DOI Artikel:
Internationale Umschau
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0231
INTERNATIONALE
UMSCHAU
NEUES BAUEN IN BELGIEN
32-33
Der neue Flughafen in Antwerpen. 1930/31 ■ The new Antwerp Airport. 1930,31 • Le nouveau aeroport d'Anvers. 1930/31. Archifecte: M. St. Jasinski,
Anvers
LE CORBUSIER UND DER VOLKERBUND
Die Angelegenheit des Völkerbundgebäudes wirft immer neuen
Staub auf. Kaum haben die Tageszeitungen neuerdings wieder
davon berichtet, daß die Bauarbeiten durch die Uneinigkeit der
beteiligten Architekten ins Stocken geraten feien, und dafj infolge-
delfen jedenfalls mit einer Verlängerung der Bauzeit gerechnet
werden müffe, fo tritt nun Le Corbufier mit einer neuen Anklage
auf. In einer loeben erfchienenen „Requete de MM. Le Corbulier
et P. Jeanneret ä M. Le president du Conseil de la Societe des
Nations", die er durch Vermittlung der franzöfitchen Regierung
nach Genf gerichtet hat, beweift er nichts Geringeres, als d a ß
das endgültige Projekt der Architekten Nenot,
Broggi, Lefebre und Vago ein Plagiat feines
eigenen Projektes fei, und er verlangt auf Grund diefer
Tatfache eine gebührende materielle und moralifche Entlchädi-
gung von feiten des Völkerbundes ! Man erfährt aus diefer wieder-
um mit äußerfter Schärfe und Logik gefchriebenen Brofchüre, daß
die vom Völkerbund eingelegte Fünferkommiffion im April 1929,
alfo über ein Jahr nach der Wahl der Architekten Nenot und
Genoffen, Le Corbufier nach Genf kommen und über feine Ideen
Vortrag halten lief}! Le Corbufier fchreibt denn auch die Schuld
an dem offenfichtlichen Plagiat nicht den beteiligten Architekten,
fondern diefer Kommiffion zu, die nach feiner Meinung die Archi-
tekten gezwungen haben (oll, ihre urfprünglichen Projekte völlig
aufzugeben und die Ideen von Le Corbufier ohne irgend eine
Entfchädigung an diefen aufzunehmen, wobei eine fehr farblofe
Faffade nach außen hin diefes Plagiat verfchleiern mußte.
Selbft wenn Le Corbufier, der mit einer bewundernswerten Hart-
näckigkeit für (eine Sache kämpft, nicht in allen Einzelheiten Recht
haben follte, (o bleibt beftehen, dafj die Haltung des Völkerbun-
des in diefer Angelegenheit von Anfang an eine Schande war,
und es ift höchfte Zeit und nicht zu fpät, daß endlich in Genf ver-
fucht wird, die ganze Sache zu revidieren. Nicht nur Le Corbufier
allein, alle Staaten, deren Mittel in dieler Weife verfchleudert
werden, müffen darauf beftehen, dar) endlich Ordnung und Recht
gefchaffen wird ! Gtr.
BERICHT AUS AMERIKA
Umbaute Gröfjträume in U. S.
Glas finkt zu einem unbedeutenden Anteil im Koftenanfchlag
gewiffer geplanter Großbauten in U. S. Dies gelchieht, während
es andernorts übertriebenen Schmuckcharakter gewinnt, da es (ich
als der bisher mafchinell beft vervollkommnete Außenwandftoff
eindrucksvoll vortragen läßt.
Bei Riefeninnenräumen vermindert (ich häufig derQuotientAußen-
wandfläche durch Rauminhalt foweit, daß auch eine gänzliche
Glaseinfchalung für die Belichtung unerheblich und unwirkfam
(ich erweitt. Zudem: Wie kurz auch die individuellen Arbeitszeiten
171
UMSCHAU
NEUES BAUEN IN BELGIEN
32-33
Der neue Flughafen in Antwerpen. 1930/31 ■ The new Antwerp Airport. 1930,31 • Le nouveau aeroport d'Anvers. 1930/31. Archifecte: M. St. Jasinski,
Anvers
LE CORBUSIER UND DER VOLKERBUND
Die Angelegenheit des Völkerbundgebäudes wirft immer neuen
Staub auf. Kaum haben die Tageszeitungen neuerdings wieder
davon berichtet, daß die Bauarbeiten durch die Uneinigkeit der
beteiligten Architekten ins Stocken geraten feien, und dafj infolge-
delfen jedenfalls mit einer Verlängerung der Bauzeit gerechnet
werden müffe, fo tritt nun Le Corbufier mit einer neuen Anklage
auf. In einer loeben erfchienenen „Requete de MM. Le Corbulier
et P. Jeanneret ä M. Le president du Conseil de la Societe des
Nations", die er durch Vermittlung der franzöfitchen Regierung
nach Genf gerichtet hat, beweift er nichts Geringeres, als d a ß
das endgültige Projekt der Architekten Nenot,
Broggi, Lefebre und Vago ein Plagiat feines
eigenen Projektes fei, und er verlangt auf Grund diefer
Tatfache eine gebührende materielle und moralifche Entlchädi-
gung von feiten des Völkerbundes ! Man erfährt aus diefer wieder-
um mit äußerfter Schärfe und Logik gefchriebenen Brofchüre, daß
die vom Völkerbund eingelegte Fünferkommiffion im April 1929,
alfo über ein Jahr nach der Wahl der Architekten Nenot und
Genoffen, Le Corbufier nach Genf kommen und über feine Ideen
Vortrag halten lief}! Le Corbufier fchreibt denn auch die Schuld
an dem offenfichtlichen Plagiat nicht den beteiligten Architekten,
fondern diefer Kommiffion zu, die nach feiner Meinung die Archi-
tekten gezwungen haben (oll, ihre urfprünglichen Projekte völlig
aufzugeben und die Ideen von Le Corbufier ohne irgend eine
Entfchädigung an diefen aufzunehmen, wobei eine fehr farblofe
Faffade nach außen hin diefes Plagiat verfchleiern mußte.
Selbft wenn Le Corbufier, der mit einer bewundernswerten Hart-
näckigkeit für (eine Sache kämpft, nicht in allen Einzelheiten Recht
haben follte, (o bleibt beftehen, dafj die Haltung des Völkerbun-
des in diefer Angelegenheit von Anfang an eine Schande war,
und es ift höchfte Zeit und nicht zu fpät, daß endlich in Genf ver-
fucht wird, die ganze Sache zu revidieren. Nicht nur Le Corbufier
allein, alle Staaten, deren Mittel in dieler Weife verfchleudert
werden, müffen darauf beftehen, dar) endlich Ordnung und Recht
gefchaffen wird ! Gtr.
BERICHT AUS AMERIKA
Umbaute Gröfjträume in U. S.
Glas finkt zu einem unbedeutenden Anteil im Koftenanfchlag
gewiffer geplanter Großbauten in U. S. Dies gelchieht, während
es andernorts übertriebenen Schmuckcharakter gewinnt, da es (ich
als der bisher mafchinell beft vervollkommnete Außenwandftoff
eindrucksvoll vortragen läßt.
Bei Riefeninnenräumen vermindert (ich häufig derQuotientAußen-
wandfläche durch Rauminhalt foweit, daß auch eine gänzliche
Glaseinfchalung für die Belichtung unerheblich und unwirkfam
(ich erweitt. Zudem: Wie kurz auch die individuellen Arbeitszeiten
171