung ab, bei der
etwa hundert Mitglieder zugegen waren. Dr. Gantner, der als
Itellverfretender Vorfißender die Verhandlungen leitete, erftattete
den Bericht desVorftandes über das erfte Gefchäftsjahr, Dr.Salomon
den Kaffenbericht, welcher dank den zahlreichen Neueintritten
relativ günftig ablchließt. Die Verfammlung wählte hierauf ein-
ftimmig Herrn Direktor Ulrich Burmann zum erftenVor-
fißenden. Die Herren Paul Seligmann und Dr. M. H. Maier
berichteten über die Arbeit und die Ziele der Arbeitsgemein-
fchaften für modernen Film und für Städtebau. In der Diskuffion
verficherte ein Vertreter der „Frankfurter Zeitung" den Bund des
großen Intereffes, das die Preffe an feinen Veranlagungen nimmt.
Der Vorftand fetjt (ich für das zweite Gefchäftsjahr zufammen aus
den Herren Direktor Burmann (I. Vorfitjender), Dr. Gantner
(Schriftführer), Dr. Friß Salomon (Schaßmeifter), Prof. Drevermann
und Prof. Schufter (Beifißer).

5. Arbeitsgemeinfchaft für Städtebau

In der Sißung vom 21. Mai wurde die Frage der Senkung der
Bodenpreife in Frankfurt a. M. auf Grund eines Referates von

Herrn Ernft Kahn fehr eingehend diskutiert. Die Ausfprache,
die zu pofitiven Relultafen führte, wird in nächfter Zeit fortgefeßt.

Gtr.

Arbeitsgemeinfchaft für modernen Film

Sie veranftaltete Sonntag, den 3. Mai, für die Mitglieder des Bundes,
der Senckenbergifchen Gefellfchaft, der Niederländifchen Han-
delskammer und des Holland - Inftituts mit großem Erfolg eine
J o r i s-1 v e n s-M a t i n e e. Aufgeführt wurden der andiefer Stelle
fchon mehrfach befprochene Film „Zuiderfee" und der Film „Re-
gen". Ivens entwickelte vorher feine Gedanken über den doku-
mentarifchen Film. Für feine Pflege nannte er 4 Hauptgründe:

1) K ü n (f I e r i ( ch: Der Film ilt ein relativ unbekanntes Gebiet ohne grofje
Tradition und hat noch lange nicht die Gefahr überwunden, von anderen
älteren Künften beeintluf)t und überwuchert zu werden (Malerei, Sprech-
bühne). Der dokumentarifche Film entgeht dieler Gefahr, da er nur mit
(pezififch filmifchen Mitteln arbeitet.

2) ö k o n o m i Ich: Die Herftellung der dokumentarifchen Filme erfolgt unab-
hängig von der eigentlichen Film-Indultrie im Auftrag von Verbänden,
Fabriken und—wie in Rufjland— der Regierung. Wenn auch die Vor-
fchriften des Auftraggebers die freie künftlerifche Konzeption möglicher-
weile beeinträchtigen, to kann der Regiffeur gerade beim dokumentari-
fchen Film jederzeit klar Überlehen, wo und wann er Rechnung tragen
muh. Der Kampf zwifchen Regiffeur und Financier ift ein offener, wogegen
die bei der Herftellung der meilten Spielfilme gefchloffenen Kompromiffe
verfchleiert find und a priori die künftlerifche Arbeit in eine ganz beftimmte
Richtung drängen, welche von Zenfur, Auffichtsrat und der unteren Grenze
des Puplikumsgefchmacks beltimmt ift.

3) lnhaltlich:Der dokumentarifche Film bedeutet eine Loslöfung von dem
unwahrhaftigen, fiktiven Inhalt der meiffen Spielfilme. Sein Inhalt ift wahr,
real, murj aber nicht rein befchreibend fein; der dokumentarifche Film der
Zukunft wird immer in die fachliche Schilderung menfchliche Alltagsbege-
benheiten eingliedern, welche mit dem Thema eng verbunden find und
fomit feine Darftellung noch ftärker akzentuieren.

4) Wirkung: Menfchen gehen ins Kinotheater, um einen angenehmen
Feierabend zu verbringen, um betäubt und benommen wieder nach
Haufe zu gehen. Der dokumentarifche Film gibt produktive Anregung.
Er will die am Feierabend gefammelte, latente Kraft im Alltag der Menfch-
heit wieder dienltbar machen. In diefem Sinne hat auch der Film „Turkfib"
das Verantwortungsbewußtem [einer ruffifchen Zufchauer geftärkt, fo dafj
lie fich vornahmen, noch tatkräftiger an dem Aufbau des Fünfjahresplanes
mitzuarbeiten. Ähnlich war fchliehlich die Wirkung des Filmes „Zuiderfee"
auf (ein holländifches Publikum, die Mitglieder der Baugewerklchaften.

Herr Ivens betonte, daß (ich der dokumentarifche Film nur durchl-
ießen könne, wenn fich die daran intereffierten Kreife aktiv zu ihm
bekennen und organifieren. Er bat das Frankfurter Publikum, fich
zufammen mit der Frankfurter Film-Liga, d. h. dem Bund „Das
Neue Frankfurt" für den dokumentarifchen, d. h. den guten Film
einzufeßen.

Am 21. Mai befprach die Arbeitsgemeinfchaft mit dem Leiter der
ftädtifchen Lichtbildftelle die Frage der Lehrfilme. P.S.

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