Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 5.1931

DOI Artikel:
Internationale Umschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17293#0283

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„ecker mit teilweife (ehr reifen und (tarken Proben vorgeführt
wird. Dorf im prunkenden Rahmen Wand und Raum verheerend
das fich aufbaufchende Gefpenlt eines Ehemals; hier allenthalben
neues Befinnen, neue Wertferjung, neue Zeichenfprache für eine
neue Weltumordnung. Aufgebaut von den Kölner Malern Hoerle
und Seiwert an Hand der in ihrem Mitteilungsblatt „a bis z" ver-
tretenen Grundlage, umfaht die Ausftellung bei Becker Arbeiten
von Alma (Holland), Amt) (Wien), Baumeilter (Frankfurt), Düx
(Köln), Engelin (Stettin), Freundlich (Köln, z. Z. Paris), Grevenig
(Saarbrücken), Haas (Dü(feldorf), Hausmann (Berlin), Hauswirth
(Elfen), Herbin (Paris), Hoerle (Köln), Kubicky, Kubicka (beide
Berlin), Moholy-Nagy (Berlin), Nagel (Elberfeld), Neugeboren
(Paris), Schlemmer (Breslau), Seiwert (Köln), Tfchinkel (Prag). J.

Neue Bücher über Malerei

Auf die deutfche Ausgabe von Amedee Ozenfants „Art",
die unter dem Titel „Leben und Geftaltung" im Verlag Müller
und Kiepenheuer in Potsdam erfchien (herausgegeben von
Gertrud Grohmann) haben wir fchon früher aufmerkfam gemacht.
Ozenfant wird demnächft im Bund dnf einen Vorfrag halten.
Will Grohmann hat in den „Editions Cahiers d'Art" zwei
hervorragend (chöne und interellante Bände über Kandinfky
und Klee ericheinen laden, die zum Belten gehören, was die
neuere Kunftliteratur kennt. Wir hoffen, Grohmann in unlerer
Zeitfchrift bald über moderne Malerei fprechen laffen zu können.
Der Maler M.Seuphor bringt foeben im Verlag „Les Tendances
Nouvelles" in Paris ein lehr perfönliches Buch über Greco
heraus. Derfelbe Verlag kündigt ein weiteres Buch von Seuphor
an „Un renouveau de la peinture en Belgique Flamande".

TANZ

Valeska Gert hat eine Selbftbiographie gefchrieben: „Mein
Weg" (A. F. Devrient, Leipzig). Es ift ein großartiges Bekenntnis
zum Leben. Ohne jede literarilche Ambition gefchrieben, knapp
und konzentriert wie ihre Bühnengeftaltungen. Ehrlich bis zur
Schamlofigkeit; aber in diefer Athmofphäre der Wahrheit gibt es
keine Anftöfjigkeit. Das Leben der Gert beftätigt ihre Kunft. Sie
hat den Tod der Bourgeoifie in unzähligen Einzeldarfteilungen
auf der Bühne gezeigt. Sie ift eine, die die Armfeligkeiten und
das Leid ihrer Generation immer wieder herausfchreien murj. Sie
hat die Erlöfung noch nicht gefunden. Aber (ie ift ein zäher Kerl
und behält den Kopf oben.

Im allgemeinen reiht man die Gert unter die Tänzerinnen ein. Sie
felbft bezeichnet (ich als einen Übergang zum neuen Theater.
Und damit hat fie recht. Denn ihre Zufammenfaffung jeder menfch-
lichen Ausdrucksform in diefen, mit Explolivttoff geladenen Vifi-
onen ift etwas neues, revolutionäres und nicht auf Bewegung oder

Schaufpielerei befchränkt. Aber während fie als Künftlerin
immer noch mit den Geftalten kämpft, die fie längft überwunden
hat und Itofflich in der Epoche verftrickt bleibt, die lie verhöhnt;
während fie alfo auf der Bühne nur verneint, hat fie als privater
Menfch die neue Balis gefunden. Ihr Buch dokumentiert das in
geradezu erfchütternder und beglückender Weife.
Die Gert fpricht als Vorkämpferin einer Generation, für alle, die
nicht wie fie den Mut zum geraden Handeln und Bekennen haben.
Ihr Buch hat nichts mit den Enthüllungen pikanter Memoirenwerke
gemein. Das gewih; ungewöhnliche Einzelfchickfal enthält Monu-
mentalität. Ein Menfch von heute wird zum Menfchen von morgen.

Schlee

31

VALESKA GERT in ihrem Tanz „Boxen". Januar 1931. (Aus: Valeska Gert,
„Mein Weg", Verlag Devrient, Leipzio.) • VALESKA GERT in her dance
„Boxing". January 1931 • VALESKA GERT dans sa danse „La Boxe", Jan-
vier 1931

213
 
Annotationen